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Trafokunst in Colnrade Trafohäuschen wird zur Leinwand

Ein Trafohäuschen in Beckstedt soll zum Kunstobjekt werden. Das von der Avacon initiierte Projekt mit Potsdamer Graffitikünstlern verzögert sich allerdings. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
11.12.2020, 15:02 Uhr
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Von Kerstin Bendix-Karsten

Im Nachhinein ist es wohl eine glückliche Fügung, dass Daniel Siering und Hendrik Uterwedde an diesem grauen Dezembertag ihre Spraydosen wieder einpacken und unverrichteter Dinge von dannen ziehen mussten. Eigentlich waren die beiden Potsdamer Graffitikünstler nach Beckstedt, einem Ortsteil von Colnrade, gekommen, um das unscheinbare Äußere des Transformatorhäuschens direkt am Ortseingangsschild neben der Kreisstraße in ein Kunstwerk zu transformieren. Im Auftrag des regionalen Netzbetreibers Avacon sollten sie den grünen Kasten unter anderem mit dem Wappen der Gemeinde Colnrade verzieren. Doch es wäre wohl das falsche Wappen geworden, wie die Bürgermeisterin Anne Wilkens-Lindemann beim Ortstermin mit den Künstlern feststellte. Und so war es letztlich Glück im Unglück, dass der Maler, der das Trafohäuschen zuvor hätte grundieren sollen, seine Arbeit nicht getan und somit verhindert hatte, dass Siering und Uterwedde das falsche Wappen aufbrachten.

„Wir wissen nicht, warum der Maler nicht da war“, sagte Eileen Schöne von der Avacon Netz GmbH, die das Projekt „Trafokunst“ bei dem regionalen Netzbetreiber betreut. Das sei noch nie passiert. Bei allen anderen Trafohäuschen habe der Maler, mit dem der Netzbetreiber schon seit Langem zusammenarbeitet, die Grundierung aufgebracht. Immerhin gut 50 solcher Häuschen lässt die Avacon jedes Jahr im Rahmen ihres Projekts mit Kunst verschönern. „Die Leute sollen mit einem Lächeln auf ein eher unschönes Bauwerk schauen“, beschreibt Schöne das Ziel der Trafokunst. Über 400 solcher Kunstwerke gibt es bereits. Das Trafohäuschen in Beckstedt hätte das sechste in der Samtgemeinde Harpstedt sein sollen, aus dem ein Kunstwerk wird.

Die Auswahl, welches Transformatorhäuschen mit Farbe verschönert wird, unterliegt gewissen Kriterien. Entscheidend ist laut Schöne vor allem eines: „Wir achten darauf, dass sie von möglichst vielen Menschen gesehen werden.“ Genau das sei bei dem Trafohäuschen in Beckstedt direkt neben der Kreisstraße der Fall. „Und bald werden es noch wesentlich mehr Leute sehen. Denn wir bekommen hier an der Kreisstraße in den nächsten Jahren einen Fahrradweg“, ist die Colnrader Bürgermeisterin Anne Wilkens-Lindemann überzeugt. Und Ratsherr Geritt Lindemann brachte noch eine weitere Idee ins Spiel: „Vielleicht könnte man eine Bank zum Verweilen neben dem Farbtupfer aufstellen.“

Dass es in Beckstedt nun zu ungeplanten Verzögerungen beim Aufbringen des Kunstwerks gekommen ist, ändert nichts an dem Vorhaben selbst. „Wir kommen noch mal wieder“, versprachen die beiden Künstler der Firma Art-EFX. Wahrscheinlich Anfang 2021 – wenn es die Witterung zulässt – soll dann Farbe ins Spiel kommen.

Das Motiv für das Beckstedter Trafohäuschen haben die zwei Potsdamer Sprayer gemeinsam mit Colnrades Bürgermeisterin und den Ratsherren Gerrit Lindemann und Rene Brehmer aus Beckstedt entwickelt. Neben dem Wappen der Gemeinde sollen den Kasten ein Strohballen, ein Storch und der Sonnenstein zieren. Insbesondere Letzteres steht für die Geschichte des Ortes. Der Stein, der aus der Bronzezeit stammt, im Original aber nicht mehr in der Gemeinde ist, wurde 1923 beim Abbruch eines Bauernhauses aus dem 17. Jahrhundert im Fundament gefunden. Derzeit befindet er sich im Archäologischen Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig. „Wir arbeiten daran, dass der Stein aus der Asservatenkammer zurück zu uns kommt“, sagte Wilkens-Lindemann. Allerdings brauche es dafür einen geeigneten Platz. „Den haben wir im Moment nicht“, räumte die Bürgermeisterin ein.

Bis es soweit ist, können die Menschen den Sonnenstein in Beckstedt als Nachbildung und bald auch als Bild auf dem Trafohäuschen bewundern. Für Hans-Jürgen Wachendorf, der bei der Avacon für die Planung und den Bau der Verteilnetze in Nienburg, Burgwedel und Syke zuständig ist, ist das Kunstprojekt in Beckstedt der farbenfrohe Abschluss seiner beruflichen Laufbahn. Denn der gebürtige Colnrader, der dieser Tage in den Ruhestand geht, begleitete seinerzeit die Umstellung von einer Frei- auf eine Erdleitung in Beckstedt. „Vor zwei, drei Jahren wurde alles erdverkabelt“, erinnerte er sich. Die Freileitung und der Klinkerturm, in dem der Transformator zuvor zu finden war, sind verschwunden. Zurückgeblieben ist das Transformatorhäuschen. „Jetzt fehlt nur noch der Anstrich“, sagte er.

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