Hude. Rund 4,86 Millionen Euro soll der Neubau der Kindertagesstätte an der Amselstraße kosten. Diese vom Planungsbüro Thalen Consult aufgestellte Kalkulation sorgte am Montag im Ausschuss für Jugend, Gesellschaft und Soziales für teils hitzige Diskussionen. Trotzdem stimmten die Ausschussmitglieder am Ende des Abends mit acht Ja-Stimmen, drei Gegenstimmen und drei Enthaltungen für die Umsetzung des Neubaus.
Bislang hatte die Gemeinde Hude vier Millionen Euro für den Kita-Neubau im Haushalt veranschlagt. Die Kosten für die Außenanlagen waren hierbei noch nicht berücksichtigt. Abzüglich der im Haushaltsjahr 2020 eingeplanten Kosten für die Ausstattung fehlen der Gemeinde unterm Strich immer noch 760.000 Euro, die jetzt über einen Nachtragshaushalt finanziert werden müssen.
Allerdings seien auch die 4,86 Millionen Euro nicht in Stein gemeißelt, erläuterte Ramona Kohl, zuständige Architektin der Thalen Consult bei der Vorstellung der Zahlen. „Endgültig stehen die Kosten erst nach den Ausschreibungen fest.“
Die Bauplanung hatte die Gemeinde Hude im Jahr 2017 für knapp 30 000 Euro von der Stadt Delmenhorst gekauft, die an der Käthe-Kollwitz-Grundschule eine Kita für fünf Gruppen bauen ließ. Damit sollten Zeit und Kosten gespart werden.
Grünen-Ratsfrau Karin Rohde nannte die aktuelle Kostenentwicklung erschreckend. „2017 standen 3,5 Millionen Euro im Raum, Ende 2018 ist die Zahl dann auf vier Millionen angestiegen und jetzt sind wir bei 4,86 Millionen.“ Das sei aus ihrer Sicht nicht mit reinen Baukostensteigerungen zu erklären. Fraktionskollege Michael Grashorn pflichtete bei: „Hätte ich in der freien Wohlfahrt bei einem Kindergarten derartig den Kostenrahmen überschritten, hätte mich das meinen Kopf gekostet.“ Es ärgere ihn, dass man mit den Zahlen einen derartigen Rahmen erreicht habe: „Da fühle ich mich als Ratsherr nicht mehr mitgenommen. Das sei ein bisschen wie Friss oder Stirb.“ Diese Sachzwänge finde er unerträglich.
„Wir brauchen und wir wollen einen Kindergarten, aber die Vorgehensweise war eine unglückliche Entscheidung. Ich würde solche Experimente nicht noch einmal machen“, kritisierte Karin Rohde weiter. Sie stellte die Frage, ob die Gemeinde nicht doch noch sparen könne, etwa durch den alternativen Bau eines Flach- statt Schrägdachs. Auch Vertreter der SPD-Fraktion äußerten ihr Unbehagen, „so mit Steuergeldern umzugehen“, wie Gabriele Klostermann erklärte.
Bürgermeister wehrt sich gegen Kritik
Bürgermeister Holger Lebedinzew ließ die Kritik so nicht gelten. Mit dem Kauf des Delmenhorster Entwurfes habe man damals auch die dazugehörige Kostenschätzung von 3,5 Millionen Euro eins zu eins übernommen. „Wohlgemerkt mit Baupreisen aus dem Jahr 2017.“ Außerdem sei das Delmenhorster Konzept für fünf Kitagruppen ausgelegt gewesen. Dass der Bedarf in Hude letztendlich sechs Gruppen erfordere, habe man damals noch nicht absehen können. So sei die neue Kita nicht nur 200 Quadratmeter größer, sondern entstehe auch in konventioneller statt wie im Delmenhorst in Holzbauweise.
Insgesamt hätten diese „allesamt im Ausschuss transparent diskutierten und beschlossenen Bauanpassungen“ zusätzliche Planungskosten nach sich gezogen. „Die jetzige Baukalkulation mit der damaligen Schätzung gegenüber zu stellen, sei wie der Vergleich von Äpfeln mit Birnen“, befand Lebendinzew. „Unfair“ sei entsprechend, jetzt von über einer Million Mehrkosten zu reden von einer Kostenbasis, die man nie ermittelt habe. „Wir haben mit den Berechnungen von Thalen die erste richtige Kalkulation.“ Und diese sei aus seiner Sicht für einen sechsgruppigen Kita-Neubau „überhaupt nicht absurd teuer, sondern völlig im Rahmen dessen was heute an Baukosten anfällt“.
FDP-Ratsfrau Marlies Pape bemerkte, dass man die „grobe Kostenschätzung trotz baulicher Veränderungen nicht angepasst“ habe. Ihrer Meinung nach könne man jetzt auch nicht alles infrage stellen, was man bis dato beschlossen habe und die „Uhr einfach auf null drehen“.
Fraktionsübergreifend war man sich dann auch einig, dass die Gemeinde Hude den Kita-Neubau aufgrund aktueller Bedarfszahlen dringend benötigt. Außerdem geht es darum, die gegenwärtige Container-Lösung an mehreren Standorten abzuschaffen. „Der Handlungsdruck ist ganz klar gegeben“, bekräftigte CDU-Ratsherr Friedrich Schnabel.
Nach einer Sitzungspause stellten die Grünen den Antrag zum Bau eines Flach- statt Schrägdachs, um Kosten beim Kita-Projekt zu sparen. Der Antrag wurde mit sechs zu acht Stimmen abgelehnt. Keine Mehrheit fand auch ein Antrag der SPD-Fraktion, wonach dem Verwaltungsausschuss eine Gegenüberstellung von ursprünglicher Kostenschätzung und jetziger Kostenberechnung vorgelegt werden sollte.