Der drohende Ärztemangel beschäftigt den Landkreis Oldenburg schon länger. Seit dem Jahr 2024 gibt es eine Förderung für Ärzte und Psychotherapeuten, wenn sie sich neu hier niederlassen. Weil die Mittel nicht vollständig abgerufen wurden, senkte die Politik diese für das aktuelle Jahr. Jetzt gibt es aber gute Nachrichten: Die Nachfrage ist gestiegen, fünf Anfragen gab es in diesem Jahr bereits. Deswegen hat der Kreistag die Fördermittel jetzt einstimmig wieder erhöht.
2024 waren 240.000 Euro bereitgestellt worden. Die Niederlassung eines Facharztes wird mit 30.000, die eines Psychotherapeuten vor allem wegen weniger notwendigen Praxisinventars mit 10.000 Euro gefördert. In diesem Jahr standen Mittel von 120.000 Euro zur Verfügung. Mit insgesamt 100.000 Euro sind bislang zwei hausärztliche Praxen, eine Praxis für psychologische Psychotherapie und eine Erweiterung einer kinderärztlichen Praxis gefördert worden. „Anfang Mai wurde ein weiterer Antrag gestellt, dessen Bewilligung das vorhandene Fördervolumen überschreiten würde“, teilte die Kreisverwaltung in der Vorlage mit.
System funktioniert nicht
Weitere 124.000 Euro sollen bereitgestellt werden. Dieses Geld kann auch für Anträge auf Zuschüsse für Famulaturen und Hospitationen von Studierenden der Humanmedizin genutzt werden, da auch diese Fördermittel voraussichtlich nicht reichen werden.
Die Kreistagsabgeordneten begrüßten diesen Schritt. „Es sei ein gutes Zeichen, dass wir diesen Beschluss fassen müssen“, fand Astrid Grotelüschen (CDU), denn offensichtlich würden die Mittel abgerufen. Die Bedarfe würden steigen und müssten gedeckt werden, wenn es nicht zu einer Unterversorgung kommen soll. Sie wies aber auch darauf hin, dass der Landkreis damit nur einen „Akzent“ setze: Die Eckpfeiler würden bei Bund, Land, Krankenkassen, Kassenärztlichen Vereinigungen gemacht. Weil es aber immer schon schwieriger gewesen sei, Ärzte für den ländlichen Raum zu gewinnen, sei es gut, dass sich der Landkreis auf den Weg gemacht habe.
Auch Ralf Spille (CDU) stimmte zu – kritisierte aber, dass diese Förderung überhaupt notwendig ist: Das System der Versorgung mit Ärzten in Deutschland funktioniere nicht. Dieser „reine Überbietungswettbewerb“ könne nicht richtig sein.
Viele ohne Nachfolger
Viele Menschen hätten Schwierigkeiten, einen Arzt zu finden, begründete Kreszentia Flauger die Zustimmung ihrer Gruppe (Bündnis 90/Die Grünen-Die Linke). Marion Daniel signalisierte für die Gruppe FDP/Freie Wähler/UWG ebenfalls Zustimmung. Die Altersstruktur der Hausärzte im Kreis sei eben derart, dass viele bald in den Ruhestand gingen und ohne Nachfolger dastehen. Die Förderung sei daher nur als erster Schritt anzusehen.
Ob es richtig sei, jede Ansiedelung von Ärzten gleich zu fördern, fragte Rainer Lange (SPD). Beispielsweise werde laut Vorhersagen der Mangel an Kinderärzten künftig immer größer werden. Darüber müsste die Politik sich in den kommenden Monaten Gedanken machen.
Lange sprach auch einen weiteren Punkt an: den gemeinsamen hausärztlichen Planungsbereich von Ganderkesee mit Delmenhorst, Stuhr und Weyhe. Wenn nun zwei Hausärzte von Ganderkesee nach Delmenhorst ziehen, ändere sich statistisch nichts – trotzdem müssten die Ganderkeseer dann in eine andere Stadt fahren. Er regte an, die Zahlen für die Gemeinde gesondert zu betrachten.