Seit knapp 20 Jahren leitet Werner Bruns die Jugendabteilung der Fußballer des VfL Stenum. Nun tritt er etwas kürzer und übergibt sein Amt an Axel Kloppenburg. "Ich bin in Stenum natürlich nicht von der Bildfläche verschwunden. Ich werde Axel – gerade auch in der ersten Zeit – mit Rat und Tat zur Seite stehen und werde erst einmal als Axels Stellvertreter weitermachen. Wir sehen uns sicherlich weiterhin auf den Sportplätzen im Kreis oder auch im Bezirk", teilt er mit. In den vergangenen Jahren sah er eine rasante Entwicklung im Jugendbereich bei den Stenumern und im Generellen. So ordnet er den sinkenden Stellenwert des Fußballs bei vielen Jugendlichen und neue Spielformen wie Funino ein.
Warum Werner Bruns sein Amt niederlegt: "Ich bin 70 Jahre alt und mache den Job seit 19,5 Jahren. Es wurde einfach Zeit. Man findet nicht so einfach gute Nachfolger und ich hatte Glück, dass mit Axel Kloppenburg jemand da ist, bei dem ich die Abteilung in guten Händen weiß und ich ruhigen Gewissens aufhören kann", sagt Bruns. Kloppenburg begleitet ihn bei seinen Aufgaben im Verein seit gut eineinhalb Jahren. "Seine Zeit ist gekommen. Es ist für mich nicht so einfach, die Aufgaben zu übergeben. Aber er wird das schon rocken", blickt Bruns voraus.
Wie er den VfL Stenum aufgestellt sieht: Durch Corona sei viel kaputtgegangen und musste – beziehungsweise muss weiterhin – (neu) aufgebaut werden. Laut Bruns sei der VfL mit dem Vereinsheim am Platz, der Grillhütten daneben, den vielen Plätzen inklusive Kunstrasenplatz besser aufgestellt als alle anderen Vereine im Landkreis und Delmenhorst. "Die Treffpunkte werden seit Corona jedoch weniger genutzt. Vor Corona haben die Jugendmannschaften nach dem Training gemeinsam geduscht und sind zusammen auf der Anlage geblieben. Heute fahren viele Spieler direkt nach dem Training weg", schildert er. Der ganze Verein müsse gemeinsam versuchen, den Vor-Corona-Zustand wieder zu erreichen. "Es ist sehr schwer, dort wieder hinzukommen. Stenum ist eine große Familie. Das müssen wir weiter großschreiben und eher sogar noch intensivieren", meint Bruns.
So sieht er die sportliche Lage des VfL: Die vergangenen Jahre liefen nach zuvor sehr erfolgreichen nicht gut. "Zuletzt hat es bei unseren älteren Jahrgängen richtig reingeschlagen. Nächste Saison können wir keine A-Jugend melden", sagt Bruns. Die B-Jugend wurde diese Saison aus der Bezirksliga zurückgezogen, vor der Saison hatten 13 Spieler aus der A- und B-Jugend den Verein verlassen. "Wir sind da aus der Landesliga abgestiegen und die Spieler haben dann Angebote von anderen Vereinen bekommen. Wir haben überlegt, haben aber letztlich keinen Spieler gesperrt. Vielleicht kommen die ja irgendwann wieder, wenn sie merken, wie schön es in Stenum ist", meint er. Stark sei hingegen der 2009er-Jahrgang, der zuletzt Dritter in der C-Junioren-Bezirksliga wurde und nun in die B-Jugend aufrückt. "Auch bei den Kindern haben wir sehr viele Spieler, die nach und nach nachrücken werden", blickt Bruns voraus. Generell gehöre der VfL in der Jugend und den Herren in die Bezirksliga. "Wenn wir es mal in die Landesliga schaffen, ist das eine schöne Sache, aber nur ein Zubrot", meint er.
So bewertet er die generelle sportliche Entwicklung: Ein Grund, warum Bruns sein Amt niederlegt, ist, dass er mit den neuen Kinderfußball-Konzepten nicht viel anfangen kann. "Die ganzen Neuerungen sind nicht mein Ding. Jeder kann da zu stehen, wie er will. Aber ich weiß nicht, ob das förderlich ist, wenn man ohne Ergebnisse, ohne Tabellen und ohne richtige Tore spielt", sagt er. Kinder müssen, fügt Bruns hinzu, lernen, damit umzugehen, dass man manchmal zu den schlechteren Spielern gehört. "Dass Funino nun auch noch in der E-Jugend eingeführt werden soll... Da kann ich überhaupt nicht mit leben. Die Kinder schauen Fußball im Fernsehen und wollen wie die Großen spielen. Mit Torwart", meint er.
Diese generelle Entwicklung stört ihn besonders: Sportartenübergreifend merken immer mehr Trainer und Verantwortliche an, dass Jugendliche sich weniger mit dem jeweiligen Sport identifizieren, den sie betreiben. "Es gib immer mehr Alternativen. Für mich stand Fußball an erster Stelle. Das ist bei sehr vielen Spielern heute nicht mehr so", sagt Bruns. Er nennt ein Beispiel: "Ich bin in der wichtigen Vorbereitungszeit nie in den Urlaub gefahren, während der Saison schon gar nicht. Doch das ist heute gang und gäbe. Selbst bei den Herren", moniert er. Jeder mache es so, wie es ihm individuell am besten passe. Vor Kurzen war er noch Co-Trainer der C-Jugend. "Wir mussten die Jungs öfter daran erinnern, dass sie in der Bezirksliga spielen und dass man dafür etwas tun muss. Aber die Einstellung fehlt da bei dem ein oder anderen. Das kann ich als alter Fußballer nicht verstehen", sagt Bruns.