Radfahrer, Fußgänger und vor allem viele Autos: Morgens kurz vor Schulbeginn und mittags nach Schulschluss herrscht an der Grundschule Lahausen Hochbetrieb. Das ist an vielen Schulen so und erfordert von allen Verkehrsteilnehmern erhöhte Aufmerksamkeit. Am Standort Lahausen gibt es jedoch noch einen weiteren entscheidenden Aspekt: Direkt neben der Schule befindet sich die Ortsfeuerwehr, die Zufahrt zu beiden Gebäuden wird gemeinsam genutzt. Eine Situation, die in der Vergangenheit immer wieder zu Diskussionen und Kritik geführt hat. Vieles hat die Gemeinde Weyhe schon verbessert und einiges ist noch geplant. Auch die ganz große Lösung, die Verlegung des Feuerwehrhauses, steht weiterhin auf der To-do-Liste.
Schon im Sommer 2019 war ein Planungsbüro mit der Sicherung der Wege zur Ganztagsgrundschule in Lahausen beauftragt worden. "Das Büro hatte von Kindern und Eltern die Schulwege und Problemstellen erfragt", berichtet Stefan Sommer, der im Fachbereich Ordnung und Soziales der Gemeinde für das Straßenverkehrsrecht zuständig ist. Zu den Problemstellen seien auch bereits einige Lösungsansätze gefunden und umgesetzt worden, anderes sei noch im Werden. Als Beispiele nennt er die Fahrbahneinengungen Am Neddernfeld oder Am Meyerkamp sowie an vielen Strecken die Reservierung der Gehwege für den Fußverkehr oder Kinder auf dem Fahrrad. Hinzu würden die Verbesserung von Sichtbeziehungen an diversen Stellen durch Poller, die neuen Verkehrsregelungen im Nahbereich der Grundschule und der dortigen Kita sowie die Herstellung von durchgängigen hochgepflasterten Gehwegen bei einmündenden Straßen, wodurch Fußverkehr Vorrang erhalten hat, kommen. Zuletzt sei dies im vergangenen Jahr an der Straße Am Bahndamm bei den Einmündungen Alte Meierstraße, Freesendamm und Bruchweg passiert.
40 Plätze für Fahrräder
"Zudem sind auch beim Parkplatz von Kita und Schule Anpassungen vorgenommen worden", ergänzt Stefan Sommer. So seien etwa 40 zusätzliche Stellplätze für Fahrräder geschaffen und der Ein- und Ausfahrtbereich vor der Freiwilligen Feuerwehr durch eine Markierung verdeutlicht worden. Vor Kurzem seien dann außerdem die Gefahrenzeichen „Kinder“ entlang der Straße Am Bahndamm sowie am Hahnenfelder Weg aufgestellt worden. Aktuell werde geklärt, ob im Kurvenbereich der Lahauser Straße (K117) vor der Schule bauliche Querungshilfen realisiert werden können.

Gegen 14 Uhr werden die meisten Kinder in Lahausen von der Schule abgeholt. Da herrscht auch bei gutem Wetter Hochbetrieb an der Zufahrt, die auch von der Feuerwehr genutzt wird.
Mit der Verlegung des Feuerwehrhauses beschäftigt sich die Gemeinde Weyhe ebenfalls. Allerdings stehen die Planungen noch relativ am Anfang. "In den Haushalt für 2024 sind bereits 50.000 Euro für Planungskosten für ein neues Feuerwehrgerätehaus in Lahausen eingestellt. Wann diese Planung konkret wird, lässt sich derzeit noch nicht genau sagen", sagt Gemeindesprecher Sebastian Kelm.
Aber auch am aktuellen Standort hat sich die Verkehrssituation nach Ansicht der Gemeinde Weyhe "bereits deutlich verbessert". "Gefahrenstellen werden von Kindern und Eltern aber sicherlich noch wahrgenommen", räumt Stefan Sommer ein. Objektiv seien die Wege zur Schule aber "durchaus sicher". "Es ist allerdings klar, dass auch subjektiv wahrgenommene Gefahrenstellen dazu führen können, dass Kinder eben nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule unterwegs sind, sondern mit dem Auto gebracht werden", ergänzt der Gemeindemitarbeiter. Konkrete Gefahrenstellen seien derzeit jedoch nicht bekannt, man schaue sich jedoch immer wieder Stellen hinsichtlich möglicher Verbesserungen an.
Nicht alles zu realisieren
Stefan Sommer gibt aber auch zu bedenken, dass sich nicht immer alle Ideen, Wünsche oder Vorschläge umsetzen lassen. Schließlich sei die Gemeinde an rechtliche Vorgaben gebunden. "So ließ sich bisher eine durchgängige Tempo-30-Strecke für die Straße Am Meyerkamp nicht realisieren und auch eine Querungshilfe in Form eines Fußgängerüberweges ist aufgrund der rechtlichen Vorgaben bisher dort nicht möglich, sodass alternativ die Fahrbahneinengungen montiert wurden", berichtet er.
Bislang ist es zu den Stoßzeiten zu Schulbeginn und -ende noch nicht zu Problemen wegen eines zeitgleichen Feuerwehreinsatzes gekommen. Und bei der Feuerwehr hat man mögliche Gefahren durch querende Kinder beim Start zu einem Einsatz grundsätzlich auf dem Zettel, so Steffen Wohlers. Der Sprecher der Weyher Gemeindefeuerwehr ist selbst in Lahausen zur Schule gegangen und kennt die Örtlichkeiten gut. "Wir als Kräfte wissen, dass wir da mit Vorsicht fahren müssen", sagt er und meint damit nicht nur die Ausfahrt aus dem Feuerwehrhaus, sondern auch die anrückenden Einsatzkräfte.

Diese Luftaufnahme zeigt Lahausen im Jahr 1997 und Mitte/links auch die Lage von Grundschule, Feuerwehr, Kita und Kreisel.
Letztere hätten früher durchaus mal Schwierigkeiten gehabt, das Feuerwehrhaus direkt anzufahren. Denn der Kreisel direkt vor Grundschule und Feuerwehrhaus wurde auch gerne von Eltern zum Anhalten genutzt, damit Kinder ein- und aussteigen konnten. "Der Kreisel war früher wie ein Drive in", bestätigt auch Schulleiterin Sonja Lindemann. Dass der Kreisel mittlerweile von Privatwagen nicht mehr befahren werden darf, hat sich positiv ausgewirkt. "Das hilft uns sehr. Dadurch hat es sich massiv verbessert", sagt Steffen Wohlers. Auch wenn es gerade bei schlechtem Wetter immer noch Verkehrsteilnehmer geben würde, die sich nicht an das Verbot halten würden. Aber dafür könne die Gemeinde nichts. "Durch die Sperrung hat sich viel getan", findet auch Sonja Lindemann. Nach wie vor halten die Schulbusse im Kreisel, auch dafür sei das Verbot von Vorteil. "Die Kinder können in Ruhe ein- und aussteigen", so die Schulleiterin.
Situation ist absehbar
Insgesamt sieht Steffen Wohlers die Situation pragmatisch. "Es ist so, wie es ist, man muss sich arrangieren", sagt er. Es sei nicht ideal und bleibe schwierig, "aber man muss alle unter einen Hut bekommen". Zudem sei die Situation absehbar, so Wohlers mit Blick auf einen neuen Standort der Brandbekämpfer. Dass die Gemeinde sich darum bemühe, wertet er als positiv.

So sah das alte Spritzenhaus der Feuerwehr Lahausen aus. Das Foto wurde um 1960 aufgenommen.
Ähnlich bewertet auch Sonja Lindemann den aktuellen Status quo: "Die Gegebenheiten sind nun mal so, wie sie sind. Es ist eine Win-Win-Situation für alle, wenn irgendwo ein neues Feuerwehrhaus gebaut wird." Im Moment sei die Schule verkehrstechnisch nicht günstig zu erreichen. Dass morgens und mittags so viel Verkehr rund um die Schule herrsche, habe aber eine andere Ursache. "Grundsätzlich ist das Problem, dass viele Eltern ihre Kinder nicht selbstständig kommen lassen", so ihre Beobachtung.
Um mehr Kinder zu einem eigenständigen Schulweg zu motivieren und auch den Eltern ein sicheres Gefühl zu geben, soll es wie an anderen Weyher Grundschulen auch in Lahausen bald einen "Schulexpress" geben. Dabei werden Treffpunkte eingerichtet, an denen die Grundschüler zusammenkommen können, um von dort in kleinen Gruppen gemeinsam zu Fuß zur Schule zu gehen. Für die Grundschule Lahausen wurden von Eltern schon neun Schulexpress-Haltestellen, also Treffpunkte, benannt, so Sonja Lindemann. Ältere Grundschüler könnten auf dem Weg jüngere unterstützen. Das Ziel: Den Autoverkehr vor der Schule reduzieren.
Voraussichtlich ab Ende Mai wollen die Eltern der Grundschule den Schulexpress starten, teilt Stefan Sommer von der Gemeinde Weyhe mit. Dafür seien die Haltestellen und die Schulwege des Schulexpresses betrachtet worden und die Querungshilfen Am Neddernfeld und Am Meyerkamp durch Markierung des Gefahrenzeichens "Kinder" nochmals hervorgehoben worden, ergänzt er. In diesen Tagen sollen außerdem die Schulexpress-Haltestellen durch den Bauhof beschildert werden. Weitere Informationen zum Schulexpress allgemein finden sich online unter www.schulexpress.de.