Im Weyher Theater ist von Freitag an das Stück "Camping forever" zu sehen. Diese Komödie nimmt das Publikum mit auf eine Reise quer durch Europa. Neu ist aber nicht nur das Stück: Tobias Wollschläger spielt darin den Geschichts- und Erdkundelehrer Nils und gibt damit sein Debüt auf der Weyher Bühne.
"Nils ist ein distinguierter Mensch und hat ein sehr enges Verhältnis mit seiner Mutter. Er hat sich für einen Campingurlaub entschieden, weil er einen Campingführer für eine intellektuelle Leserschaft schreiben will", erzählt der Schauspieler mit leuchtenden Augen. Ihm ist anzusehen, dass ihm die Rolle Spaß macht und er sich auf die Aufführungen freut. Wollschläger wurde in Berlin geboren und hat schon in der Grundschule Theaterluft geschnuppert: "Ich habe damals eine diebische Elster gespielt." Da passte es prima, dass auch die Gustav-Heinemann-Oberschule, die er anschließend besuchte, das Spiel auf der Bühne gefördert hat.
Schauspiel statt Lehramt
Nach dem Abitur wollte Wollschläger eigentlich Lehrer werden. Doch ein Wartesemester durchkreuzte seine Pläne und so hat er bei mehreren Schauspielschulen in Berlin vorgesprochen. Erfolgreich, denn er konnte wählen und entschied sich für die Schauspielschule Charlottenburg. "Dort hat mir die angenehme Atmosphäre unter den Studierenden am besten gefallen", erinnert er sich. Die Ausbildung war umfassend und beinhaltete unter anderem Schauspiel, Fechten, Akrobatik, Pantomime, Tanzen, Singen und Stimmbildung.
Bei der Frage, welches Fach ihm am besten gefallen hat, überlegt Wollschläger kurz: "Das Miteinander hat mir am meisten Spaß gemacht." Ein ganz besonderes Highlight der Ausbildung war ein mehrwöchiger Austausch mit dem National Institute Of Dramatic Art (NIDA) in Sydney. Die australische Schauspielschule wurde im vergangenen Jahr vom "Hollywood Reporter", einem US-amerikanischen Magazin der Film- und Theaterbranche, auf Platz 13 der 25 besten Schauspielschulen der Welt gewählt. "Das war eine tolle Zeit mit vielen spannenden Erlebnissen", berichtet Wollschläger.
2009 hat er die Schauspielschule Charlottenburg als staatlich anerkannter Schauspieler abgeschlossen und sich bundesweit an unterschiedlichen Theatern beworben – auch beim Weyher Theater. "Ich bin sozusagen durch die Republik getingelt und habe unter anderem in Neuss, in Saalfeld und in Dinkelsbühl gespielt. Ich mag das Spielen an unterschiedlichen Orten sehr." Für eineinhalb Jahre hatte Wollschläger an der unterfränkischen Landesbühne in Maßbach ein Engagement. "Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich weiterziehen möchte."
Eine Zeit lang hat Wollschläger auch als Hochzeitsredner gearbeitet. "Dabei haben mir die Vorgespräche mit den Brautpaaren am besten gefallen", erzählt er. "Es war spannend, zu erleben, wie sich die beiden Menschen bei den Erzählungen aus ihrem Alltag und ihren Wünschen für die Hochzeitsrede neu entdeckt haben." Als sich Routine einzuschleichen versuchte, hat Wollschläger aufgehört. "Ich habe den Anspruch, dass die Hochzeitsrede immer individuell sein soll, und das wurde im Laufe der Zeit schwieriger."
Zu seinen Steckenpferden zählt das Improvisationstheater, seit etwa eineinhalb Jahren gehört er zum Ensemble Chaos Royal, das montags in Berlin auftritt. Mit Chaos Royal hatte er ein Gastspiel beim Boulevardtheater Bremen, dem zweiten Standort des Weyher Theaters. Intendant Kay Kruppa erinnerte sich an die Bewerbung und fragte ihn, ob er Lust hätte, bei dem Stück "Camping forever“ mitzuspielen. Wollschläger hatte.
Als Lehrer Nils bucht er einen Wohnwagen, um Europa auf eigene Faust zu erkunden und genügend Material für seinen Reiseführer zu sammeln. Auch Krankenschwester Wiebke will durch Europa reisen. Ebenfalls allein. Doch aufgrund eines Irrtums kommt es zu einer Doppelvermietung des Wohnwagens und so stehen die beiden plötzlich voreinander. Weil keiner auf- oder nachgeben will, arrangieren sie sich und machen sich gemeinsam auf die Reise.
Auf ihrer Fahrt durch Italien, Frankreich, Österreich, Griechenland und Schottland verlieben sie sich schließlich ineinander. "Es ist ein tolles Stück. Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden sehr sympathische Menschen auf ihrer Reise durch Europa begleiten und ihren Spaß haben", freut sich Wollschläger.