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Landkreis Diepholz Weniger Biogas-Anlagen

Niedersachsen war mal Spitzenreiter beim Biogas. Jetzt läuft die Maisernte, und der Fachverband Biogas hat die Branchenzahlen für 2022 und eine Prognose für das Jahr 2023 vorgelegt. Das Ergebnis sei zu gering".
08.10.2023, 09:34 Uhr
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Weniger Biogas-Anlagen
Von Sabine Lüers-Grulke

Landkreis Diepholz. Die Maisernte läuft, und der Fachverband Biogas hat jetzt die Branchenzahlen für 2022 und eine Prognose für das Jahr 2023 vorgelegt. Diese Jahre seien geprägt von einem zu geringen Zubau der installierten Leistung, die flexibel auf die Anforderungen im Stromnetz reagieren können. Ein größerer Abbau dieser regelbaren Leistung droht in den nächsten Jahren. Auch im Landkreis Diepholz wurde eine Anlage stillgelegt; neue kamen nicht hinzu, erklärte Joost Kuhlenkamp, Referent für Bioenergie und Wärme, auf Nachfrage.

Die Anzahl der Biogasanlagen in Deutschland ist im Jahr 2022 um 77 auf 9876 gestiegen. 107 neuen Anlagen stehen 30 Stilllegungen gegenüber – wobei die Neubau-Zahlen sich fast ausschließlich auf Güllekleinanlagen beziehen, so Kuhlenkamp in einer Pressemitteilung. Aus diesem Grund sei die installierte Leistung auch nur um 84 Megawatt (MW) auf 5944 MW gestiegen. Gleichzeitig sei die Stromerzeugung aus Biogas im letzten Jahr nur marginal gestiegen – und das trotz der fossilen Energiekrise. Dies zeige, dass die politisch ergriffenen Maßnahmen nicht stark genug gewesen seien, um die "kurzfristigen Potenziale der Biogasanlagen zu heben".

Niedersachsen war Spitzenreiter

In Niedersachsen seien im Jahr 2022 lediglich 18 neue Biogasanlagen ans Netz gegangen, davon zwei Anlagen außerhalb des Segments der Güllekleinanlagen bis 150 kW. Insgesamt gebe es nun in Niedersachsen 1691 Biogasanlagen mit einer installierten Leistung von 1360 MW. Das sei nur ein geringer Zubau von gut neun MW gewesen, teilt Kuhlenkamp mit. Niedersachsen war bisher Spitzenreiter im Ausbau der flexiblen Ausgleichsenergie: "Dieser Trend ist in diesem Jahr gebrochen." Unsichere Zukunftsaussichten, abschreckende genehmigungsrechtliche Vorgaben sowie die Erlösabschöpfung würden ihre Wirkung zeigen.

Auch bei der Einspeisung von zu Biomethan aufbereitetem Biogas tut sich laut Kuhlenkamp wenig: Gerade mal vier Anlagen seien 2022 deutschlandweit ans Netz gegangen, alle außerhalb von Niedersachsen. Insgesamt speisten am Jahresende 242 Aufbereitungsanlagen rund 1,8 Mrd. Kubikmeter Biomethan ins Erdgasnetz. Die summierte Gasproduktion von Biogas und Biomethan in Deutschland (91 TWh) ersetzte rechnerisch 10,78 Prozent des deutschen Erdgasverbrauches im Jahr 2022. 

Wie geht es weiter?

Kuhlenkamp, der Experte für Biogasfragen beim LEE Niedersachsen-Bremen ist, schätzt die aktuelle Situation in Niedersachsen ein: „Die verschiedenen Produkte von Biogasanlagen sind aktuell eigentlich gefragt wie nie. Grüne Gase, Wärme und flexible Stromerzeugung sind Schüsselstellen der Energiewende. Trotzdem herrscht bei den Betreibern eine gewisse Ratlosigkeit. Die Ausschreibungsbedingungen gemäß EEG sind zu kurzfristig gedacht und auch ein Anschluss an das Gasnetz ist aktuell nur für sehr wenige Biogasanlagen wirklich umsetzbar. Hier wird es Zeit für einen Biomethanaktionsplan, wie von der EU gefordert.“

„Das Gebäudeenergiegesetz hat die Wärmewende weit oben auf die Agenda gebracht, entsprechend groß ist die Nachfrage auch nach Biogaswärme“, so Kuhlenkamp weiter. „Geringe Ausschreibungsvolumen, insbesondere für den Norden Deutschlands, und kurzfristig ausgelegte Vergütungszeiträume stehen den großen Investitionen im Weg“. Auch anhaltende Probleme mit dem Genehmigungsrecht stünden einer Weiterentwicklung des Anlagenparks im Weg.

Zur Sache

Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) Niedersachsen/ Bremen vertritt rund 2500 Mitglieder. Er  informiert Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit über die Leistungsfähigkeit der Erneuerbaren Energien und setzt sich für den 100-prozentigen Einsatz regenerativer Energien ein.

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