Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bauarbeiten für Kirchweyher Projekt Inklusives Wohnen ab Frühjahr

Für Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen: In Kirchweyhe sind die Arbeiten für den Neubau eines Wohnprojekts im März gestartet. Fertig sein soll es im Frühjahr 2020.
18.07.2019, 18:28 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Maike Plaggenborg

Weyhe-Kirchweyhe. Bereits seit März im Bau befindet sich das Wohnprojekt der Diakonie Himmelsthür in Zusammenarbeit mit den Investorenbrüdern Philipp und Peter Hellmers. Nach der geplanten Fertigstellung im Frühjahr 2020 soll der Neubau Platz für 40 Personen bieten – für Menschen mit und ohne Behinderung.

24 Zimmer plus acht Einzelappartments sind für Menschen gedacht, die eine geistige Behinderung haben. Das sei die Grundvoraussetzung für einen Mietvertrag in dem Objekt Auf dem Geestfelde, wie Johanna Mönnich, Kundenberaterin der Diakonie, sagt. Die jungen Menschen können in vier Wohngemeinschaften – mit vier, acht und zwei Mal sechs Bewohnern – leben. Jedes Zimmer hat ein eigenes Bad. Die Wohnungen eint ein gemeinsamer Wohn- und Essbereich mit Küche. Zusätzlich stehen die Einzelappartements mit einer Größe von 30 bis 50 Quadratmetern zur Verfügung.

Das Angebot richtet sich an „Menschen, die viel Unterstützung brauchen“, sagt Projektmanager Philipp von Au. Zur geistigen Behinderung können körperliche Beeinträchtigungen kommen. Im Durchschnitt hätten die künftigen Bewohner einen Pflegegrad der Stufe drei. Die Menschen arbeiten allesamt nicht auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt, sondern in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Durch einen ambulanten Pflegedienst gebe es eine Grundversorgung, „wir machen die pädagogische Unterstützung drumherum“, sagt von Au. Einziehen würden überwiegend junge Menschen, die derzeit noch bei ihren Eltern leben. In Zusammenarbeit mit dem Landkreis Diepholz ist dazu die Dienstleistung durch sogenannte Barrierehelfer entstanden. Sie sollen Menschen, die viel Unterstützung brauchen, helfen, so von Au –insbesondere bei der „einfachen“ Alltagsbegleitung. Die Helfer seien Ansprechpartner rund um die Uhr.

Das Konzept zielt ab auf ein möglichst selbstständiges und auch selbstbestimmtes Leben. Von Au zufolge gebe es im Heim ein Rundum-Paket, hier stattdessen einen Vertrag mit der Diakonie Himmelsthür als Behindertenhilfe und einen Vertrag mit dem Pflegedienst – obendrein einen Mietvertrag mit dem Architekturbüro. „Die Miete ist grundsicherungskonform“, sagt der Diakonie-Himmelsthür-Geschäftsführer Jörg Arendt-Uhde. Heißt: „Die Eltern müssen sich nicht mit ihrem Vermögen einbringen.“ Auch die Dienstleistungen würden, so von Au, ebenfalls über die Pflegeversicherung abgedeckt.

Die übrigen Wohnungen im Haus, die im Dachgeschoss liegen, werden hauptsächlich verkauft. Bei den neuen Bewohnern dort gibt es bereits Vorfreude auf den Einzug, „weil sie das als Mehrwert sehen“, schildert Investor Peter Hellmers und zielt damit auf das inklusive Konzept im gesamten Haus ab. Die Bäder sind alle barrierefrei, aber auch rollstuhlgerecht, betonte er. Auch die Assistenz, die die Nachbarn im obersten Stockwerk später nutzen könnten, ist demnach ein Aspekt für die Menschen „ab 50 aufwärts“, sagt Peter Hellmers. Dass die Wohnungseigentümer im Dachgeschoss leben, habe mit den Strukturen zu tun: „Das musste so geplant werden.“

Dass das Wohnprojekt in Kirchweyhe umgesetzt wird, ist eine Folge der Auflösung des Komplexes auf dem Zentralgelände in Wildeshausen, wo 411 Menschen mit Behinderung lebten. Ziel der sogenannten Konversion ist die Dezentralisierung der Wohnungen dort, also die Verteilung einzelner Wohneinheiten in der Region. Im Kreis Diepholz ist Kirchweyhe derzeit einzige Station der Diakonie Himmelsthür. „Eine konkrete Planung für einen weiteren Standort gibt es nicht“, sagt Regionalgeschäftsführer Arendt-Uhde. Das Projekt für die Gemeinde sei mehrmals umkonzipiert worden. Geplant war eine Einheit mit 24 Wohneinheiten in zwei Gebäuden, nun werden es 40 in einem. „Sieben Jahre haben die Bewohner auf diesen Platz gewartet“, sagt Arendt-Uhde. Und: „Ursprünglich wollten wir es selbst finanzieren.“ Nun wird die Diakonie Himmelsthür selbst Mieter von zwei bis drei Räumen in der Anlage, deren Investoren Philipp und Peter Hellmers sind. Zur Summe wollen sie keine Angaben machen. In der zweieinhalbgeschossigen Wohnanlage seien bis jetzt 50 Prozent der Zimmer vergeben.

Die Tiefgarage und das Erdgeschoss des Neubaus, der auch eine E-Mobil-Ladestation bekommen soll, sind inzwischen fertig, derzeit ist das erste Obergeschoss in Arbeit. „Wir sind mit dem Bauablauf sehr zufrieden“, sagt Philipp Hellmers.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)