Weyhe/Stuhr. Die Deiche in der Gemeinde Weyhe halten dem Hochwasser Stand, und das wird laut Prognose der Feuerwehr und der Verwaltung vermutlich auch so bleiben. Die Lage stabilisiere sich derzeit ein wenig, bleibe aber weiterhin auch kritisch, fasst Sebastian Kelm, Pressesprecher der Gemeinde Weyhe, zusammen. "Bislang sind wir mit einem blauen Auge davongekommen", fügt er hinzu.
"Wir hatten ein sehr anspruchsvolles Jahresende", zieht Axel Meyer, stellvertretender Ortsbrandmeister der Sudweyher Feuerwehr, ein vorläufiges Resümee. Zwischen Weihnachten und Neujahr habe es rund 80 Einsätze für die Feuerwehr in der Gemeinde Weyhe gegeben. Im neuen Jahr seien noch einmal rund 20 dazugekommen. "Dabei ging es überwiegend um Kontrollen und vollgelaufene Keller", so Meyer. In solchen Fällen könne die Feuerwehr allerdings nur bedingt helfen. Denn um einen Keller auspumpen zu können, müsse der Wasserstand eine gewisse Höhe haben: "Ansonsten müssen die Bürgerinnen und Bürger sich selbst darum kümmern."
Um für das Hochwasser gewappnet zu sein, hat die Feuerwehr über Weihnachten gemeinsam mit der DLRG auf dem Baubetriebshof rund 4000 Sandsäcke befüllt. Zunächst seien vor allem die Pegel des Hombachs, des Süstedter Baches und der Hache kritisch gewesen, dann folgte die Weser. "Dabei sind aber keine größeren Schäden entstanden", berichtet Axel Meyer und ergänzt: "Die Deiche sind in einem sehr guten Zustand." Um diesen zu gewährleisten, werden die Deiche regelmäßig von der Feuerwehr und dem Mittelweserverband kontrolliert. "Mittlerweile ist die Weser auf einen annehmbaren Pegel zurückgegangen", berichtet Meyer. Gleichzeitig steigen die Pegel der Bäche wieder. "Wir sind aber gut vorbereitet, um das Hochwasser eingrenzen zu können", so der stellvertretende Ortsbrandmeister.
Die Einsatzschwerpunkte waren in den vergangenen Wochen die Ortsteile Sudweyhe, Dreye, Leeste und Ahausen. Unterstützung erhielt die Feuerwehr auch von anderen Akteuren, wie Landwirten oder einem Tiefbauunternehmen, die Pumpen zur Verfügung stellten.
Kritische Lage über Weihnachten
Besonders kritisch sei die Lage am zweiten Weihnachtstag gewesen, berichtet Detlef Plate, Leiter des Fachbereichs Ordnung und Soziales der Gemeinde Weyhe. Am Nachmittag dieses Tages habe man gemeinsam mit dem Mittelweserverband entschieden, den Deichschart zu schließen, weil es sehr viel Hochwassertourismus gegeben habe. "Die Deiche und Deichverteidigungswege dürfen nicht betreten werden", mahnt Plate. Auch Autos seien dort geparkt gewesen. "Im Zweifel wäre die Feuerwehr nicht durchgekommen", fügt er hinzu. Und: "Deiche, die nicht befestigt sind, dürfen ohnehin nicht betreten werden." Werde die Grasnarbe beschädigt, könne das die Stabilität des Deiches beeinträchtigen.
Neben der Feuerwehr und der Gemeinde kontrollieren derzeit auch die Deichgeschworenen des Mittelweserverbandes die Weyher Deiche. Der Abschnitt an der Weser zieht sich über rund sechs Kilometer durch die Gemeinde. "Der Deich ist in einem sehr guten Zustand, weil er fast komplett aus Klei besteht", erläutert Plate. "Die Leute brauchen sich keine Sorgen zu machen", betont er.
An diesem Donnerstagmorgen sei der Wasserstand der Weser bei rund 4,6 Metern gewesen, berichtet Weyhes Bürgermeister Frank Seidel und lobt den Einsatz aller Beteiligten. Am 30. Dezember war der Pegel noch 5,44 Meter hoch, ergänzt Axel Meyer. Wie sich das Hochwasser langfristig auf die Deiche auswirkt, könne man jetzt noch nicht sagen, berichtet Seidel. "Ich glaube, dass es für viele Landwirte Probleme gibt, deren Flächen unter Wasser standen", fügt er hinzu.
Dramatische Einsätze habe es bislang keine gegeben, so Meyer. "Wir hatten aber schwierige Einsätze im Bereich des Süstedter Baches, der drohte, an diverse Gebäude heranzukommen." So seien die Einsätze an den Weihnachtsfeiertagen allem voran "zeitfressend" für die Feuerwehrleute gewesen. Die Flächen im Gemeindegebiet, auf denen sich die Gewässer ausdehnen können, hätten sich in den vergangenen Tagen und Wochen gut bewährt. "2023 war mit 341 Einsätzen das einsatzstärkste Jahr in der Geschichte der Weyher Feuerwehr", resümiert Meyer. Üblich seien 200 bis 250 Einsätze.
Leichte Entspannung in Stuhr
Die Gemeinde Stuhr geht derweil davon aus, dass die Pegelstände langsam sinken: „Die Deiche in unserer Gemeinde halten“, teilt Stuhrs Gemeindepressesprecher Frank Meierdiercks auf Anfrage des WESER-KURIER mit. Die Verwaltung prüfe die Situation der Deiche derzeit mehrmals täglich, um schnell eingreifen zu können, sollte sich die Hochwasserlage wieder zuspitzen.
Die vereinzelten Abwasserprobleme bestehen unterdessen weiter. An der Straße Am Hexendeich in Moordeich und an der Grünen Straße in Varrel mussten am ersten Weihnachtsfeiertag Baustellentoiletten aufgestellt werden (wir berichteten). „Sicherheitshalber“ müssten diese weiterhin dort stehen bleiben, so Meierdiercks weiter: „Der Abwasserverband ist kontinuierlich dabei, die Situation für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu verbessern.“