Stefan Buß hat als Spieler der HSG Grüppenbühren/Bookholzberg viele Derbys gegen die TS Hoykenkamp miterlebt. Wenn er sich an einen besonderen Derbymoment erinnern soll, muss er trotzdem nicht lange überlegen. Buß, inzwischen Trainer der Bookholzberger, denkt dann an Werner Dörgeloh und daran, wie sein heutiger Co-Trainer im März 2017 mit der finalen Aktion der Partie einen Siebenmeter zum 31:30-Sieg in Hoykenkamp verwandelte. "Das war wirklich in letzter Sekunde", sagt Buß. Der Jubel fiel derart enthusiastisch aus, dass sich Dörgeloh dabei eine Platzwunde über dem Auge zuzog, die später im Krankenhaus versorgt werden musste. Über solche Momente wird auch fünf Jahre später noch geredet, das Derby ist eben etwas Besonderes. An diesem Freitagabend können sich wieder Spieler im Vereinsgedächtnis verewigen: Die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg empfängt die TS Hoykenkamp ab 20 Uhr zum Landesliga-Derby.
"Motivieren muss ich dafür niemanden", betont Buß. Als wäre das Duell der Erzrivalen nicht schon brisant genug, kommen dieses Mal noch zwei besondere Aspekte hinzu: Es ist das erste Derby zwischen den ersten Mannschaften der beiden Vereine seit Mai 2019, also seit fast drei Jahren, und es geht darum, wer sich noch Hoffnungen auf die Meisterschaft machen darf. Hoykenkamp ist mit 13:3 Punkten Zweiter, Bookholzberg mit 11:3 Punkten Dritter. "Wer verliert, für den ist das Thema durch", sagt Hoykenkamps Spielertrainer Andre Haake knapp. Nur wer gewinnt, bleibt am Tabellenführer TV Schiffdorf (16:0 Punkte) dran.
Das letzte Derby vor fast drei Jahren
Das bislang letzte Aufeinandertreffen entschieden die Bookholzberger vor fast drei Jahren mit 29:27 für sich. Es war der finale Landesliga-Spieltag, der Hoykenkamper Abstieg hatte schon vorher festgestanden. Danach sahen sich die Rivalen lange Zeit nicht. Umso größer ist die Freude bei allen Beteiligten, dass es endlich wieder ein Derby gibt. "Das wird wirklich Zeit", sagt Buß. "Wir freuen uns sehr darauf und sind auch froh, dass wir endlich mal wieder spielen."
Am 13. November, also vor rund vier Monaten, bestritten die Bookholzberger ihre letzte Partie, es war ein 26:31 in Schiffdorf. Auch Testspiele gab es seitdem nicht. "Wir haben viel trainiert, seit zwei Wochen habe ich die komplette Mannschaft im Training. Aber ein Spiel ist natürlich immer noch etwas anderes", sagt Buß, dessen Team nun einen Tag nach dem Derby direkt das nächste Heimspiel gegen den TV Langen bestreitet (Sonnabend, 19.30 Uhr).
Die Hoykenkamper waren in diesem Jahr immerhin schon einmal im Einsatz und siegten am 20. Februar mit 42:17 beim Elsflether TB II. "Das ist ein kleiner Vorteil für sie", glaubt Buß. Andre Haake sieht das anders. "Dieses Spiel in Elsfleth würde ich nicht zu hoch hängen", sagt Hoykenkamps Spielertrainer. "Das Derby wird ein Duell auf Augenhöhe, die Tagesform wird entscheiden." Buß hofft ebenfalls auf ein enges Spiel. "Gewinnen wird die Mannschaft, die cleverer ist und weniger Fehler macht."
Harfst wechselt nach Bookholzberg
Personell hat Grüppenbühren/Bookholzberg kürzlich noch einmal nachgerüstet: Sönke Harfst, der zuletzt bei der HSG Hude/Falkenburg in der Landesklasse spielte, trainiert seit anderthalb Wochen mit und ist für das Derby spielberechtigt. "Er hat schon für uns in der A-Jugend-Bundesliga gespielt. Da sich die Huder abgemeldet haben, ist er nun zurückgekehrt. Er ist ein Linksaußen, der variabel einsetzbar ist", sagt Buß. Verzichten muss der Bookholzberger Trainer auf Nico Hennemann (berufliche Gründe) und den verletzten Torwart Jan Kinner. Jan-Dirk Alfs, der Keeper der zweiten Mannschaft, hilft ebenso aus wie Tobias Sprenger. Bei Hoykenkamp fällt voraussichtlich Tobias Schenk aus.
Die Stimmung zwischen den Erzrivalen ist vor dem Derby entspannt. Buß und Haake spielten einst zusammen für die TSG Hatten-Sandkrug und standen die Woche über in Kontakt. Kampfansagen seien aber ausgeblieben, versichern beide. "Es ist nicht mehr so wie vor zehn Jahren, als beim Derby manchmal Gift und Galle gespuckt wurde", sagt Buß. "Natürlich sind wir am Freitagabend für 60 Minuten Erzrivalen, aber danach trinken wir ein Bierchen zusammen."