Es ist nicht mehr genau festzustellen, wann in Syke der bauliche Sündenfall begonnen hat, aber das Objekt ist noch bekannt: Das ehemalige Kornzinshaus, die heutige KFZ-Zulassungsstelle. "Wenn das Haus in seiner Ursprungsform erhalten geblieben wäre, hätte Syke heute einen prachtvollen Renaissancebau", sagt Stadtarchivar Hermann Greve.
Der Kurator der Ausstellung "Historische Gebäude in Syke" erzählt am Tag des offenen Denkmals die Geschichte alter Bauten in der Alten Posthalterei, Waldstraße 3, von 11 Uhr vormittags an. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen drei Gebäude: Das Kornzinshaus auf dem Syker Amtshof, die alte Lohmühle am Mühlendamm und der Nachfolgebau und das Wohn- und Geschäftshaus Warneke in Heiligenfelde.
Fotos zeigen das alte Kornzinshaus
Greve kann im Stadtarchiv auf mehr als 10.000 Fotos und fast 1000 Postkarten mit historischen Ansichten zurückgreifen. So wird er die Zeichnung einer alten Kupferstecherei zeigen, die das Kornzinshaus abbildet. "Das Kornzinshaus stammt aus dem Jahr 1592 und ist damit das älteste nicht sakrale Bauwerk", sagt der Stadtarchivar.
Es gehörte zum Besitz von Philipp Sigismund, dem Grafen von Hoya. Im Kornzinshaus habe es gewölbte Gemächer gegeben, einen großen Saal, ein prächtiges Dach, unter dem alle Getreideabgaben aus dem Umland gelagert wurden, sowie Rundbögen und Kuppeln. "Als man den Mittelteil entfernt hat und das Dach herunter gesetzt hat, war der Charme des Gebäudes weg", bedauert Greve. Damit sei 1859 eine der ersten Bausünden begangen worden.
Streitereien um die alte Lohmühle
Spannend sei auch die Geschichte der alten Lohmühle. An der Stelle steht heute das Knusperhaus am Mühlendamm. "Man kann den Besitzern dankbar sein, dass sie versucht haben beim Wiederaufbau den Fachwerkcharakter darzustellen", so Greve. Der damalige Besitzer der Lohmühle, der Gastwirt Christian Wolters, habe das Haus erworben, weil er dort seine Eichenlohe (Eichenrinde) für seine Ledergerberei verarbeiten wollte. "Man muss sich die Umweltbelastung vorstellen, die diese Gerberei verursacht hat." Außerdem habe der Gastwirt ständig mit dem Mühlenwirt im Clinch gelegen. Die Frage, wer darf wann das Wasser stauen, habe zu wiederholten Auseinandersetzungen geführt.
Als positives Beispiel für den Erhalt historischer Bausubstanz nennt der Stadtarchivar das Wohn- und Geschäftshaus Warneke in Heiligenfelde. Weitere Beispiele sind das alte Vorwerk am Amtmannsteich und eben der Erhalt des Kornzinshauses, zwar nicht in seiner ursprünglichen Art, aber im alten Baucharakter als KFZ-Zulassungsstelle. "Das ist auch Jörn-Michael Heise zu verdanken, dem ehemaligen Kreisdirektor, der die Gebäude für die Volkshochschule gerettet hat", sagt Gerhard Thiel, der ehemalige Leiter der VHS. Auch darüber wird Hermann Greve am Tag des offenen Denkmals berichten.