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Reiherholz Hude Als der Landwirtschaftsminister rote Hände bekam

1982 haben rund 4000 Menschen, darunter Gerhard Glup, 25.000 Eichensetzlinge in den Boden des Huder Reiherholzes gebracht. An der Aktion beteiligt war auch Gabriel Theermann. Der frühere Förster erinnert sich.
27.04.2022, 10:06 Uhr
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Von Imke Harms

Der Wind streicht seicht durch die Baumkronen im Reiherholz in Hude. Alles beginnt zu blühen. Und die Sonne erhellt den Weg. Nicht mal eine Jacke ist notwendig. „Genau so ein schönes Kaiserwetter hatten wir vor 40 Jahren, als wir die große Baumpflanzaktion gemacht haben“, erinnert sich Gabriel Theermann. Seit zwei Jahren ist der heute 73-Jährige in Rente. Doch zuvor war er jahrzehntelang als Förster für die Niedersächsischen Landesforsten im Einsatz – eben auch im Reiherholz. Am Montag jährte sich der „Tag des Baumes“ zum 40. Mal. Der Förster erinnert sich.

Hochsitz für Minister

Theermann war damals maßgeblich an der Organisation der Großveranstaltung beteiligt: Insgesamt rund 4000 Menschen kamen am 25. April 1982 in das Waldstück, um bei der Aufforstung zu helfen. 25.000 Eichensetzlinge brachten Familien mit Kindern, Radwanderer, Naturfreunde und Huder in den Boden. Beteiligt waren auch das Technische Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz, die Polizei, die Feuerwehr. „Für den damaligen Landwirtschaftsminister Gerhard Glup haben wir sogar extra eine Art Hochsitz gebaut, damit er eine Ansprache an die Teilnehmenden halten konnte“, weiß Gabriel Theermann noch. Er muss lachen, denn ihm fällt einiges wieder ein: „Wir hatten ausrangierte Spaten bereitgestellt, für alle, die keinen mitgebracht hatten. Damit die nicht geklaut werden, haben wir sie mit roter Farbe markiert – der Minister hat davon auch einen bekommen und dann ordentlich geflucht, weil seine Hände rot waren.“

Orkan „Quimburga“

Nötig geworden war die Aufforstung damals, weil der Orkan „Quimburga“ im November 1972 besonders in Niedersachsen zu schweren Schäden geführt hatte, rund zehn Prozent der Waldflächen wurden vernichtet: In Hude sei es nicht so dramatisch gewesen, „aber so 40 bis 50 Prozent der Bäume waren auch hier kaputt und entwurzelt“, sagt Theermann. Das Revier betreute er von 1979 bis 1999. „In der Zeit habe ich die Hälfte etwa wieder neu aufgeforstet.“ Die 25.000 Eichen vom Tag des Baumes haben dabei gut geholfen. Ordentlich in Reihen angepflanzt, sind sie auch noch heute gut von dem Altbestand zu unterscheiden.

Familiäres Event

Wer sich auch noch gut an den Tag mit dem Kaiserwetter im Jahr 1982 erinnert, ist Peter Zwiener, der mehr als 30 Jahre lang im Huder Rat tätig gewesen ist. Er war damals mit seinen Söhnen und seiner Frau vor Ort. „Thorben war damals fünf, Michael sieben. Der Jüngste war noch kein Jahr alt, der erinnert sich nicht. Aber die Größeren haben lange von dem Aktionstag gesprochen und sind immer wieder nach 'ihren' Bäumen gucken gefahren“, berichtet er, während er mit seinem Blick abschätzt, welche Reihen damals wohl die Zwienerschen gewesen sein könnten.

Teil des Friedwalds

Wer jetzt vermutet, dass die Bäume schon dick geworden sind, irrt. „Um die zehn bis maximal 15 Meter sind die höchsten inzwischen. Manche sind nur armdick, andere wiederum so 30 Zentimeter“, klärt Janna Dießelberg auf. Je nach Standort und Bodenbeschaffenheit. Dießelberg ist zuständig für den Friedwald Hasbruch, der derzeit erweitert wird – und zwar um Bäume, die in eben jener Aktion vor 40 Jahren auf gut fünf Hektar in den Boden gebracht wurden. Gelbe und blaue Bänder signalisieren, ob ein bestimmter Baum noch verkäuflich ist. Kleine Plaketten in verschiedenen Farben markieren den Preis. Und wer weiß, vielleicht sucht sich ja demnächst jemand einen Baum aus, den er oder sie vor 40 Jahren selbst gepflanzt hat.

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