„Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Hereinspaziert, Hereinspaziert!“ Mit diesen Worten lud Hans Georgi zu seinem Programm „Die Welt ist rund – Erich Kästner für Erwachsene“ im Kreismuseum Syke ein.
Singend begrüßte Kabarettist Hans Georgi sein Publikum am Freitagabend im Syker Kreismuseum. Anschließend wählte er die Nummer von Erich Kästner und telefonierte mit dem Jenseits. Auf diese Weise erfuhren die Gäste in der Museumsdiele, wie sich der Autor im Himmel seine Zeit vertreibt. Er spiele Skat, verriet die Stimme aus dem altertümlichen Telefon. „Mit wem spielen sie dort Skat?“, wollte Georgi wissen. „Zu meiner Linken sitzt Wehner und rechts Strauß“, hieß es da, wobei der Kabarettist bezweifelte, dass Franz Josef Strauß im Himmel zu finden sei. Im ähnlichen Stil ging es weiter durch den Abend.
Inspiriert von dem Gedicht Kästners „Die Welt ist rund“ gab Georgi seinem kabarettistischen Programm den gleichnamigen Titel und stellte einige Werke des Autors vor: mal als Chansons vertont, mal sprechend. Nur vergaß er dabei nie, einen Zusammenhang zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen herzustellen. „Wir wurden Zeugen der Aktualität seiner Gedichte“, sagte Hans Georgi zum Ende seines Programms, und der Zuhörer staunten nicht schlecht darüber, wie Recht er damit hatte.
„Erich Kästner sagte uns etwas, aber wir wussten nicht, was uns jetzt hier erwarten würde“, sagte Maja Borchers, die mit Begleitung aus Twistringen angereist kam, um sich Erich Kästner für Erwachsene anzuhören. „Mir gefällt Hans Georgi ganz gut, und man staunt fast über die Ähnlichkeiten zu den heutigen Problemen“, stellte Borchers fest. „Ich habe nicht mit so viel Satire gerechnet. Man muss immer überlegen, in welcher Zeit er gerade ist. Erzählt er gerade von den Problemen jetzt oder damals?“, meinte ihre junge Begleiterin.
Auch Karin Fuchs gefiel das Programm von Hans Georgi sehr gut. „Der Kabarettist macht das super“, sagte sie. „Mir gefällt es besonders, wie er alles in unterschiedlichen Vortragsweisen präsentiert“, war Fuchs begeistert. „Einige der vorgetragenen Gedichte von Erich Kästner kannte ich schon“, berichtete sie und freute sich, auch Vertrautes einmal in ungewohnter Weise zu hören.
Eingebunden in autobiografische Details von Erich Kästner trug der Kabarettist Auszüge vor. Er zitierte aus Kästners Werken „Fantasie von übermorgen“ zum Thema Kriegsvermeidungstaktiken, „Der synthetische Mensch“ mit Professor Bumke, der den perfekten Mensch erfand, „Ansprache an Millionäre“ mit dem Hinweis auf immer größer werdende Vermögensunterschiede in der Gesellschaft, „Ein Mann gibt Auskunft“, in dem der Blick auf die Frauen, ihre Probleme mit dem Äußeren und den Männern fiel.
Zu Kästners „Der Busen marschiert“ schmückte sich Hans Georgi mit Damenhut, Ohrringen und Federboa und sang über den Modefetisch und Diätwahn der Frauen. Für „Hymnus auf die Bankiers“ brachte Georgi einen schwarzen Regenschirm mit, spannte ihn auf und stellte den Schirm so auf die Bühne, dass man deutlich die Aufschrift „Angie Help“ in goldener Schrift lesen konnte. Eine deutliche Anspielung auf den „Euro-Rettungsschirm“ in unserer Zeit. Das Zitat „Sie borgen sich Geld für fünf Prozent und leihen es weiter für zehn“aus Kästners Gedicht „Lärm im Spiegel“, erschienen 1929, zeugt von einer Aktualität, die sich seit Jahrzehnten nicht abnutzt und ständig wiederholt. Eine Sache, die Hans Georgi sauber ausgearbeitet und mit einem unglaublichen Gespür für Details in seinem Programm umsetzte.