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Kunsthalle Bremen "Three by chance" zeigt eine besondere Künstlerfreundschaft

"Three by chance", die neue Sonderausstellung in der Kunsthalle, widmet sich den Werken der Bremer Künstler Wolfgang Michael, Norbert Schwontkowski und Horst Müller. Die verbindet eine ganz besondere Beziehung.
09.04.2024, 17:15 Uhr
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Von Iris Hetscher

Alles begann auf Kreta. Auf der griechischen Ferieninsel begegneten sich die drei Künstler Wolfgang Michael, Norbert Schwontkowski und Horst Müller 1972 – und es sollte ein Treffen werden, dass nicht nur in eine langjährige Freundschaft mündete.

Die drei bezogen zwei Jahre später das Haus in der Kohlhökerstraße 60a im Ostertorviertel und gründeten eine Lebens- und Künstlergemeinschaft. Oder, wie Kunsthallendirektor Christoph Grunenberg es formulierte, eine "Dreiecksbeziehung", in der man nicht nur gemeinsam philosophierte oder Yoga praktizierte, sondern sich natürlich auch über Kunst austauschte. Ein Modell, geprägt durch den Aufbruchsgeist der 1960er- und 1970er-Jahre.

Einen intensiven Blick auf diese besondere Beziehung der drei ermöglicht die Ausstellung "Three by chance" im Erdgeschoss der Kunsthalle; zu übersetzen wäre dieser charmante englische Titel mit dem etwas umständlichen "Drei, die der Zufall zusammengeführt hat". Es geht darum, wie das Trio sich in seiner Kunstproduktion gegenseitig beeinflusst hat, oder, wie Co-Kuratorin Eva Fischer-Hausdorf erklärte, "wie die Positionen aufeinander einwirken". Kuratiert haben die Ausstellung mit 70 Werken, die sich über sechs Räume erstreckt, Horst Müller und Wolfgang Michael. Der dritte im Bunde, Norbert Schwontkowski, ist 2013 verstorben.

Miteinander verquickte Installationen

Eine klassische Werkschau dreier Künstler ist es also nicht, was einen in der Kunsthalle erwartet, es sind eher miteinander verquickte Installationen. Die prägen den jeweiligen Raum, manchmal weisen sie auch über ihn hinaus. Im ersten Raum sind die Positionen noch relativ klar voneinander abgegrenzt. Von Horst Müller ist eine fotografierte Ready-Made-Folie zu sehen, die übereinandergeschichtete Kochtöpfe zeigt; der Titel: "Die Mutter aller Enten" erschließt sich, wenn man die Henkel näher betrachtet.

Norbert Schwontkowski hütet dagegen auf einem seiner melancholisch-surrealistischen (oder umgekehrt?) Bilder als grau verhüllter Hirte eine Herde von Schafen, denen die Namen seiner Vorbilder beigegeben sind, während Wolfgang Michael die Wandarbeiten "Blau" und "Rot" zeigt. Das sind Werke, die je nach Lichteinfall changierende Glaskügelchen zeigen, aber auf die Enträtselung der schwarzen Linienstruktur setzen. Die Farbe wird behauptet, nicht gezeigt.

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In den folgenden Räumen sind immer wieder Themen identifizierbar: Die Welt, mal von einer Schwontkowski-Figur geküsst, mal von Müller quasi als kontinentaler Kreis auf eine Scheibe gebannt – in einem weiteren Saal ist "Amerika" als lange Lichtspur auf dem Boden zu sehen. Mal geht es um Alltagseindrücke, die bei Michael mittels Sound und Installation zum Raumerlebnis werden. Mal um das Thema "Licht und Energie", wenn Schwontkowskis düsteres Bild über Baku ("Blind Man's Faith") auf eine silberfarben gestrichene Wand trifft – und auf Bänke von Michael, deren Sitzflächen aus industriellem Wachs sind, einem Abfallprodukt von Ölraffinerien, wahrscheinlich auch in Baku.

Biografischer Hintergrund

Immer wieder gerät man nicht nur ins Nachdenken, sondern, ob der Querbezüge ins Schmunzeln. Müllers "Das Rendezvous" mit zwei Uhren, die unterschiedliche Zeiten zeigen und zugleich das Ewigkeitssymbol einer Acht bilden, werden von Schwontkowskis urkomischen "Uhrenwürger" kommentiert. Ein Raum ("All our talents") widmet sich dem biografischen Hintergrund der Künstler, samt Bibliothek und Soundtrack.

Auf begleitende Texte verzichtet "Three by chance". Das unterstreicht das kompakte Konzept, erschwert es aber sehr, die Ausstellung in all ihrer Komplexität zu erfassen; eine Führung oder eines der Künstlergespräche empfehlen sich. Ergänzt wird die Schau durch einen aufwendig gestalteten Katalog, der weit über die gezeigten Objekte hinausreicht.

Info

Three by chance. Kunsthalle Bremen, bis 28. Juli. Infos über das Begleitprogramm unter www.kunsthalle-bremen.de
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