Wenn Christian Silberhorn die bevorstehenden Ereignisse betiteln könnte, würde er ihnen die Überschrift "Was lange währt..." geben. Ein Schmunzeln kann sich Weyhes Stadtplaner dabei nicht verkneifen. Der Ausbau des Henry-Wetjen-Platzes soll nun endlich beginnen: "Jetzt geht es tatsächlich los", sagt Christian Silberhorn in einem Tonfall, als hätte er beinahe selbst nicht mehr daran geglaubt. Zu oft habe sich das Vorhaben verzögert, etwa durch den Bau der Kulturscheune.
Ende kommender Woche sollen bereits die ersten Hinweisschilder angebracht werden. Bis zum 9. August haben alle Fahrzeuge von der Fläche verschwunden zu sein. Über 60 Ersatzparkplätze gibt es dann an der Hildegard-von-Bingen-Straße, eine Querstraße weiter südlich. Sie sollen die wegfallenden Flächen am Henry-Wetjen-Platz "mehr als ersetzen", verspricht Silberhorn.

Weyhes Bürgermeister Frank Seidel (links) und Stadtplaner Christian Silberhorn freuen sich, dass es mit der Umgestaltung des Henry-Wetjen-Platzes losgeht.
Von Montag, 11. August, an werde die Baustelle eingerichtet, Fahrzeuge und Material sollen eintreffen. Laut wird es zwei Tage später: Baubeginn ist am Mittwoch, 13. August. Wer auf dem Platz Silvester feiern wollte, muss sich eine Alternative suchen: Die Bauarbeiten sollen bis Sommer kommenden Jahres andauern, schätzt Christian Silberhorn. Geht es nach ihm, bedeute "Sommer" einen Bauabschluss eher im Juni statt im August 2026.
Das sei allerdings abhängig davon, "was man gegebenenfalls vorfindet", führt der Stadtplaner weiter aus. Und – natürlich – vom Wetter. Die Bauarbeiter seien zwar nicht aus Zucker, aber eine Kältewelle mit wochenlangen Minustemperaturen könnte den Bau dann doch hinauszögern. Aber: "Die beauftragte Firma ist darauf eingestellt", macht Christian Silberhorn Mut.
Viel Grün
Bei besagtem Unternehmen handelt es sich um die Firma Schumacher und Wellbrock Garten- und Landschaftsbau aus Oyten. Die wiederum ist dafür zuständig, dass am Ende "nicht nur eine vollgepflasterte Fläche" herauskommt, erklärt Silberhorn. Auf dem gesamten Platz sollen künftig sechs Grünflächen stehen, die größte davon mittendrin, umringt von Kulturscheune, Augenzentrum und evangelisch-lutherischem Gemeindezentrum.
Diese südliche Insel soll die nördliche Grünfläche vor der Alten Wache spiegeln und ungefähr 450 Quadratmeter groß sein. Eingepflanzt werden etwa 30 Jahre alte Großbäume, sogenannte Gleditschien, unter deren Krone "alles passieren kann", sagt Silberhorn. Zum Beispiel könne dort Boule gespielt werden, was als "vielfacher Wunsch" an die Verwaltung herangetragen worden sei. Mit Sitzgelegenheiten zum Verweilen wirke die Grüninsel mitten auf dem Platz wie ein "runder Tisch", freut sich der Stadtplaner.
Verweilen soll am Henry-Wetjen-Platz auch das Regenwasser. Im Sinne des Schwammstadtprinzips werde eine 18 Meter lange und zwölf Meter breite Rigole verbaut: "Das gibt ein Riesenloch", kündigt Silberhorn an. Ziel sei es, den Niederschlag kontrolliert versickern zu lassen, das Wasser am Ort zu halten und dem Grundwasser zuzuführen, ehe es über die Kanalisation verloren geht. Vor Hochwasser brauche sich niemand sorgen, verspricht der Stadtplaner: Wenn der Boden nach starkem Regen nichts mehr aufnehmen kann, staue sich das Wasser auf dem Platz, und zwar "so, dass es nicht in die Gebäude läuft".
Am Ostgiebel eines der Gebäude, nämlich der Alten Wache, soll derweil ein Sandkasten mit einer Skulptur entstehen, liefert Silberhorn weitere Eckdaten. Die 31 bestehenden Parkplätze im vorderen Bereich des Platzes blieben bestehen und "werden komfortabler", das Wildparken im hinteren Bereich Richtung Augenzentrum habe jedoch ein Ende. Damit sich dorthin kein Autofahrer mehr verirrt, würden Poller aufgestellt.
Die Zahl der Fahrradparkplätze werde von 28 auf 54 fast verdoppelt. Außerdem sollen auch sechs Elektroautos gleichzeitig in dem Bereich geladen werden können, da drei Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten dort entstehen sollen. In Summe soll das Vorhaben 2,2 Millionen Euro kosten, wobei die Gemeinde auf Mittel aus der Städtebauförderung des Bundes und der Länder hofft – in der Regel würden derartige Bauarbeiten zu zwei Dritteln bezuschusst.
Der Leester Weihnachtsmarkt werde dieses Jahr nicht am Henry-Wetjen-Platz stattfinden können, sondern auf die Fläche hinter dem Restaurant Wessels zwischen Pestalozzistraße und Ladestraße verlegt. Das Weinfest des Lions-Clubs Bremer Süden soll aber "auf jeden Fall" auf dem neu gestalteten Henry-Wetjen-Platz steigen, hofft Silberhorn. Die Atmosphäre sei, wenn alles fertig ist, eine ganz andere, denn: "Das ist kein Marktplatz, eher ein Wohnzimmer."