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Schützenwesen Petra Lübben aus Kirchweyhe zur Landesalterskönigin in Hannover gekürt

Eigentlich sah es nicht gut für Petra Lübben aus Kirchweyhe aus. Doch der allerletzte Schuss saß, sodass sie nun Niedersachsens Altersschützenkönigin ist.
08.07.2025, 16:55 Uhr
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Petra Lübben aus Kirchweyhe zur Landesalterskönigin in Hannover gekürt
Von Alexandra Penth

Die Freude ist bei Petra Lübben noch längst nicht verebbt. Die Kirchweyherin strahlt über das ganze Gesicht, als sie von den Erlebnissen der vergangenen Tage berichtet. Am Freitag wurde sie am Neuen Rathaus in Hannover zur Landesaltersschützenkönigin gekürt. Zwei Tage später war sie dann gemeinsam mit den anderen Landesmajestäten ganz vorne beim großen Schützenausmarsch dabei. Fernsehaufnahmen zeigen die 66-Jährige, wie sie von ihrer Tochter im Rollstuhl geschoben wird, mit einem Blumenstrauß in der Hand der Menge am Straßenrand zuwinkt und La-Ola-Wellen hinausschickt. Zehntausende Menschen säumten die Straßen bis zum Schützenplatz. Etliche Festwagen, Vereine und Musikkapellen hatten sich dem Umzug angeschlossen. "Als wir auf dem Schützenplatz ankamen, waren noch nicht alle Gruppen am Rathaus losgelaufen", gibt Lübben eine Vorstellung von den Dimensionen.

Insgesamt 1,4 Kilogramm wiegen die beiden silbernen Ketten, die Petra Lübben um den Hals trägt. Die eine stammt vom Landesschützenverband, die andere vom Schützenbund Niedersachsen. Die Ketten muss sie wieder abgeben, sobald sie abgelöst wird. Ihren Orden am Band mit Niedersachsen-Pferd und Krone, der sie als Landesalterskönigin ausweist, darf sie jedoch behalten.

Zunächst hatte Lübben sich qualifizieren müssen, indem sie zehn Schüsse in ihrem Verein, dem Schützenverein Kirchweyhe von 1909, auf spezielle Scheiben abgeben musste. Anschließend trat Lübben als Beste ihres Bezirkes gegen die Sieger der anderen zehn Bezirke innerhalb des Nordwestdeutschen Schützenbundes (NWDSB) als zuständigem Landesverband an. An einem Tag musste gleichzeitig geschossen werden. Petra Lübben musste sich dafür am 23. Februar im Landesleistungszentrum in Bassum einfinden. Die drei Besten erhalten schließlich eine Einladung zu den niedersächsischen Schützentagen. Die Platzierungen werden aber erst bei der Proklamation bekannt gegeben, in diesem Fall am 12. April beim Landeskönigsball in Varrel bei Sulingen. "Zwischen Februar und April weiß man es nicht", sagt Petra Lübben. Wie dort bekannt gegeben wurde, hatte sie einen Teiler von 0,0 bei ihrem 17. von insgesamt 20 Schüssen erzielt – Petra Lübben hatte perfekt in die Mitte getroffen. "Das sah für mich damals gut aus, den genauen Teiler kannte ich bis dahin aber nicht", erinnert sie sich an jenen Schuss zurück, der ihr den Titel Landesverbandsalterskönigin einbrachte.

Zunächst kein Volltreffer

Als Petra Lübben dann für den 14. Juni zur finalen Wettbewerbsstufe in Hannover eingeladen wurde, waren die Bedingungen nicht gerade günstig. Sie befand sich nach einer Knie-OP in der Reha und wurde für das Schießen einen Tag freigestellt. Sie war auf Krücken angewiesen, konnte weder ihr Luftgewehr selbst tragen noch ihren Stand einrichten. Helga Friemel, die 2018 ebenfalls Landesalterskönigin geworden war (wir berichteten), und Petra Lübbens Familie unterstützten sie.

Das Schießen lief zunächst jedoch nicht besonders gut. Da war gerade zu viel in Petra Lübbens Kopf los. Beim 19. Schuss dachte sie, dass sie vermutlich wenigstens nicht Letzte geworden ist. "Ich dachte, einen hast du noch. Ich musste anschließend die Brille aufsetzen, um zu sehen, wo er hingegangen ist", sagt Lübben. Ihr allerletzter Schuss saß bei einem Teiler von 4,24. Sie hatte es geschafft, das Gedankenkarussell in ihrem Kopf zum Stillstand zu bringen. Wie ein Mantra sei es für sie, wenn sie bloß an Kimme und Korn denkt und alles andere ausblendet. In Hannover wurde das Ergebnis noch vor Ort bekannt gegeben. Mit jeder Platzierung stieg bei Petra Lübben die Aufregung. Als schließlich der Name des Zweitplatzierten fiel und nur noch ihr Name übrig blieb, brachen sich die Emotionen Bahn. "In dem Moment bleibt die Welt für einen Moment stehen", sagt Lübben.

Sie war schon vor sieben Jahren bei der Proklamation ihrer Freundin Helga Friemel aus dem Melchiorshauser Schützenverein in Hannover dabei gewesen. Sie habe also ungefähr gewusst, was auf sie zukommt. Diesmal habe es sich jedoch ganz anders angefühlt. Ihre Eindrücke muss sie nun erst einmal verarbeiten. Viel Zeit bleibt nicht, denn für die Majestät stehen erfahrungsgemäß viele Termine an, weiß Helga Friemel.

Viele Titel geholt

Zum Schießsport war Petra Lübben, die über Jahrzehnte als Küsterin in der Felicianus-Kirchengemeinde in Kirchweyhe tätig war, vor fast 30 Jahren zufällig gekommen. Ihr Mann Wilhelm war in den Kirchweyher Verein eingetreten und nachdem eine Freundin sie mitgenommen hatte, folgte auch Petra Lübben. "Wir sind dann als Familie alle eingetreten", erinnert sich die Landesmajestät. Gleich 1997, im Jahr nach dem Eintritt, wurden Petra und Wilhelm Lübben als erstes Paar in der Vereinsgeschichte gleichzeitig Schützenkönig und -königin. "Wir haben einfach Spaß daran", sagt Petra Lübben, die im Laufe der Zeit viele Titel errungen hatte. "Die meisten der Schützenscheiben an unserem Haus gehören ihr", sagt Wilhelm Lübben. Die vier hölzernen Scheiben an der Fassade verraten Besuchern gleich, dass dort eine Schießsportfamilie zu Hause ist.

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Petra Lübben geht etwa einmal die Woche zum Training. Um weiterhin die Geräuschkulisse wie bei Wettkämpfen um sich zu haben, übt sie während der Trainingszeiten von Sportschützen des Vereins. Stolz ist Petra Lübben auch auf ihre viermalige Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften. "Zweimal bin ich im ersten Drittel gelandet", sagt sie. Ihr bestes Ergebnis war Platz 16 von ungefähr 140 Schützen. Von ihrem Erfolg zeugen zwei metallene Anhänger an ihrer Trachtenjacke, die sie präsentiert. Im nächsten Jahr den Titel als Landesalterskönigin zu verteidigen, wäre theoretisch möglich, Petra Lübben möchte aber nichts überstürzen und betont: "Ich lasse das auf mich wirken. Das ist so ein Erlebnis, das muss man erst mal genießen."

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