Es gibt viele Klischees über US-Amerikaner. Welche konnten Sie bestätigt sehen?
Es ist schwierig, diese Frage zu beantworten, da die Klischees der Amerikaner sich meist auf eine sehr kleine Gruppe in den USA bezieht. Das ist so, als würde man fragen „Welche Klischees der Europäer konnten Sie bestätigen?“. Da gibt es französische, deutsche, englische und so weiter. Genauso ist es in den USA. In meiner Zeit in Los Angeles sind mir eine Menge klischeehafte Menschen untergekommen. Der Surfer-Dude, der Waffennarr, der absolute Egoist. Aber all diese Leute waren für sich dann doch komplett anders, als man es erwartet hätte. Viel wird ohnehin durch Missverständnisse hervorgerufen. So ist beispielsweise die „typische Oberflächlichkeit“, die speziell Los Angeles, aber auch den USA als Ganzes nachgesagt wird, eigentlich eher eine große Offenheit gegenüber Menschen. Das Problem ist nur, wenn man 100 Leute kennenlernen möchte, dann hat man nicht die Kapazität, von jedem die tiefsten Hintergründe zu behalten. Das führt dann zur Brandmarkung „oberflächlich“.
Die US-Amerikaner haben auch Klischee von den Deutschen. Welche sind das?
Pünktlichkeit, Fleiß, Humorlosigkeit. Speziell Pünktlichkeit war in Los Angeles ein sehr wichtiger Faktor, da dort aufgrund der Verkehrslage sehr wenig davon vorherrscht. Das führt dazu, dass man als Deutscher sofort „immer pünktlich“ ist, wenn man das beim ersten Treffen ist. Dieses Label ist schwer wieder weg zu bekommen, was natürlich ein gewisser Vorteil ist.
Welche dieser Klischees treffen auf Sie zu?
Pünktlichkeit mit Sicherheit. Wobei es in LA doch etwas schwer ist, dies aufrechtzuerhalten, zumal Warten eines der Dinge ist, die ich am meisten hasse. Aber wenn alle außer einem selbst stets zu spät kommen, wartet man recht oft und lange.
Wie waren Ihre Eindrücke, als Sie vor sieben Jahren nach Los Angeles kamen? Hatten Sie einen Kulturschock?
Nein, den hatte ich bereits vier Jahre zuvor, als ich mein Praxissemester dort gemacht habe. Aber selbst der war nicht sehr groß. Es ist am Ende immer noch ein westliches Land, auch wenn es einige Unterschiede gibt.
Sie haben zu Zeiten der gegensätzlichen Präsidenten Barack Obama und Donald Trump in den Vereinigten Staaten gelebt. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Die Trump-Zeit war tatsächlich eine extrem große Anspannung. Und das, obwohl wir in Los Angeles eigentlich nichts davon abbekommen haben. Kalifornien ist ein "tiefblauer" Staat, und die Möglichkeiten von Donald Trump waren sehr begrenzt. Dennoch war das Thema allgegenwärtig, und der Schock saß in der Bubble, in der wir lebten, ziemlich tief. Als Biden gewählt wurde, war das für uns eine echte Erleichterung.
Wie war es dann, als Sie wieder nach Deutschland zurückkehrten?
Wir waren erst mal unglaublich erleichtert und entspannt. Erst, als wir wieder in Deutschland waren, haben wir realisiert, in welcher Anspannung und in was für einem Hamsterrad wir waren. LA ist eine Stadt, in der man immer etwas tut. Selbst entspannt spazieren zu gehen, ist dort ein Networking Event, und man muss Stunden fahren, um in die Natur zu kommen. Als wir uns dann am ersten Abend in unserer neuen Wohnung auf den Balkon gesetzt und in die Nacht geschaut haben, fühlten wir, dass diese Entschleunigung das war, was wir brauchten. Dann kam Corona, und wir waren natürlich extrem froh, rechtzeitig aus den USA rausgekommen zu sein. Die USA sind zwar heute dank der überlegenen Impfkampagne besser dran, aber damals war es schon beängstigend zu hören, wie unfähig die amerikanische Regierung mit der Pandemie umgegangen ist.
Warum haben Sie sich als gebürtiger Delmenhorster für Ganderkesee als neue Heimat entschieden?
Anfangs hatten wir ganz bestimmt nicht vor, nach Ganderkesee zu ziehen, sondern eher in eine der Medienstädte Berlin, Hamburg, München oder Köln. Doch dann wurde zufällig eine Wohnung meines Vaters frei, die wir erst einmal bezogen haben. Dann kam die Pandemie, wir haben mit unserer kleinen Tochter Ganderkesee kennengelernt und fühlen uns pudelwohl.
Welche Begegnung in der Filmbranche war für Sie am eindrucksvollsten?
Das ist eine sehr schwere Frage, da die meisten ersten Eindrücke sich doch sehr relativieren. Ich war in so vielen „unglaublichen“ Villen, habe so viele bekannte Gesichter gesehen, es ist am Ende alles gar nicht so besonders, wie man denkt. In Erinnerung blieb mir eine völlig einfache Szene mit Benedict Cumberbatch, den ich auf einer After Show Party kurz kennengelernt habe. Dieser Mensch ist nicht nur einer der begnadetsten Schauspieler, sondern auch noch unglaublich bescheiden und selbstlos. Auf dieser Party unterhielt er sich mit zwei Personen, als ich hinter ihm entlangging, was ohne Probleme möglich war. Doch er unterbrach sein Gespräch, ging einen Schritt zur Seite und fragte, mehrfach entschuldigend, ob er im Weg sei. Das klingt nach etwas völlig Normalen, doch es gibt sicher nicht viele Weltstars, die auf ihrer eigenen Party (er war Hauptdarsteller) so zuvorkommend reagieren würden.
Zu welchen Prominenten konnten Sie die Kontakte halten und profitieren nach wie vor davon?
Der Faktor Prominenz ist mir da nicht so wichtig. Es sind eher die Menschen auf der produzierenden Seite, mit denen man im Kontakt bleibt. Selbst wenn man einen Prominenten soweit nahe kommt, dass dieser einen als Freund ansieht, dann gibt es davon zig andere, die das auch sind. Da halte ich es lieber mit Produzenten wie meinem guten Freund Tore Schmidt, der gerade mit "News of the World" einige Oscar-Nominierungen hatte. Ein Supertyp, mit dem ich mich gerne und viel austausche.
Sie produzieren Werbe-, Doku- und Kurzspielfilme, aber auch Musikvideos. Was davon machen Sie am liebsten? Was ist daran das Spannende?
Seit ich aus den USA zurück bin, habe ich mich in eine neue Sparte begeben, nämlich Kinderfilme. Das mag mit der Geburt meiner Tochter zu tun gehabt haben (lacht). Die Werbung ist eine interessante Sparte, jedoch sehr stressig, da man häufig von komischen Launen der Agenturen abhängig ist. Für mich sind die Projekte, an denen ich momentan arbeite, am spannendsten, weil es viel kreative Arbeit ist, und ich mich sehr darauf freue, diese irgendwann mit meiner Tochter anzuschauen.
Sie sind Diplom-Ingenieur für audiovisuelle Medien. Was sollten Sie mit diesem Studium ursprünglich anfangen?
Das war fast ein Zufall, dass ich dazu gekommen bin. Mein erstes Studium der Informatik war mir zu trocken, daher habe ich nach etwas Kreativerem gesucht, konnte mich aber wohl nicht ganz vom Technischen lösen. So ist es Medientechnik geworden. Während des Studiums habe ich dann erst meine Begabung für Produktionsarbeit bemerkt. Der Rest ist Geschichte.
Was machen Sie jetzt in Ihrem Unternehmen?
Ich bin inzwischen mit meinem eigenen Unternehmen, der Feith Filmproduktion, wieder selbstständig. Für die SF Motion GmbH (ehemals Mädchenfilm GbR) bin ich aber immer noch beratend tätig. Die Firma wird von meinem langjährigen Partner Fred Schuler als Geschäftsführer geleitet – er hat die Firma mit viel Mühe und Fleiß durch die Pandemie manövriert. Ich selbst konzentriere mich vor allem auf die Entwicklung von Drehbüchern und die Besetzung dieser mit passenden Schauspielern und Kreativen, sowie die Einreichungen zur Förderung. Halt das, was ein Filmproduzent in Deutschland so macht. Außerdem berate ich weiterhin Firmen im Bereich Werbung und Bewegtbild. Man möchte gar nicht glauben, wie viele Leute ihren Ruf aufs Spiel setzen, weil sie die paar Euro sparen und ihre Medien selbst produzieren wollen. Aber zum Glück kommen einige auch zu mir (lacht).
Warum hieß Ihr Unternehmen ursprünglich Mädchenfilm?
Mädchenfilm haben wir es damals genannt, weil niemand, der diesen Namen je gehört hat, ihn je wieder vergessen wird.