Die Afrikanische Schweinepest habe im Sauerland "innerhalb von zwei Tagen einen gewaltigen Sprung" gemacht, sagt der Kreis-Diepholzer Veterinäramtsleiter Klausjosef Graf: 20 Fälle seien hinzugekommen, sodass jetzt 152 Ausbrüche dort verzeichnet würden. Und das Sauerland sei nicht weit weg vom Landkreis Diepholz. Die Tierseuche, die sich jetzt neben Brandenburg und Hessen auch in Nordrhein-Westfalen ausbreite, besorgt Graf derzeit am meisten, wie er dem Ausschuss für Bevölkerungsschutz, Verkehr und Sicherheit des Landkreises in dessen jüngster Sitzung im Kreishaus Syke erläuterte.
Anders als die Blauzungenkrankheit bei Rindern und Schafen, die in diesem Jahr – vermutlich aufgrund der geringen Mückenpopulation im sehr trockenen Frühjahr, so Graf – keinen Schub bekommen hätte, sei die Afrikanische Schweinepest ein Problem. Deshalb habe er vor Kurzem mit anderen Mitarbeitern des Veterinäramtes und Vertretern der Verwaltung den sowohl von der Afrikanischen Schweinepest als auch von der Maul- und Klauenseuche betroffenen Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg besucht, um sich zu informieren: Dort hätten sie erfahren, dass es sinnvoll sein könne, zunächst einen Elektrozaun zu ziehen, um betroffene Gebiete abzuriegeln und infizierte Wildschweine so fernzuhalten. Selbst wenn dieser Zaun eine Länge von 50 Kilometern haben müsste, sei dies sinnvoller, als gleich feste Zäune aufzustellen.
Vorkehrungen "jeden Euro wert"
Erster Kreisrat Jens-Hermann Kleine bestätigte das und beschrieb die Dimensionen: "Der Zaun dort geht die gesamte Oder entlang." Täglich müssten Mitarbeiter den Zaun auf Schäden, auf offengelassene Tore oder gestohlene Weidezaungeräte kontrollieren. Die Kosten: zehn Millionen Euro, doch seien solche Vorkehrungen "jeden Euro wert". Sollte die Tierseuche näher an den Landkreis Diepholz heranrücken, so müsse man ebenfalls darüber nachdenken, wie diese fernzuhalten sei. Einen 50 Kilometer langen Zaun aus Knotengeflecht habe der Landkreis bereits für 250.000 Euro angeschafft. Denn allein im Landkreis Diepholz stünden "so viele Schweine wie im ganzen Land Brandenburg", sagte Kleine: "Da geht es auch um Versorgungssicherheit."
Friedrich Iven von der SPD-Fraktion hatte Zweifel, ob Zäune "die alte Wildsau am Durchbrechen" hindern könnten: "Wie wollen wir Wasserläufe und Brücken sichern?" Graf gab zu, dass man "auch die Jägerschaft brauchen" werde, um die Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen in den Griff zu bekommen.