Syke. Reparieren statt wegwerfen, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Das ist der Grundgedanke des Reparaturcafés in Syke. Seit fast zehn Jahren stehen Freiwillige allmonatlich in der Alten Posthalterei bereit, um alte Schätze und kaputte Geräte zu reparieren – ehrenamtlich und unentgeltlich. Die dafür erforderlichen Werkzeuge bringen sie selbst mit. Wer kann und möchte, kann für die geleistete Reparatur einen kleinen Betrag in die Spendendose werfen, doch Pflicht ist es nicht. Darum benötigt das Team des Reparaturcafés nun selbst Unterstützung. Denn: "Wir wollen ein Isolationsmessgerät anschaffen", sagen Friedrich Rauschenberger und Frank Grosser.
Ein derartiges Messgerät wäre sehr hilfreich für die Arbeit im Reparaturcafé, verraten die beiden Tüftler. Denn damit kann schnell und unkompliziert gemessen werden, ob der Strom auch da hingeht, wo er hingehen soll. Das hilft bei der Fehlersuche und ist wichtig für die Sicherheit. "Gerade, weil wir viele alte Geräte bekommen, ist diese Prüfung wichtig", unterstreicht der gelernte Elektroinstallateur Grosser. "Das gibt uns und den Kunden die Sicherheit, dass das Gerät in Ordnung ist." Allerdings besitzt niemand der ehrenamtlichen Tüftler ein derartiges Gerät, somit ist es auch nicht vorhanden.
Für 800 Euro wäre ein gebrauchtes Messgerät zu bekommen; 1500 Euro kostet ein neues. Viel Geld für eine Institution, die so arbeitet wie das Reparaturcafé: ehrenamtlich und spendenbasiert. "Da sind schon 800 Euro wie ein Lottogewinn", weiß Dominik Albrecht von der Abfallwirtschaftsgemeinschaft (AWG), die alle Reparaturcafés in der Region tatkräftig unterstützt. So stehen an den Annahmenstellen der AWG in Bassum, Weyhe, Bruchhausen-Vilsen und Barnstorf eigens Boxen bereit, in denen für die Reparaturcafés Geräte abgelegt werden können. Die ehrenamtlichen Tüftler sichten und reparieren die ausgesonderten Geräte und spenden sie an verschiedene Organisationen. In Syke etwa gehen sie an die Tafel. Und auch bei der Suche nach Geldgebern für das Messgerät steht die AWG dem Reparaturcafé zur Seite. Über die Internetseite der AWG konnten das Team nun ein Crowdfunding-Projekt ins Leben rufen.
Was ist Crowdfunding?
Das Wort setzt sich aus den englischen Wörtern "crowd" für "Menschenmenge" und "funding" für "Finanzierung zusammen. Ins Deutsche könnte man es auch mit Schwarmfinanzierung oder Gruppenfinanzierung übersetzen. Dabei geben möglichst viele Leute einen kleinen Beitrag, um eine größere Summe zusammenzubekommen. Dabei gibt es vier Varianten: Bei der klassischen Variante gibt es für den finanziellen Beitrag ein nicht-finanzielles Dankeschön, zum Beispiel eine Kopie des gesponserten Projekts, die Möglichkeit einer Vorbestellung oder eine Namensnennung im Abspann eines auf diese Weise finanzierten Films. Bei der verleihenden Variante wird das Geld – wie der Name schon sagt – geliehen und die Projektinitiatoren zahlen es zurück. Beim investierenden Crowdfunding erhalten die Geldgeber einen Anteil am Projekt und sind damit auch an eventuellen Gewinnen beteiligt. Und beim spendenbasierten Crowdfunding wird speziell für ein Projekt Geld gesammelt – wie beim Projekt des Reparaturcafés.
Wie kann für die Anschaffung gespendet werden?
"Crowdfunding ist noch nicht so bekannt im Landkreis", ist Dominik Albrecht der Überzeugung. Auch deshalb biete die AWG bereits seit einiger Zeit die Möglichkeit, über ihre Internetseite für Projekte auf diese Weise Spenden zu sammeln, verrät der Pressesprecher des Unternehmens. Das Schöne dabei sei, dass auch schon Kleinstbeträge gespendet werden können, selbst die Spende eines einzelnen Euro sei möglich. Den Betrag legen Spendenwillige selbst fest. Auf einem Treuhandkonto wird das Geld zunächst gesammelt. Ist der im Vorfeld als Ziel ausgegebene Betrag erreicht, wird das Geld überwiesen. Wurde das Ziel hingegen verfehlt, erhalten alle Spender ihre Spenden wieder zurück. "Das läuft automatisch", erläutert Albrecht das Verfahren. Allerdings ist dann nicht alles verloren, kann er beruhigen. Ist der Löwenanteil der anvisierten Summe zusammengekommen, können die Initiatoren auf weitere Unterstützung der AWG bauen.
Auf der Internetseite www.awg-bewegt.de ist das Projekt des Syker Reparaturcafés zu finden. Über einen Button können Spendewillige dort auch gleich ihren Wunschspendebetrag eingeben. Wurde die gewünschte Summe erreicht, geht das Geld zunächst an die Bürgerstiftung Syke, die offiziell Träger des Reparaturcafés ist. Sollte es gewünscht sein, könne sie auch Spendenquittungen ausstellen, teilt Friedrich Rauschenberger mit.