Die Methode ist stets dieselbe: Per Telefon wird man darüber informiert, dass ein naher Verwandter einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht hat. Um ihn aus der Untersuchungshaft zu holen, muss innerhalb kurzer Zeit eine hohe Summe übergeben werden. Gezielt sollen damit vor allem ältere Menschen um ihr Erspartes gebracht werden. Und allzu häufig gelingt den Tätern dies auch. Der Präventionsbeirat der Stadt Syke hat sich deshalb gemeinsam mit dem Weißen Ring, der Polizei und dem Seniorenbeirat dieses Themas angenommen. Gemeinsam laden sie für Donnerstag, 24. Oktober, nun zu einem Konzert der besonderen Art ein.
Im Syker Theater wird das Polizeiorchester Niedersachsen spielen. "Wir werden einen Ohrenschmaus erleben", ist Thomas Kuchem, als Erster Stadtrat Sykes Vorsitzender des Präventionsbeirates, überzeugt. Denn die professionellen Musiker verstehen ihr Handwerk. Seit über 100 Jahren sei das Orchester zudem die "musikalische Visitenkarte" der niedersächsischen Polizei und mit seiner Musik das Bindeglied zwischen der Bevölkerung und den Einsatzkräften. Zahlreiche Konzerte, häufig für den guten Zweck, locken jährlich mehr als 200.000 Gäste an und mit seinem vielfältigen Repertoire spricht es Jung wie Alt an. Die Profimusikerinnen und Profimusiker sind in der Klassik ebenso versiert wie bei Swing und Pop. Immer mehr spielt das Orchester zudem eine wichtige Rolle in der Kriminalprävention. In zahlreichen Workshops vermitteln die Orchestermitglieder nicht nur das richtige Taktgefühl, sondern in Begleitung von Präventionsexperten auch das nötige Wissen im Umgang mit und zur Verhinderung von aktuellen Kriminalitätsformen. Das soll nun auch in Syke der Fall sein.

Laden zum Präventionskonzert in Syke (von links): Heike Wilhelm, Vanessa Peine, Thomas Kuchem und Günter Hans.
Und so geht es auch bei diesem Konzert im Syker Theater nicht allein um den musikalischen Genuss, sondern zudem um Aufklärung, erläutert Kuchem weiter. Um 18 Uhr werden sich die Türen zum Theaterfoyer öffnen, in dem Infostände der Polizei, des Weißen Rings, der Stadt Syke samt Seniorenbeirat und des Präventionsvereins Syke auf die Besucherinnen und Besucher warten. Dort finden sie Informationen zu Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, abgekürzt Säm genannt, und erhalten Tipps wie sie sich davor schützen können. Dazu zählen neben Schockanrufen auch betrügerische Haustürgeschäfte, Gewinnspiel-Betrug, Taschendiebe, Einschleichdiebstahl und vieles mehr. "Wer noch einen weiteren Infostand anbieten möchte, kann das gerne tun", betont Kuchem. Ansprechpartner dafür sind er unter der Rufnummer 0 42 42 / 16 45 02 oder per E-Mail an T.Kuchem@syke.de oder Vanessa Peine von der Stadtverwaltung unter der Rufnummer 0 42 42 / 16 42 24 oder per E-Mail an v.peine@syke.de.
Um 19 Uhr beginnt das Konzert. Einziger Unterschied zu anderen Konzerten wird die Pause sein, kündigt Kuchem an. Diese wird länger ausfallen, damit die Besucherinnen und Besucher Gelegenheit haben, abermals die Infostände aufzusuchen und das Präventionspuppenspiel von Polizeioberkommissar Karsten Döhrmann zu sehen. Sein Programm "Nachtigall ick hör dir trapsen" hat er während seiner Tätigkeit bei der pädagogischen Puppenbühne der Polizei selbst entwickelt. Unterhaltsam und amüsant klärt darin die selbstbewusste Seniorin Lissy über Schockanrufe und falsche Polizisten auf.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Besucherinnen und Besucher benötigen lediglich ein Ticket, das sie kostenlos im Bürgerbüro oder online über die Internetseite der Stadt Syke unter tickets.syke.de bekommen. Spenden werden allerdings gern genommen, fügt Kuchem hinzu. Sie kommen im Anschluss dem Weißen Ring und dem Präventionsverein Syke zugute, um deren Arbeit zu unterstützen.
"Man muss damit in die Öffentlichkeit", unterstreicht Günter Hans vom Weißen Ring im Landkreis Diepholz den Hintergrund für diese Veranstaltung. Die Opferhilfsorganisation hat in ihrer Tätigkeit viel mit Opfern dieser Verbrechen zu tun. Dort weiß man daher, dass die Scham der Opfer nach derartigen Verbrechen groß ist. Dabei könne dies jedem passieren, betont Hans. Selbst Bremens Ex-Bürgermeister Henning Scherf und sogar Profis wie Kriminologe Christian Pfeiffer waren schon drauf und dran, sich von dieser Art Verbrechern überrumpeln zu lassen, nennt er Beispiele. Sie seien damit in die Öffentlichkeit gegangen, um aufzuklären, und das sei besonders wichtig: "Um damit ein Bewusstsein zu schaffen", fügt Kuchem hinzu. Und zwar nicht nur bei den Senioren selbst, sondern auch bei deren Angehörigen.