Weyhe. Noch ist er nicht in die Bremische Bürgerschaft gewählt. Doch für den wahrscheinlichen Fall, dass es am 26. Mai für Andreas Bovenschulte klappt mit dem Einzug in das Parlament der Freien Hansestadt, steht ihm in seiner Noch-Gemeinde Weyhe noch ein schwieriger Gang bevor. Oder besser: ein schwieriger Abgang. Den Weg nach Bremen nämlich wollen ihm die Christdemokraten plötzlich – knapp ein Jahr nach Verkündung seiner Kandidatur dort – versperren. „Die CDU Weyhe entlässt doch Dr. Bovenschulte nicht aus seiner Pflicht“, verkündet Fraktionschef Dietrich Struthoff nach einer Mitgliederversammlung am Donnerstagabend. In dieser ist eine entsprechende Resolution verabschiedet worden.
Darin heißt es im Wortlaut: „Die Mitglieder der CDU Weyhe fordern Bürgermeister Dr. Bovenschulte auf, seine Bringschuld gegenüber den Bürgern der Gemeinde Weyhe zu erfüllen und das Amt des Bürgermeisters bis zum letzten Tag seiner Amtszeit voll zu erfüllen.“ Und die liefe eben noch bis 2020/2021. Der Verwaltungschef habe mehrfach öffentlich erklärt und den Bürgern bei Hausbesuchen „in die Hand versprochen“, sein Amt bis zum letzten Tag der Amtsperiode auszufüllen und zum Wohle der Gemeinde und seiner Bürger zu arbeiten. Das Gleiche hat Bovenschulte, so Struthoff, auch auf der Mitgliederversammlung der CDU Weyhe erklärt, als diese den Sozialdemokraten in geheimer Abstimmung zu ihrem Kandidaten für die Nachfolge von Frank Lemmermann gewählt hat. Die Parteien hätten ihn daraufhin mit ihrer Arbeit und ihrem Geld, die Weyher ihn mit ihrer Stimme unterstützt.
Appell an „Ehrenmann“
„Dieses soll auf einmal nicht gelten, weil vielleicht ein lukrativeres, öffentlichkeitswirksameres Amt in Bremen lockt“, kritisiert der Christdemokrat. Ein „Ehrenmann“ stehe zu seinem Wort: „Herr Dr. Bovenschulte, erfüllen Sie Ihre Versprechen, denn was sollen die Bürger in Bremen Ihnen noch glauben.“ Struthoff beklagt weiter: „So ein Amt gibt man nicht der Beliebigkeit preis.“
Bovenschulte habe ihn darüber informiert, dass der Rat ihn nach der Landtagswahl in Bremen abwählen möge. Jetzt kündigt Struthoff an: „Die CDU-Fraktion sieht sich zurzeit nicht in der Lage, ihm die dafür notwendigen Stimmen zu geben.“
Er sieht vor allem Bovenschultes Auftrag als nicht erfüllt an: „In den ersten vier Jahren seiner Amtszeit wurden viele große Projekte in Angriff genommen, wie Sanierung der KGS Leeste, Ortskernsanierung Leeste, Neugestaltung des Henry-Wetjen-Platzes mit Neubau einer Bibliothek und eines neuen Gebäudes für die Volkshochschule, diverse große Bebauungspläne mit der Schaffung von Wohnraum, das Straßenbahnprojekt, der Rückkauf der Strom- und Gasnetze.“ Nichts von diesen Projekten, die „in großen Teilen seine Handschrift“ tragen würden, sei fertiggestellt.
Verwundert über Zeitpunkt
Andreas Bovenschulte selbst sagt, im Prinzip ehre ihn ja das Bestreben der CDU, ihn mit aller Macht halten zu wollen. Er sehe darin ein Zeichen der Wertschätzung. „Aber der Zeitpunkt verwundert mich schon“, spielt der 53-Jährige auf die nahende Wahl in Bremen und die lange zurückliegende Ankündigung seines möglichen Abgangs an.
Marco Genthe von der Weyher FDP schlägt sich derweil auf die Seite der CDU, wird sogar noch kritischer. Er sei damals schon gegen den Wechsel von Lemmermann auf Bovenschulte gewesen, sei davon auch nie abgerückt und sehe sich jetzt in seiner Skepsis bestätigt. Er habe nie das Gefühl entwickeln können, Bovenschulte identifiziere sich vollends mit der Gemeinde Weyhe. Grünen-Fraktionssprecherin Annika Bruck wiederum will sich in der Angelegenheit noch nicht äußern. Sie zieht es vor, zunächst persönlich mit dem Bürgermeister – und auch mit ihren Parteikollegen – den Austausch zu suchen.
Ein „Armutszeugnis“
Eine klare Position hat dafür Weyhes SPD-Fraktionschef Frank Seidel: "Ich glaube, es geht darum, Andreas Bovenschulte für Bremen zu beschädigen." Seiner Ansicht nach Ein „Armutszeugnis“ der CDU. Und er meint, dass die damit schon den Wahlkampf in Weyhe eröffnen möchte: "Offensichtlich hat die CDU kein Zutrauen in ihren Kandidaten. Falls sie denn einen hat."