Knapp zwei Drittel der Saison in der Handball-Oberliga Nord sind absolviert. Der TV Neerstedt hat im Kampf um die Vizemeisterschaft, die wohl gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die Regionalliga ist, eine gute Ausgangsposition. An diesem Sonnabend kommt es ab 19.15 Uhr zum Derby gegen die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg in der Halle am Ammerweg in Bookholzberg. Die Landkreis-HSG ist Dritter und mischt selbst um die Topplätze mit.
Die Lage der Dinge: Derzeit sieht es nicht danach aus, dass zwei Nord-Teams aus der 3. Handball-Bundesliga absteigen. Der TV Bissendorf-Holte steht auf dem drittletzten Platz und müsste Stand jetzt in die Regionalliga runter. Der ATSV Habenhausen und die Sportfreunde Söhre rangieren im Mittelfeld und sollten die Klasse halten beziehungsweise würden im Fall der Fälle von Bissendorf eingeholt. Steigt ein Nord-Team ab, steigen drei Mannschaften aus den beiden Oberligen auf. Die Zweiten der Nord- und Südstaffel würden in einer Relegation aufeinandertreffen. Überholt Bissendorf noch einen Kontrahenten – außer den ATSV oder die Sportfreunde – steigen beide Oberliga-Vizemeister auf.
In der Nordstaffel ist die SG Achim/Baden derzeit das Maß der Dinge und thront mit 29:3 Punkten an der Spitze. Doch dahinter tummeln sich die Kandidaten: Der TV Neerstedt weist 24:8 Zähler auf, dahinter kommen drei Truppen mit 22:10 Punkten. Eine davon ist die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg. Punktgleich mit der Landkreis-HSG sind der TuS Rotenburg, der vergangene Saison jedoch trotz sportlicher Qualifikation auf die Regionalliga verzichtete, und die HSG Hunte-Aue Löwen, die aus dem Ziel Aufstieg keinen Hehl macht. Der TV Oyten mit 19:13 Punkten hat die Verfolgerrolle inne und empfängt an diesem Sonnabend den Spitzenreiter zum Derby.
So schätzt Andreas Müller die Aufstiegschance ein: Neerstedts Coach sieht andere Teams mehr im Fokus: "Wir haben letzte Saison gerade so die Qualifikation für die Oberliga geschafft und hatten nicht die Intention, um den Aufstieg mitzuspielen." Alle anderen Mannschaften, die oben stehen, habe er dort auch erwartet. Hinter der SG Achim/Baden, die ein Stück besser sei als der Rest und wohl Meister werde, sei das Feld sehr ausgeglichen. "Wir schauen von Spiel zu Spiel. Machen wir so weiter wie bisher, dann können wir in den Top Fünf landen. Dass wir derzeit Zweiter sind, spricht für unsere gute Arbeit", ordnet Müller ein.
Ein Vorteil seines Teams sei die Kaderbreite. "Wir haben das bewusst so gewählt, weil wir in der letzten Saison durch Verletzungspech sehr eingeschränkt waren. Jetzt können wir, wenn ein Spieler fehlt oder an dem Tag nicht funktioniert, reagieren. Unser Spiel ist dadurch schwer auszurechnen, da wir nicht von ein oder zwei Mann abhängig sind", sagt der TVN-Coach. Auch die Mischung gefalle ihm gut. "Wir haben Spieler zwischen 18 und 31 Jahren dabei. Das passt gut", meint Müller.
Etwas ratlos lassen den Coach jedoch die jüngsten Heim-Remis gegen Schwanewede und Delmenhorst zurück. "Auffällig war die Abschlussschwäche. Wir treffen zwar oft, lassen aber viel zu viele klare Chancen liegen. Die Gegner waren da zuletzt effizienter. Das müssen wir verbessern, wenn wir erfolgreich sein wollen", sagt Müller. Gut funktioniere hingegen die Deckung, auch mit seinen Torhütern sei er zufrieden.
Seine Sieben bewege sich regelmäßig auf einem schmalen Grad, die Spiele seien oft eng. "Dass wir viele solcher Spiele gewonnen haben, zeigt die Cleverness des Teams in der Crunch Time. Wir wissen aber auch, dass die Spiele anders hätten verlaufen können und der ein oder andere Gegner es ausnutzen wird, wenn wir inkonstant bleiben", meint er. Klar sei die TVN-Devise für die kommenden Wochen: "Wir wollen jedes Spiel gewinnen und werden jedes Mal 100 Prozent geben. Dann wird man sehen, für was das reicht. Werden wir Zweiter, dann ist das so."
Er sei gespannt, wer am Ende auf Platz zwei stehen werde. Und wie sich die Vereine dann entscheiden. "Wer will den Weg in die Regionalliga gehen? Da muss man die Kosten bedenken, den Kader. Macht das Sinn und Verstand?", sagt Müller.
Das Restprogramm des TVN: Das Derby steht in Bookholzberg an diesem Sonnabend auf dem Programm. Im Hinspiel gewann der TV durch einen Treffer in der letzten Sekunde. Der Rückrundenauftakt bestand jeweils aus drei Partien gegen Mannschaften aus dem Tabellenkeller, zweimal ließen die Grün-Weißen Punkte liegen. Allerdings verloren die Hunte-Aue Löwen gegen den Abstiegskandidaten OHV Aurich II und die Landkreis-HSG spielte gegen Delmenhorst ebenfalls unentschieden. Generell ist die Liga hinter Achim/Baden recht nah beisammen.
Neerstedt muss noch nach Bookholzberg, Rotenburg und Diepholz (Hunte-Aue Löwen), empfängt zudem Oyten und Achim/Baden. Der TVN hat noch je fünf Heim- und Auswärtsspiele.