Weyhe. Ein bisschen die Qual der Wahl hält die Gemeinde Weyhe bereit für Familien, die gern mal ein paar Stunden gemeinsam etwas unternehmen wollen. Da wären einerseits die Weser mit Uferanlagen und ihren alten Seitenarmen sowie der Marina. Andererseits – etwas abgeschiedener – das Böttchers Moor in Leeste. An der Alten Weser am Zollhof bietet sich vor allem der Reisegarten an, eher ein Ort der Ruhe, Entspannung und Begegnung. Mit dem Slogan „Maritimes Flair direkt an der Weser auf einer kleinen Landzunge und mit Blick auf den Fluss“ wirbt die Gemeinde. Hier gibt es eine Schutzhütte für ein kleines Picknick, Sitzmöglichkeiten, Liegebänke, Infotafeln und eine nahe gelegene Lufttankstelle für Fahrräder. Passend für alle, die mit dem Drahtesel auf dem Weser-Radweg unterwegs sind.
Wenige Meter zuvor befindet sich eine der Anlegestellen der Flotten Weser. Von hier aus können Besucher auf einem der Fahrgastschiffe Richtung Verden oder Bremen starten. Welche zurzeit noch fahren, lässt sich nicht so einfach sagen, da etliche Linien wegen Niedrigwassers eingestellt worden sind. Aber ein anderes Vergnügen ist dort, ein paar Meter weiter am alten Weserarm, aktuell wieder möglich. Nämlich das Baden an dem kleinen Strand, das aufgrund von Blaualgenalarm eine Zeit lang untersagt war. Den Badestrand erreicht man nach einem kurzen Fußmarsch von zehn bis 15 Minuten vom Parkplatz am Dreyer Hafen entfernt.
Ursprünglich aus einem alten Weserarm entstanden, befindet sich die Alte Weser im Außendeichbereich, eingebettet in eine Wiesenlandschaft. Am Ufer des Sees finden sich zahlreiche Liegeplätze im Gras. Die Seefläche beträgt rund acht Hektar bei einer durchschnittlichen Tiefe zwischen sechs und 13 Metern, im Strandbereich flacher. Nur Hunde sind hier nicht erlaubt. Am nordöstlichen Ufersaum wurden daher mehrere Badestellen neu angelegt, an denen das Baden für Hunde erlaubt ist. Allerdings besteht keinerlei Bade-Infrastruktur wie sanitäre Einrichtungen, Kiosk oder Ähnliches. Die Nutzung des Parkplatzes ist kostenlos.
Der südliche Teilbereich zwischen Deich und Rundweg dient als Rückzugsraum für dort lebende Wildtierarten. Hier ist jegliche Freizeitnutzung aus Gründen des Naturschutzes untersagt. Spaziergänger könnten von dort aus zu der flussaufwärts gelegenen Marina am Wieltsee wandern und sich bei einem kühlen Getränk auf einem Bewirtungshausboot erfrischen. Oder eines der Hausboote für einen etwas längeren Aufenthalt auf dem Wasser anmieten.
Einfacher ist es möglicherweise mit dem Ausflug zum Böttchers Moor, einem schönen Biotop. Die Betrachtung desselben ist zwar nur von einem kleinen Steg aus möglich, aber dafür sind gleich um die Ecke ein Forst, Eulenturm und Bänke. Für Amüsement müssen Besucher auch dort selbst sorgen, nur ein Grundstock ist vorhanden. So ein spannender Walderlebnispfad in der Nähe der dortigen Naturschutz-Station des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Diese öffnet nur an bestimmten Tagen und auf Anfrage, um ihre besonderen Aktivitäten zu präsentieren. Oder zu Projekttagen für Kindergartengruppen oder Schulklassen; die können dann hautnah erleben, wo und wie Schafe leben und welche Lebewesen sich im Wasser angesiedelt haben. Denn seit rund zehn Jahren gibt es dort ein extensives Beweidungsprojekt mit Schafen auf der Streuobstwiese an der Naturschutzstation. Das Ganze ist also ein Naturerfahrungsgelände, das der Nabu am zweiten Sonntag jeden Monats öffnet. Mehr Informationen gibt es unter www.nabu-weyhe.de.
Viel unterhaltsame Zeit kann man schräg gegenüber im Wald verbringen, bei der derzeitigen Sonnenbestrahlung ist das wahrscheinlich ohnehin ideal. Der Walderlebnispfad, der von der Gemeinde Weyhe und insbesondere deren Naturschutzbeauftragtem Ulf Panten betreut wird, kann junge Menschen für die Natur und Umwelt sensibilisieren. Das Grundstück hatte die Gemeinde schon vor einem Vierteljahrhundert erworben, damals noch vorwiegend Acker, und dann verpachtet. „Wir haben als erstes ein Aufforstungskonzept entwickelt und zu den bereits vorhandenen Bäumen weitere gepflanzt, um einen gesunden, artenreichen Mischwald zu erhalten“, erinnern sich Panten sowie Manfred Böcker, aktiver Grüner und Nabu-Mitglied. „Leider ist Weyhe die einzige Gemeinde ohne Naturschutzgebiet im ganzen Landkreis.“
Vor circa 14 Jahren hat man sich dann an den Naturlehrpfad gemacht, denn das habe sich geradezu angeboten. „Dazu haben wir vorwiegend den Baum jedes Jahres ausgewählt, manche waren schon vorhanden, andere sind hier eher nicht so heimisch – und vermieden haben wir solche, die eine besondere Anziehungskraft auf Borkenkäfer ausüben, sodass wir nun einen ziemlich gesunden Forst haben.“ Um den Walderlebnispfad auch für Nichtkenner attraktiv zu machen, wurden gut 30 Pfähle eingeschlagen, auf deren abgeschrägter Fläche jeweils kleine Erklärungstafeln angebracht sind.
Besonders erlebnisreich wird das Ganze, wenn man sich ein bisschen Mühe macht, um aus dem Angebot an seltenen Bäumen und Erklärungstafeln einen kleinen Wettbewerb mit Lehrstunde für alle zu entwickeln. Diesen Naturrundweg findet man gegenüber der Nabu-Station auf der anderen Seite der Böttcherei, er führt wieder dorthin nach rund einem Kilometer, wobei gegen Ende noch einmal die Straße überquert werden könnte. Dafür sollten Besucher am besten knapp zwei Stunden einplanen. Zwischendurch gibt es auch einige Bänke und große Bildertafeln mit ausführlichen Erklärungen zum Beispiel zu Totholz und wozu das nützlich und nötig ist. „Nachdem wir vor vier Jahren fünf weitere Pflanzquartiere mit jeweils vier bis fünf Bäumen eingerichtet haben, wird es mittlerweile etwas eng mit dem vorhandenen Platz für das Gehölz“, sagt Ulf Panten.