Landkreis Diepholz. Die Volkshochschule (VHS) des Landkreises Diepholz muss derzeit ohne pädagogischen Leiter auskommen. Thomas Hermenau hat den Eigenbetrieb des Landkreises Diepholz Ende August nach elf Jahren verlassen und zum 1. September einen neuen Job als Leiter der VHS in Lübeck angetreten. Die Chancen, dass auch die Diepholzer VHS bald eine neue pädagogische Leitung bekommt, stehen jedoch gut. Das Bewerbungsverfahren, bei dem laut Landrat Cord Bockhop rund 20 Interessierte Unterlagen eingereicht haben, ist bereits erfolgreich abgeschlossen worden. Details zur Neubesetzung sollen demnächst veröffentlicht werden.
Führungslos ist die VHS aber im Moment dennoch nicht. Der langjährige kaufmännische Leiter Siegmar Peukert hat zusammen mit den pädagogischen Mitarbeitern interimsweise Hermenaus Aufgaben mit übernommen. "Wir sind gut aufgestellt", sagt Bockhop. Der Landrat ist froh, dass das Bewerbungsverfahren so erfolgreich verlaufen ist. "Bei so einer Besetzung bin ich auch gerne dabei", betont Bockhop. Die pädagogische Leitung müsse schließlich nicht nur über die entsprechenden fachlichen Qualifikationen wie etwa Erfahrung in der Konzeption in der Erwachsenenbildung verfügen, auch das Repräsentieren sei bei so einer Tätigkeit wichtig. "Wir suchen eine Persönlichkeit", sagt der Landrat. Dass über 20 Bewerbungen eingegangen sind, zeige zudem, dass "unsere VHS und der Landkreis interessant sind".
Positiv blickt der Landrat derweil auf die elfjährige Tätigkeit von Thomas Hermenau an der Spitze der VHS zurück. "Er musste vieles neu aufstellen", weiß Bockhop und spielt damit auch auf die Neustrukturierung der Außenstellen an. "Es war ein großer Kraftakt, den er bewältigt hat", sagt der Landrat. Auch der Umzug der VHS-Hauptverwaltung von Syke nach Bassum sei in Hermenaus Amtszeit gefallen.
Positives Fazit
Thomas Hermenau selbst zieht ebenfalls ein positives Fazit seiner Zeit im Landkreis Diepholz. Für ihn stehen "die positiven Erlebnisse im Vordergrund". "Wir haben die VHS weiter professionalisiert. Da blicke ich zufrieden zurück", sagt er und lobt vor allem auch die Mitarbeiter, die mit ihm das Angebot der VHS weiterentwickelt und gestaltet haben. "Ich hatte ein tolles Team", betont er. Den Umzug der VHS-Geschäftsstelle unter einem Dach an der Oberschule Bassum bewertet Hermenau ebenfalls als gelungen. "Das sind gute Räumlichkeiten", so seine Meinung.

Thomas Hermenau war elf Jahre lang für die pädagogische Ausrichtung der VHS verantwortlich.
Ebenso positiv sei die Entwicklung bei den Unterrichtseinheiten – sowohl mit Blick auf die Quantität als auch auf die Qualität. Als er 2012 seine Tätigkeit für den Eigenbetrieb des Landkreises Diepholz aufnahm, habe man 42.000 Unterrichtseinheiten im Jahr erteilt, im Jahr 2019 – vor der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Einbruch – seien es rund 100.000 gewesen. Im vergangenen Jahr habe man neu starten können, 75.000 Unterrichtseinheiten seien bereits wieder erteilt worden.
Einen großen Zuwachs habe es besonders durch den Förderunterricht auf Grundlage des Bildungs- und Teilhabepakets gegeben. In über 60 Schulen im Landkreis habe man so benachteiligte Kinder unterstützen können. "Das hilft, damit Bildungsbiografien gelingen", so Hermenau. Stolz ist er auch darauf, dass unter seiner Leitung ein Grundbildungszentrum in den Landkreis geholt werden konnte. Dort geht es um Alphabetisierung und den Erwerb von anderen Grundkompetenzen. Nach Angaben der VHS gibt es auch im Landkreis Diepholz rund 16.000 Menschen, die nicht gut lesen und schreiben können und denen durch die Angebote des Grundbildungszentrums ermöglicht werden soll, das Erlernen im Erwachsenenalter nachzuholen, um im Alltag besser zurechtzukommen.
Für Thomas Hermenau selbst hat derweil schon der nächste berufliche Abschnitt begonnen. Der 57-Jährige leitet nun die VHS in Lübeck. Das hat für ihn zum einen ganz praktische Gründe, denn er wohnt mit seiner Familie in Geesthacht bei Hamburg. "Der Weg ist jetzt kürzer", sagt er und verrät außerdem: "Ich habe auch einfach mal eine Veränderung gebraucht." Die elf Jahre im Landkreis Diepholz seien für seine Verhältnisse schon eine lange Zeit gewesen, fügt er mit einem Lachen hinzu. Gereizt habe ihn nach den vielen Jahren im größtenteils eher ländlichen Landkreis Diepholz auch die Tätigkeit für eine Großstadt-VHS.