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Gründung Energiewende in Weyhe: Bürgergenossenschaft plant nachhaltige Projekte

In Weyhe entsteht eine Bürgerenergiegenossenschaft: Nach der Gründungsversammlung stehen nun die nächsten Schritte an. Was genau die Genossenschaft vorhat.
09.05.2024, 14:24 Uhr
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Von Niklas Golitschek

Im Hintergrund arbeitet das Team auf Hochtouren. Seit der ersten Informationsveranstaltung im Weyher Rathaus im März 2023 hat die Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) immer konkretere Züge angenommen. Jüngst haben die Initiatoren ihre Gründungsversammlung abgehalten und wollen nun ins Genossenschaftsregister aufgenommen werden.

Die Entwicklungen der vergangenen Monate beschreibt Regine von Larcher als großen Erfolg für die Gruppe. „Wir haben es in relativ kurzer Zeit geschafft, zu gründen“, bilanziert sie. Gemeinsam mit Klaus Wesemann und Hartmut Brasch bildet sie den Vorstand der Bürgerenergie Weyhe und bringt neben ihrer langjährigen Berufserfahrung bei einem Luft- und Raumfahrtunternehmen ihre Expertise als Vorsitzende beim Bürgerbus-Verein ein. Wesemann weiß als Abteilungsleiter einer großen Bremer Firma ebenfalls, ein Team zu koordinieren. Biobauer Brasch betreibt bereits eine Fotovoltaik-Anlage mit 30 Kilowattpeak auf seinem Hof in Lahausen.

Gründer bringen Expertise ein

Erfahrungen aus der Windkraft-Branche bringt Elektrotechnik-Ingenieur Berthold Groeneveld als Aufsichtsratsvorsitzender ein. Anja Kappler vertritt ihn und kennt sich durch ihre Bankausbildung mit Controlling aus. Den Aufsichtsrat ergänzen Gerlind Steiner-Klaiber, Fachrichtung Ökologie und Naturschutz, und Diplom-Ingenieur Jürgen Schmidt. Sie alle wollen die Energiewende vor Ort vorantreiben und Kindern beziehungsweise Enkeln einen lebenswerten Planeten hinterlassen, wie sie einhellig betonen.

Mit drei Schwerpunkten hat die BEG Weyhe bereits unternehmerische Perspektiven und Projektmöglichkeiten ins Auge gefasst: ein Kalt-Wärmenetz für Heizung und Warmwasser, eine Windkraftanlage und Fotovoltaik. Erstgenanntes sieht Groeneveld als Ergänzung zur kommunalen Wärmeplanung, die werde in den meisten Fällen auf Fernwärme hinauslaufen. „Aber da bleiben Inseln übrig“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende. „Nahwärme ist eine Chance für die Energiewende, wo es sonst keine Alternative gibt“, unterstreicht auch Kappler. Zumal sie neben Heizung und Warmwasser im Sommer auch Kälte in die Häuser brächte, ergänzt von Larcher.

Diese Gebiete könnten mit geothermisch gespeisten Kalt-Wärmenetzen erschlossen werden. 20 bis 25 Haushalte seien dafür mindestens notwendig, mit rund zwölf Sonden in etwa 100 Metern Tiefe und durch eine Ringleitung verbunden, könnten sie dann nachhaltig versorgt werden, erläutert Groeneveld: „Das Haus braucht dann nur noch eine vereinfachte Wärmepumpe.“ In Weyhe hat das Team bereits Wohngebiete ausfindig gemacht, in denen 30 bis 70 Hausanschlüsse mit kurzen Leitungswegen gelegt werden könnten. Vor allem bei Reihenhäusern, bei denen eine konventionelle Luftwärmepumpe aus baurechtlichen Gründen oft problematisch sei, biete sich die Nahwärme an.

Windkraftanlage als mittelfristiges Ziel

Auch einen potenziellen Abnehmer für PV-Strom hat die BEG bereits ausfindig gemacht. Ein Betrieb mit hohem Stromverbrauch könne wegen der Verschattung auf seinem Dach keine eigene Anlage errichten. Ein Nachbar hätte aber dafür die passenden Flächen, die die BEG bestücken könnte, wie Wesemann ausführt: „Das ist die Stärke der Genossenschaft.“ Auch Freiflächen-PV oder PV-Carports mit Ladestationen seien denkbar. Angesichts der derzeit geringen Einspeisevergütung seien PV-Anlagen auf Privatdächern aktuell keine lohnenswerte Option.

Mittelfristig will die Weyher Energiegenossenschaft außerdem eine Windkraftanlage bauen. Das sei ein mehrjähriges Vorhaben, spricht Wesemann von einem hohen Aufwand. „Wir sind schon so weit, dass wir ein Grundstück angeboten bekommen haben und mit den Anrainern im Gespräch sind“, sagt er zum aktuellen Stand. Wenn das konkreter wird, benötige es jedoch einen Projektierer mit Erfahrung. „Wir sind nicht in der Lage, das komplett zu betreuen“, weiß er um die komplexe Materie.

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Bürgermeister Frank Seidel sieht die Bürgerenergiegenossenschaft als einen Baustein, um die Gemeinde bis 2035 klimaneutral zu gestalten. „Der Geist lebt“, sagt er zufrieden. Wichtig sei, möglichst alle auf diesem Weg mitzunehmen und durch die Beteiligungsmöglichkeiten biete die Genossenschaft dazu ideale Voraussetzungen. Das habe sich bereits bei der großen Resonanz zum Auftakt im Rathaus gezeigt. „Ich sehe, es geht wirklich gut voran“, würdigt er das Engagement des Gründungsteams.

In Kürze will die BEG Weyhe zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung einladen und das 21-köpfige Genossenschaftsteam weiter vergrößern. Wer dem Team noch nicht seine Kontaktdaten hinterlassen hat, kann sich über das Kontaktformular unter www.begweyhe.de/ eintragen; die Internetpräsenz bietet schon erste Informationen und befindet sich noch im Aufbau. Weitere Auskünfte gibt Klaus Wesemann per E-Mail an kwesemann@gmx.de oder telefonisch unter der 01 52 / 2 87 75 44 11.

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