Die nächtliche Straßenbeleuchtung in der Gemeinde Ganderkesee ist seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine in regelmäßigen Abständen Thema in den politischen Gremien vor Ort. Aktuell hat nun wieder einmal die CDU-Fraktion ihre Hände an den Schalter gelegt, die Laternen nachts zumindest so lange eingeschaltet zu lassen, damit Gäste der Gastronomie oder späte Bahnreisende sicher und beleuchtet ihren Heimweg antreten können.
"Die Straßenbeleuchtung spielt eine wesentliche Rolle für die Sicherheit und Lebensqualität in unserer Gemeinde. Eine angemessene Beleuchtung reduziert Unfallrisiken, erhöht das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger und trägt zur Prävention von Straftaten bei", argumentiert Stephan Neitzel, Vorsitzender der CDU-Fraktion, in seiner Begründung. Er regt an, die Straßenlaternen wieder bis 30 Minuten nach der Ankunft von Zügen eingeschaltet zu lassen.
Rückblick: Mit Verweis auf die Haltezeiten der Bahn hatte der Verwaltungsausschuss Anfang März 2020 zunächst beschlossen, die Betriebszeiten der Straßenbeleuchtung auszudehnen. Seit diesem Zeitpunkt galten im Gemeindenorden und im Gemeindesüden sogar unterschiedliche Zeiten. Während das Licht nördlich der Autobahn 28 von montags bis freitags erst um 1 Uhr aus- und um 4 Uhr wieder eingeschaltet wurde, wurde es im Kernort Ganderkesee bereits um 0.30 Uhr dunkel. An den Wochenenden (Sonnabend und Sonntag) blieb es in Hoykenkamp, Schierbrok und Bookholzberg sogar bis 2 Uhr hell, im Kernort bis 1.30 Uhr. Dafür leuchteten die Laternen auch erst um 5 Uhr wieder.
Licht aus um Mitternacht
Im Frühjahr 2020 war die sich anbahnende Energiekrise jedoch noch nicht abzusehen. Deshalb berieten Politik und Verwaltung das Thema im September 2022 erneut und verfügten, dass das Licht künftig im gesamten Gemeindegebiet an sieben Tagen in der Woche, um Mitternacht auszugehen, habe. Was schon ein bisschen an die Praxis der Nachtruhe in Jugendherbergen erinnert. Eingeschaltet werden die Laternen montags bis freitags um 4 Uhr, sonnabends und sonntags erst um 5 Uhr.
Außerdem wird die Straßenbeleuchtung seitdem in allen Bereichen, in denen das technisch möglich ist, in der Zeit von 21 Uhr bis Mitternacht sowie morgens bis 6.30 Uhr auf 50 Prozent der Maximalstärke herunter gedimmt. Bei einem Ortstermin an der Fritz-Reuter-Straße hatten sich Vertreter von Politik und Verwaltung davon überzeugt, dass dies in der subjektiven Wahrnehmung nur einen geringen Unterschied mache. Auf eine wechselnde Beleuchtung an den Bahnhaltepunkten verzichtete man, weil das Licht auf den Bahnsteigen ohnehin Sache der Deutschen Bahn ist. Aus all den Maßnahmen ergab sich eine errechnete Einsparung von mehr 35.750 Kilowattstunden pro Jahr, was auf jeden Fall einem fünfstelligen Betrag in der Gemeindekasse entsprach. Diese Regelung gilt bis heute.
Neitzel: Beleuchtung nicht optimal
Und nun wirbt die CDU-Fraktion also dafür, zur vorherigen Regelung zurückzukehren. "Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger haben inzwischen darauf hingewiesen, dass die derzeitige Beleuchtungssteuerung nicht optimal ist. Eine Überprüfung könnte dazu beitragen, auf diese berechtigten Anliegen einzugehen und die Zufriedenheit in der Gemeinde zu erhöhen", sieht Neitzel baldigen Handlungsbedarf. "Inzwischen gibt es keine Energiekrise mehr, es wurde weitgehend auf energiesparende Beleuchtung umgestellt und eine Abschaltung muss nur erfolgen, wenn wirklich fast niemand mehr unterwegs ist", sekundiert Fraktions- und Parteikollege Christian Stamerjohanns. Vielerorts sei es nach Veranstaltungen oder bei Ankunft der letzten Züge stockdunkel und ein sicherer Heimweg nicht gewährleistet.
Ob die Verwaltung dem Ansinnen nachkommt, die bestehenden Zeitpläne zu überprüfen und entsprechend anzupassen, um eine ausreichende Beleuchtung in den kritischen Zeiträumen sicherzustellen, wird der zuständige Ausschuss für Wirtschaft, Finanzen und Digitalisierung in seiner nächsten Sitzung beraten. Schon vor drei Jahren hatte die Verwaltung im Übrigen darauf hingewiesen, dass sie keineswegs dazu verpflichtet sei, öffentliche Verkehrsflächen zu beleuchten.