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Vor 45 Jahren Landkreis Diepholz: Rückblick auf inklusive Jugendfreizeiten

Heinfried Schumacher rief einst die inklusiven Jugendfreizeiten im Landkreis Diepholz ins Leben. Ein Rückblick auf prägende Erlebnisse und den damals neuen Umgang mit Inklusion.
10.09.2025, 17:24 Uhr
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Von Dagmar Voss

Heinfried Schumacher sowie die beiden damaligen Teilnehmer Markus Meyer und Torsten Barenborg geraten bei den Erinnerungen an ihre Freizeitwochen schnell ins fröhliche Erzählen. „Das war großartig und durchaus eine prägende Erfahrung“, sind sich die beiden 54-Jährigen sicher. Sie sprechen von den Freizeitreisen, die Schumacher vor 45 Jahren im Landkreis Diepholz startete und danach etliche Jahre lang für Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderung organisierte.

Damals waren das Wort Inklusion und erst recht der Umgang damit noch völlig ungebräuchlich, erinnern sich die Männer. Viele Aktivitäten fanden entweder nur für Menschen mit Behinderung oder ausschließlich für andere statt, es gab quasi keine gemeinsamen Aktionen. Wie sich ein Miteinander gestalten lässt, konnten Jugendliche dann 14 Tage lang während der inklusiven Jugendfreizeit im Sommer erleben. Und das völlig unkompliziert und freiwillig auf dem Wagner-Hof in Österreich.

28 Fahrten für 1500 Jugendliche

Zunächst trat 1980 der damalige Jugendbeauftragte im Kirchenkreis Grafschaft Hoya an den sozial engagierten Syker Heinfried Schumacher heran und fragte, ob er nicht eine der drei Jugendfreizeiten im Sommer übernehmen wolle. So entstand bei Schumacher mit Imke Turner, einer damaligen Mitarbeiterin der Bassumer Delme-Werkstätten, die Idee einer „gemischten“ Freizeit. Eine Neuheit für die damalige Zeit.

Dank Schumachers Engagement bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) konnten schließlich 42 Jugendliche mitfahren, die Mehrheit ohne Behinderung. Daraus wurden im Laufe der Jahre bis 2008 insgesamt 28 Fahrten für 1500 Jugendliche und ihre rund 150 Betreuer. "Einer von ihnen ist 27 Mal mitgefahren“, sagt der Organisator. Damals sei es leichter gewesen, alles zu organisieren, die bürokratischen Hindernisse seien nicht so hoch gewesen, so Schumacher.

Wanderungen, Feiern und deftige Speisen

Die drei Männer lachen beim Kaffee in der Bäckerei Brüne-Meyer in Stuhr gemeinsam über die Fotos von damals. Es habe bloß wenige Komplikationen gegeben, denn in der Regel waren die zwei Wochen gut durchorganisiert und voller spannender Erlebnisse. Es wurden Besichtigungen und Wanderungen durch die gebirgige Natur unternommen. Außerdem waren die Jugendfreizeiten eine bunte Mischung von gemeinsamen Feiern.

Für die Verpflegung sorgten in dieser Zeit die Betreiber des Hofes. „Einmal mussten wir uns selbst versorgen und kochen, da hatte Heinfried schnell ein kleines Kochbuch mit deftigen Speisen zur Hand", erinnert sich einer der einstigen Teilnehmer. "Auch sonst haben wir gelernt, aufeinander Rücksicht zu nehmen und vor allem den Leitspruch verstanden, 'was wir tun, tun wir gemeinsam'.“

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Dass sie gemeinsam mit Jugendlichen mit Behinderung verreisten, wurde für die beiden Schulkameraden Meyer und Barenborg im Lauf der Jugendfreizeiten nebensächlich: "Wir hatten immer viel Spaß miteinander, und richtige Katastrophen sind nie passiert.“ Noch 2021 hatten die drei Männer eine viertägige Revival-Fahrt auf den Wagner-Hof gemacht. "Immerhin hat uns diese Zeit für andere Menschen und Nationalitäten sensibilisiert und Toleranz gelehrt.“

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