"An das Klappern der Störche kann ich mich aus meiner Kindheit noch gut erinnern", sagt Wildeshausen Bürgermeister Jens Kuraschinski. Damals gab es noch einen Horst auf dem Brennereigebäude an der Wittekindstraße in Wildeshausen. Doch das ist lange her. "Seit der 1980er-Jahre ist kein Storch mehr in der Stadt heimisch geworden“, schätzt Wolfgang Pohl vom Nabu Wildeshausen-Dötlingen. Das soll sich nun aber ändern. Gemeinsam machen die Huntestadt und der Naturschutzbund entsprechende Nistangebote. Meister Adebar muss es nur noch annehmen.
An drei Stellen hat der städtische Bauhof Anfang März Horste aufgestellt, in denen sich Storchenpaare niederlassen können: Einer steht an der Hunte etwa 300 Meter westlich vom Klärwerk. Ein zweiter findet sich in der Welgenmarsch unweit von der Einmündung der Heilstättenstraße in die Harpstedter Straße. Und ein dritter wurde im Pestruper Moor nahe der Hunte aufgestellt.
Viel Geld hat die Stadt Wildeshausen diese Aktion nicht gekostet. Zum einen, weil die Firma Spascher Bioenergie das gemeinsame Projekt von Nabu und Stadt finanziert. Zum anderen, weil "mit Bordmitteln“ gearbeitet wurde, wie der Bürgermeister scherzhaft erklärt. Denn drei ausgediente Laternenmasten wurden dafür umfunktioniert. Am oberen Ende wurden statt Leuchtmitteln Rondelle mit Schreddergut angebracht. "Die Materialkosten sind gering, es ist eher der Arbeitsaufwand, der dahinter steckt", erklärt Jens Kuraschinski.
Bauhof fährt schweres Gerät auf
Einen ganzen Vormittag hat ein mehrköpfiges Team um Bauhofleiter Jörg Kramer mit dem Aufstellen der drei Horste zugebracht und dafür auch schweres Gerät aufgefahren. Kein Wunder also, wenn der Wildeshauser Nabu-Sprecher Wolfgang Pohl feststellt: "Allein hätten wir das gar nicht leisten können.“
Blauäugig ist das Bauhof-Team diese Aufgabe nicht angegangen. Im Gegenteil. Im Vorfeld holten sie sich für die Aufstellung der Nester noch Tipps von der Storchenaufzuchtstation in Berne ein. „Acht Meter ist die optimale Höhe“, nennt Jörg Kramer einen dieser Tipps. Zudem sollte das Nest mit Kalk weiß bestrichen werden. „Das gibt den Störchen das Gefühl, dass es schon einmal belegt gewesen ist“, führt der Bauhofchef weiter aus. Besonders wichtig war auch der Hinweis der Berner Storchexperten, dass ein Horst nicht zu nahe an einer Hochspannungsleitung stehen darf. Deshalb wurde der ursprüngliche Plan, einen der drei Nistplätze auf dem Gelände des Klärwerkes aufzustellen, verworfen. Denn an dessen östlicher Seite verläuft eine
Die Idee, den Störchen in Wildeshausen wieder Nistangebote zu machen, kam von mehreren Seiten. „Mitte letzten Jahres kam aus der Bevölkerung der Wunsch, dass wir uns in diesem Bereich aktiv engagieren sollen“, berichtet Wildeshausens Baudezernent Manfred Meyer. Dies habe man dann in die langfristige Planung aufgenommen – immer mit dem Blick darauf, dass die Horste spätestens im März stehen müssen. Als Ende 2020 der Nabu an die Stadt herantrat, weil die Naturschützer im Rahmen einer Aufstellaktion diverser Nisthilfen rund um die Kläranlage auch ein Storchennestes installieren wollte, habe man sich „kurz geschlossen und zusammengetan“, merkt Meyer an.

Zwischen Feuchtwiesen nahe der Hunte steht einer der drei Horste für Störche.
Ob das Aufstellen der drei Horste mit Anfang März schon ein bisschen zu spät erfolgt ist, wird sich zeigen. Denn vielerorts in der Region haben Storche ihre Nester bereits bezogen, wie etwa in Delmenhorst Hasbergen (wir berichteten). Grundsätzlich zeigt sich Nabu-Mann Wolfgang Pohl jedoch zuversichtlich. „Störche landen hier regelmäßig. In der Welgenmarsch waren sie in diesem Jahr auch schon wieder“, berichtet er. An allen drei Standorten würden die schwarz-weiß gefiederten Vögel ein "ganz ordentliches Angebot“ vorfinden.
Auch der Nordring bei dem Horst unweit der Kläranlage sei kein Problem. "Störche können erstaunlich viel ab, was die Menschen ihm zumuten, wenn er sich einmal mit einem Gebiet angefreundet hat und das Nahrungsangebot stimmt", erklärt Pohl. Letzteres sieht er mit Blick auf die nahe Hunte und die Feuchtwiesen, die extensiv genutzt und nur zweimal im Jahr gemäht werden, gegeben. Nahrung sei für den Allesfresser, der im Wesentlichen jedoch ein Fleischfresser ist, mit Mäusen, Käfern und Amphibien reichlich vorhanden. "Mehr kann man nicht machen. Das Angebot ist da. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen“, sagt Wolfgang Pohl.