Alles begann in den 1980er-Jahren im Wohnhaus des Firmengründers Ingo Wegner in Seckenhausen. Heute ist das Digitaldruckhaus Wegner in einem großen Gebäude im Brinkumer Gewerbegebiet zu Hause und kümmert sich um rund 4500 Aufträge pro Jahr. Mit einem in seiner Druckerei produzierten Buch hat der Betrieb kürzlich den British Book Design and Production Award in der Kategorie „Trade Illustrated“ gewonnen, der in London verliehen wurde.
Anfangs gehörte nur die sogenannte Druckvorstufe zu den Aufgaben von Wegner. "Das beinhaltet Satz, Filmbelichtung sowie Proof für Druckereien und Agenturen", berichtet Geschäftsführer Henning Rose, der 1996 mit einer Lehre zum Schriftsetzer bei Wegner angefangen hat.

Mit diesem Buch konnte Wegner die Konkurrenz hinter sich lassen.
"Irgendwann kam dann die direkte Plattenbelichtung auf", erläutert er. Sei eine Druckplatte früher noch per Film belichtet worden, sei dies seit Ende der 1990er-Jahre auch direkt auf der Platte möglich gewesen. Um am Zahn der Zeit zu bleiben, schaffte sich die Firma ein Gerät für sogenannte digitale Druckplattenbelichtung an. Da dies jedoch zu groß für Wegners Wohnhaus war, zog die Druckerei um. "2000 haben wir mit dem Bau an der Edisonstraße angefangen. Ein Jahr später zogen wir ein", erzählt Rose.
Alles unter einem Dach
Der Boom sei allerdings recht schnell wieder vorbeigegangen, weshalb sich die Firma auf Digitaldruck fokussierte. "Anfangs wurden wir noch belächelt", erinnert sich der Geschäftsführer. 2007 wurde die erste größere Digitaldruckmaschine angeschafft. "Im Zuge der Weiterverarbeitung haben wir dann auch weiter ausgebaut." Es folgten Maschinen etwa zum Pfalzen und Schneiden und 2012 eine weitere Digitaldruckmaschine, sodass mittlerweile vom einzelnen Blatt Papier bis zum fertigen Buch alles unter einem Dach geschieht. Aber auch Dinge wie Visitenkarten, Broschüren oder Kalender entstehen bei Wegner Druck.
"2015 bekamen wir unsere erste großformatige Digitaldruckmaschine", erzählt Rose. Das sei die zweite des Herstellers Fujifilm in Deutschland gewesen. "Heute sind wir mit drei Maschinen des Herstellers unterwegs", sagt Rose außerdem. "Fujifilm hat uns von Anfang an begleitet." So ist auch das preisgekrönte Buch mit dem Titel "Release your Vision" ein Projekt des britischen Ablegers von Fujifilm.

In der Brinkumer Druckerei wird der komplette Entstehungsprozess eines Buches abgedeckt.
Das Buch sei ein Herzensprojekt des Marketingchefs von Fujifilm gewesen, erzählt Henning Rose. Nach einigen Testdrucken und ständiger Abstimmung mit Fuji sei das Buch schließlich mit einer Auflage von 500 Stück in den Druck gegangen. "Release your Vision" sei als Imagebuch über die Geschichte und das Geschäftsfeld von Fujifilm anlässlich eines neuen Democenters in Ratlingen entstanden. "Das Buch hat sehr viel Anklang gefunden", freut sich Rose. Dass das Buch für den Preis nominiert war, wusste er allerdings nicht. "Eine Person vom Marketing hat es einfach angemeldet", erzählt er. "Im Dezember vergangenen Jahres bekamen wir dann die Nachricht, dass wir es ins Finale geschafft haben." Da habe er immer noch nichts von der Teilnahme gewusst. Und bei der Preisverleihung landeten sie auf dem ersten Platz. "Dass ein deutscher Produzent diesen englischen Buchpreis gewinnt, kommt so gut wie nie vor", berichtet Rose stolz. Ausgezeichnet wurden letztendlich die Gestaltung und "die hohe Qualität der Ausführung". Das Besondere an dem Buch: "Es wurde mit zwei verschiedenen Technologien gedruckt." Außerdem wurden unterschiedliche Materialien verwendet, erläutert Rose. "Trotzdem ist in dem Buch kein Unterschied erkennbar."
Einiges geschieht noch per Hand
Insgesamt 15 Mitarbeiter sind bei Wegner tätig. Einiges wird auch in der Druckerei noch von Hand gemacht. "Es ist immer der Mensch, der das Buch noch einmal in die Hand nimmt und nachmisst", betont der Geschäftsführer. Für große Bücher, die in der sogenannten Fadenheftmaschine gebunden werden, müssen die Buchblöcke ebenfalls händisch eingelegt werden. Ein klassisches Buch sei nach vier Arbeitsschritten fertig. "Bis das Preisträger-Buch fertig war, hat es acht Schritte gedauert", erläutert Rose. Drei Viertel dieser Arbeit seien von Maschinen übernommen worden.
Ungewöhnliche Produkte sind ohnehin ein Steckenpferd der Firma. Die Jubiläumschronik eines Lebensmitteleinzelhändlers hat die Druckerei in einem riesengroßen Buch im Format 50 mal 70 Zentimeter verwirklicht. "Das ist sehr im Kopf geblieben", sagt Henning Rose. Vor allem, weil die ersten Versuche nicht gehalten haben, da das Buch zu groß und zu schwer war. "Durch mehrfache Bindung hat es dann gehalten."
In einem Produkt einer Künstlerin verbirgt sich neben diversen Fotos von Austern auch ein entsprechendes Messer, um die Buchseiten, von denen jeweils zwei miteinander verbunden sind, wie eine ebensolche zu öffnen.
Aufgrund dieser Spezialisierung merkt die Firma von der fortschreitenden Digitalisierung nur wenig, sagt Rose. "In bestimmten Bereichen hat es schon Auswirkungen, aber spezielle Produkte in kleinen Auflagen werden weiter nachgefragt." Er sei der festen Überzeugung, dass das Gedruckte sich nicht verlieren wird, glaubt der Geschäftsführer. "Die Auflagen werden zwar niedriger, aber dafür wird es besonderer und wertiger."