Syke. "Ich habe keine Ahnung, wie das alles passiert ist", sagt Roy the Boi. Unter diesem Künstlernamen hat der 23-Jährige aus der Region, der in Syke das Abitur ablegte, die ersten Schritte in Sachen Musik unternommen und sich selbst inzwischen einen Namen gemacht. Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen waren daran nicht ganz unbeteiligt, wie er verrät.
Geige hat er mal gelernt, später auch E-Bass gespielt, sagt Roy the Boi, der beim Band-Contest für das Aufmucken-Festival in Weyhe seinen ersten größeren Auftritt in der Region hatte. Musik war also immer Teil seines Lebens, "doch erst als Corona anfing, habe ich mich intensiver damit beschäftigt." Vor rund zwei Jahren begann er auch Texte zu schreiben. Dazu hörte er sich im Internet instrumentale Stücke an und schrieb dazu auf, "alles, was mich zu der Zeit beschäftigt hat."
Nach den ersten Versuchen, begann er Geld zusammen zu sparen, um sich mit dem entsprechenden Equipment zum Aufnehmen kaufen zu können. Damit begann er seine eigene Musik selbst zu produzieren. "Das habe ich ganz lange allein und heimlich gemacht", sagt er. Erst auf einer Geburtstagsparty, als er bei einigen Songs mitrappte, gab es Resonanz. "Das kam ganz gut an", stellte er fest. Doch als Rapper will er sich dennoch nicht sehen. Die Rap-Kultur enthält ihm neben zu viel Sexismus auch zu viel Konsum-Anpreisung. Er bevorzugt daher den Begriff Künstler und rappt über Freundschaft und Zusammenhalt und alles, was Menschen bewegt.
Inspiration bietet ihm dabei immer wieder auch Bremen. In der Hansestadt hat er zahlreiche Freunde, häufig in Vierteln, die andere eher als problematisch ansehen. Roy the Boi sieht das differenzierter. Die Hilfsbereitschaft, die Freundlichkeit, die er dort erfahren hat, haben ihn geprägt, sagt er. Aber auch wie hoffnungslos für viele dort die Perspektiven sind, "weil sie von außen mit einem bestimmten Blick gesehen werden". Für ihn eine Ungerechtigkeit, die er in seinen Texten ebenso anprangert wie Rassismus und Faschismus. Der Kampf dagegen liegt ihm am Herzen.
Das bekam schon das Publikum bei der Nacht der Jugend in Weyhe zu hören. Dort war sein erster Auftritt vor einem größeren Publikum, kurzfristig hatte er dabei die Chance erhalten, einzuspringen – und diese ergriffen. "Da wurde ich ins kalte Wasser geschmissen", sagt er im Rückblick. Doch bereut hat er es nicht. Er habe gemerkt, dass die Leute anscheinend interessiere, was er mit seinen Texten zu vermitteln habe. Getreu seinem Motto, das auch auf der Fahne steht, die ihn bei seinen Auftritten stets begleitet: Love Music, Hate Fascism – Liebe die Musik, hasse den Faschismus. "Das war sehr cool!" Und darauf will er nun aufbauen.
Gedichte liest er gern, bekennt er, vor allem von Erich Fried und Erich Kästner. Musikalisch hingegen steht der Rapper Alligatoah ganz oben bei ihm. Nicht nur, weil er ein Autogramm von ihm hat und der Musiker und Filmemacher aus dem Landkreis Cuxhaven auf dasselbe Internatsgymnasium ging, wie der Syker einst, sondern: "Er zeigt mir, wie frech man mit Musik sein kann, wie weit man kommen kann, und das alles auf einem hohen Niveau." An dem verstorbenen Mac Miller schätzte er, wie offen dieser Emotionen zum Ausdruck brachte. Und an dritter Stelle steht bei ihm Prince. Eine Karriere wie die des US-amerikanischen Sängers, Komponisten, Songwriters, Multiinstrumentalisten, Musikproduzenten und Schauspielers sei sein "großes Ziel": eine Karriere, bei der ein Werk entsteht, "das von Anfang bis Ende meinem Kopf entsprungen ist."
Erreichen will er das mit Songs über das Leben an sich. Das sei zwar nicht unbedingt typisch für Hip-Hop, aber darauf arbeitet er hin, jetzt auch zusammen mit einem Partner. Beim Sofa-Konzert im Trafo in Weyhe hatten Roy the Boi und SzumY jüngst ihren ersten Auftritt. "Meine Gedanken kann mir keiner nehmen", ist er froh, die Musik gefunden zu haben.