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Ein Nachmittag im Sommer Paddeln auf der Hunte - mit der Strömung durchs Grüne

Durch naturbelassene Wälder hindurch geht es auf dieser Paddel-Tour auf der Hunte. Mehrere kleine Stromschnellen sorgen für leichtes Kribbeln im Bauch. Ein Nachmittag im Sommer mit Kanu.
27.07.2023, 05:00 Uhr
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Paddeln auf der Hunte - mit der Strömung durchs Grüne
Von Sara Sundermann

Wer mit sanfter Strömung flussabwärts durchs Grüne paddeln will, der ist auf der Hunte genau richtig. Die eine oder andere kleine Stromschnelle sorgt hier für einen gewissen Abenteuerfaktor. Wir haben eine Hunte-Tour getestet und stellen sie vor.

Es geht schon ein bisschen abenteuerlich los: In der Nacht vor unserer Tour hat es heftig gewittert, mit jeder Menge Blitze und Böen. Deshalb ist ein Baum an der Hunte umgestürzt, ein Mitarbeiter unseres Kanu-Verleihs Yeti-Tours ist nach dem Gewitter morgens unterwegs, um ein paar Äste zu kappen, sodass an der Seite noch Kanus durchfahren können.

Wir starten also etwas später. Aber um 12 Uhr stehen wir mit zwei Familien an der Einstiegsstelle in Huntlosen. Unser Auto haben wir zuvor in Astrup gelassen, an unserem Zielort also. Sebastian Heider vom Paddel-Verleih holt uns dort ab und bringt uns mitsamt den Booten zur Einstiegsstelle. Er stellt sich als unser Kanu-Guide für heute vor, verteilt Westen, Paddel und wasserdichte Säcke. Und erklärt die wichtigsten Regeln.

Wer vorne im Boot sitzt, paddelt und sorgt für den Antrieb. Wer hinten sitzt, steuert – und ist immer schuld, wenn es in die falsche Richtung geht, stellt Heider klar: „Das Gefährlichste am Paddeln ist immer der Mitpaddler – überlegt euch also immer gut, mit wem ihr im Boot sitzt.“

Er macht ein paar Paddeltechniken vor: Bogenschlag und Heckhebel helfen beim Steuern. Ich bin schon mal gepaddelt, allerdings bisher ohne Stromschnellen. Ob wir das so hinbekommen werden?

Kanu-Guide Heider fährt einmal zum Üben mit mir durch eine besonders große Stromschnelle. Er kniet hinten im Boot und steuert. Mit ordentlich Schwung rauschen wir durch die Strudel und stoßen mit dem Boot gegen zwei, drei größere Steine. Gefährlich fühlt sich das aber nicht an, es macht Spaß.

Dann steigt Fotograf René Weinitschke mit mir ins Boot, und es geht los. Von jetzt an sind wir auf uns allein gestellt. Wir paddeln los, und nach wenigen Metern kommt schon die erste kleine Stromschnelle. Immer da fahren, wo das meiste Wasser ist, in der V-förmigen Zunge der Stromschnelle, so lautet der Tipp. Das schaffen wir und rauschen mühelos durch.

Kurz danach allerdings gleiten wir erst mal ins Gebüsch und verfangen uns in den überhängenden Zweigen einer Weide am Ufer. Wir befreien uns sanft, steuern zurück in die Flussmitte. Und ab jetzt fangen wir an, die Tour zu genießen.

Mit jedem Eintauchen des Paddels entfernt man sich mehr von der Menschenwelt. Häuser, Straßen, Strommasten – nichts davon ist noch zu sehen. Mitten im dicht besiedelten Deutschland sind hier eine weggeworfene Zahnbürste am Ufer und ein völlig überwucherter Hochsitz lange Zeit die einzigen Spuren menschlicher Zivilisation.

Prachtlibellen am Ufer

Selbst wer Radtouren ins Grüne macht oder wandert, nutzt dabei meist erkennbar von Menschen gemachte Wege – Straßen oder Kies-Pfade. Hier ist es anders. Unser Weg ist der Fluss, mit dessen Windungen wir uns nun weiter ins Naturschutzgebiet hineinschlängeln. Überall hängen Weiden ihre langen Blätter ins Wasser. Die Äste reichen zum Teil bis über die Mitte des Flusses. Wir sehen kleine Vögel mit auffälligem gelbem Bauch in den Bäumen – es sind Schafstelzen, wie wir später erfahren. Mit Gras bewachsene alte Baumstämme liegen im Wasser und erinnern an Märchenwesen mit grünen Haaren. Und jede Menge schimmernder blauer Prachtlibellen tummeln sich am Ufer.

Paddeln hat was Meditatives. Die Zeit verteilt sich auf drei Takte: Paddel eintauchen, nach hinten ziehen, gleiten. Und zwischendurch mal treiben lassen. Dann wird es noch leiser. Man hört nur noch den Wind in den Baumkronen. Vorwärts kommt man auch ohne Paddeln. Die Strömung der Hunte trägt uns. Die Waldwelt zieht im Zeitlupentempo an uns vorüber. 

Dann kommt die zweite Stromschnelle. Wir rauschen durch, meistern sie problemlos. Das war leichter als gedacht. Kurz darauf sehen wir plötzlich überraschend zwei Regionalzüge über den Fluss brettern. Sieht aus, als würden sie mitten durch die Baumkronen fahren. An so viel Zivilisation bin ich schon gar nicht mehr gewöhnt.

Hinter der Brücke taucht ein kleiner Strand auf. Hier machen wir Rast, ziehen das Kanu auf den Sand und verzehren unsere mitgebrachten Brote. Eine Schaukel hängt im Baum. Kleine Gesichter aus Matsch und Baumzapfen, die Bastelfreudige gestaltet haben, sitzen in den Astgabeln und grinsen uns an. Und ein Angler grüßt rüber. Dann geht es weiter flussabwärts.

Immer wieder regnet es ein bisschen, die Tropfen malen ihre Kreise aufs Wasser. Auf dem letzten Stück unserer Tour geht es dann noch einmal richtig los: Kräftiger Regen, dazu ordentlich Gegenwind. Vom Gleiten mit der Strömung ist nichts mehr zu spüren. Automatisch paddeln wir schneller und legen uns ins Zeug. Dann sehen wir ein Willkommens-Schild an einer Brücke. Das ist Astrup, unser Ziel, mit einem verheißungsvollen Steg zum Anlanden. Astrup, wir kommen. Ordentlich nass sind wir geworden – aber zum Glück nur von oben.

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Info

SERIE: EIN NACHMITTAG IM SOMMER

Ein Nachmittag im Sommer – und was tun? In dieser Serie gibt es Ideen für Ausflüge, die sich manchmal abseits der üblichen Ferientipps bewegen.

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