Verden/Landkreis Diepholz. Im ersten Moment will sie beim Anblick des Mannes mit Kapuze und Maske an nichts Böses gedacht haben. „Es war noch Corona, viele Leuten liefen mit Maske herum“, meinte die Zeugin. Doch das Bild änderte sich blitzschnell: „Er holte eine Pistole aus der Tasche.“ Es war der Beginn banger Minuten, die die Kassiererin der Tankstelle an der Syker Straße in Bruchhausen-Vilsen am Abend des 22. September vergangenen Jahres zu überstehen hatte. Das Erlebte wirkt bis heute nach.
Die 57-Jährige hat am Montag im Prozess gegen die beiden jungen Männer ausgesagt, die sowohl den gemeinsam geplanten Tankstellenüberfall als auch den nur zwei Tage später verübten Überfall auf zwei Mitarbeiter eines Verbrauchermarktes in Leeste gestanden haben. Der 19-Jährige aus Bruchhausen-Vilsen und der 22-Jährige aus Hoya mussten sich am zweiten Verhandlungstag anhören, wie die Frau die Raubtat empfunden, welche Ängste sie ausgestanden hat. Das Geschehene sei ihr wie ein Albtraum vorgenommen, vor allem das Gefühl, „ausgeliefert zu sein“.
Sie befand sich allein im Shop, als gegen 21 Uhr, kurz vor der Schließung, „plötzlich die Eingangstür aufknallte“. Der dunkel gekleidete und maskierte Mann habe die „silberglänzende“ Waffe aus der Kapuzenjacke hervorgeholt und sie in ihre Richtung gehalten. Er sei direkt auf die Theke zugesteuert, erinnerte sich die Zeugin, habe „Geld her!“ gerufen und gleich auch noch eine Tüte zum Einpacken der erwarteten Beute verlangt. Dass sie ja keinen Alarm auslösen solle, sei ihr in drastischer Weise klargemacht worden: „Er sagte: Keine Knöpfe! Sonst schieße ich. Sonst erschieße ich dich.“
450 Euro Beute
Der Täter habe „hektisch gewirkt“, es habe alles schnell gehen sollen. Der Stimme nach habe es sich um einen Jugendlichen gehandelt. Die Frau hatte dem Räuber den Kassenbestand von rund 450 Euro ausgehändigt. Damit war er schnurstracks verschwunden. Die Zeugin konnte durch die Glasscheiben noch sehen, wie er um das Gebäude herum verschwand. In der Nähe hat laut Anklage der Komplize in einem Auto gewartet. Beiden war unerkannt die Flucht gelungen. Nach eigenen Angaben standen sie zur Tatzeit unter erheblichem Betäubungsmitteleinfluss. Das geteilte Geld wollen sie noch am selben Abend in einer Spielothek und für Drogennachschub restlos verbraucht haben.
Beide baten die Frau ausdrücklich um Entschuldigung. Der 19-Jährige beteuerte, er habe sie auf keinen Fall verletzen wollen, „auch nicht psychisch“. Sein Mittäter sprach von einem „ganzen Drama“, für das er sich entschuldigen wolle. Die 57-Jährige akzeptiere dies: „Es fühlt sich gut an.“