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Ballonfahrer Werner Heinken Himmlische Begegnung mit einer Boeing 737

Stuhr-Moordeich. Werner Heinken ist mit seinem Heißluftballon schon mal einer Boing 737 außerplanmäßig nahe gekommen. Ähnlich wie bei der Fliegerei ist auch bei der Ballonfahrerei die Landung des Öfteren der schwierigste Part.
02.07.2011, 05:00 Uhr
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Himmlische Begegnung mit einer Boeing 737
Von Markus Tönnishoff

Stuhr-Moordeich. Wenn der Elektrotechniker Werner Heinken mal genug von der Elektrizität hat, dann geht er einfach in die Luft. Nicht mittels Propellern oder Düsentriebwerken, sondern er nutzt einfache physikalische Gesetze: Mit seinem Heißluftballon war er schon in Kanada, der Schweiz und Italien unterwegs. Im kommenden Jahr feiert der Freiballonverein Niedersachsen, dessen Vorsitzender er ist, das 25-jährige Bestehen. Und wenn man so durch die Luft schwebt, kann es auch mal passieren, dass man sich Aug' in Aug' mit einer Boeing 737 wiederfindet.

Wie hoch kann denn so ein Ballon fliegen? Diese Frage sollte man einem Ballonpiloten nie stellen. "Ein Ballon fliegt nicht, er fährt", stellt Heinken klar. Und er weiß auch, warum das so ist. Die ersten Ballonfahrer seien nämlich Schiffskapitäne gewesen. "Und bei einem Schiff sagt man ja auch, dass es fährt, ebenso beim Zeppelin, der ja auch als Luftschiff bezeichnet wird", sagt Heinken.

Die Hülle eines durchschnittlichen Ballons habe ein Volumen von rund 3000 Kubikmetern. Zusammen mit dem unter ihr hängenden Korb und vier Mitfahrern bringe der Ballon rund 600 Kilogramm auf die Waage. Damit sich das Ganze nun in die Höhe erheben kann, müsse es eben um mindestens 600 Kilo leichter werden. Damit das klappt, wird die Luft in der Ballonhülle mit einem Brenner erhitzt. Die erwärmte Luft hat eine geringere Dichte (im Volksmund sagt man, sie sei dünner) und ist somit leichter als die Umgebungsluft, sodass es aufwärts geht.

Doch bevor man in den Korb klettern und die Lüfte erobern kann, muss man eine Pilotenlizenz machen, allerdings eine "abgespeckte" für Ballonfahrer. "Man lernt Luftrecht, Navigation und Wetterkunde sowie die Besonderheiten der Ballonfahrt", erklärt der 61-Jährige, der die Lizenz seit 1989 sein Eigen nennt. "Dieses lautlose Schweben ist faszinierend. Wenn man tagsüber viel gearbeitet hat, fällt der Stress im Ballon einfach ab", sagt Heinken, der auch noch Ortsbrandmeister der Stuhrer Freiwilligen Feuerwehr ist.

Wenn er von einer Wiese hinter seinem Betrieb in Moordeich abheben will, gilt es zunächst, den Funkkontakt zum Tower des Bremer Flughafens herzustellen - denn Stuhr liegt in der Flughafenkontrollzone des Flughafens. Das heißt, dass man da nicht einfach so rumfliegen darf, sondern die Lotsen wollen gerne wissen, wer im Luftraum unterwegs ist, um gegebenenfalls den Weg für startende und landende Maschinen freimachen zu können.

Und genau in dieser Kontrollzone hatte Heinken vor rund 15 Jahren ein Erlebnis, über das er heute lachen kann, obwohl es mehr als brenzlig war: Damals schwebte er mit seinem Ballon in Richtung Delmenhorst. "Der Fluglotse hat mir gesagt, dass ich auf 1500 Fuß, also rund 500 Meter, gehen kann. Das kam mir ein bisschen seltsam vor, denn das ist dort ungefähr die Höhe von anfliegenden Airlinern, die in Bremen landen wollen", erinnert er sich. Deshalb fragte er sicherheitshalber noch einmal beim Lotsen nach. Der blieb dabei. 1500 Fuß. Also ging Heinken auf die Höhe und war höchst überrascht, als er kurz darauf eine Boeing 737 der Lufthansa genau auf sich zukommen sah. Dem Lufthansa-Piloten dürfte es ähnlich gegangen sein, doch griff er beherzt ins Steuerhorn und umkurvte Heinkens Ballon.

Ähnlich wie bei der Fliegerei ist auch bei der Ballonfahrerei die Landung des Öfteren der schwierigste Part. Heinken ist aber mit seinem Ballon nicht auf eine Landebahn, sondern auf einen Landeplatz angewiesen. Der kann eigentlich überall sein. "Am besten ist eine gemähte Wiese." Und am besten ist es auch, wenn der Wind so steht, dass man eine erreicht. "Wenn man sie anvisiert hat, ist die optimale Sinkrate ein Meter pro Sekunde."

Meist in einer Höhe von 2000 Metern

Ballonfahrer sieht man in der Regel morgens, aber noch öfter abends am Himmel - und das hat seine Gründe. Wenn tagsüber die Sonne scheint, erwärmt sie den Boden. Der wiederum erwärmt die Luft. Das führt zu Auf- und Abwinden, sogenannte thermische Winde. Und die mögen Ballonfahrer gar nicht, denn dadurch können sie die Kontrolle über die Höhe des Ballons verlieren. "Wenn ich in einen starken Aufwind komme, geht es einfach nach oben, auch wenn ich den Brenner abstelle." Apropos Höhe. "Meistens fahren wir in einer Höhe von maximal 2000 Metern. Aber in Österreich sind wir auch schon in Höhen bis zu 5000 Metern vorgestoßen", erklärt Heinken. Man muss ja schließlich über den Berg kommen - obwohl auf der anderen Seite des Berges auch böse Überraschungen lauern können: starke Abwinde, die den Ballon mit nach unten reißen können. "Das habe ich auch schon mal erlebt, es war sehr brenzlig."

Wenn Heinken in den Urlaub fährt, hat er seinen Ballon eigentlich immer im Gepäck. So schwebte er im Februar über Kanada. Ein absolutes Traumziel steht aber noch ganz oben in seinem Fahrtenbuch: "Eine Ballonfahrt über den Baikalsee. Ich war schon mal im Jahr 2009 dort, aber ohne Ballon." Jedoch hat er nicht viel Hoffnung, dass der Wunsch noch in Erfüllung gehen wird. "Alleine der Transport der Ballons ist schon sehr teuer."

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