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Made in Niedersachsen Wie ein Oldenburger Start-Up Tofu mehr Pfiff verleihen will

"Krydda" ist nicht nur das schwedische Wort für „Würze“, sondern auch ein Marinadepulver für Tofu. Ein junger Oldenburger will damit nun in eine Marktlücke stoßen.
02.03.2024, 05:00 Uhr
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Von Matthias Holthaus

Langwierige Vorbereitung oder falsche Zubereitung: Das Braten von Tofu hält so manche Tücke bereit, die letzten Endes zu einem trockenen und nur schwer genießbaren Zustand führen kann. „Das muss auch anders gehen“, dachte sich Arne Engelke und hat mit „Krydda“ ein Marinadepulver entwickelt, das dem Tofu nicht nur eine angenehme Würze verleiht, sondern auch dafür sorgt, dass der Tofu nicht dröge wird.

„Es geht um ein Marinadepulver, es ist keine Gewürzmischung“, stellt der gebürtige Osnabrücker und jetzige Wahl-Oldenburger Arne Engelke gleich zu Beginn des Gesprächs klar: „Es ist ein Tofu-Finisher, das den Tofu veredelt.“ Die Würzung des Tofus sei normalerweise sehr aufwendig und bei der Zubereitung gebe es nur zwei Möglichkeiten: „Das Gewürz in die Pfanne streuen, wenn der Tofu angebraten ist oder den Tofu stundenlang in eine Marinade einlegen.“ Und das schaffe Probleme, sagt er: „Die Gewürze brennen in der Pfanne ein, der Tofu wird außerdem krümelig und ist insgesamt mit den angebrannten Gewürzen weniger genießbar.“ Starke Hitze vermindere das Aroma, „das Produkt verliert an Geschmack. Und das ist schade, denn Gewürze dienen eigentlich dem Geschmack. Und wenn sich die Gewürze um den Tofu legen, dann trocknet das den Tofu aus.“

Eine Marinade hingegen müsse mehrere Stunden bis eine ganze Nacht hindurch ziehen, eine spontane Lust auf Tofu kann da also nicht befriedigt werden: Nicht ganz alltagstauglich, meint Arne Engelke, „man muss vorplanen und das vergessen viele.“ Außerdem würden für Marinaden natürlich Zutaten benötigt, neben Öl und Gewürzen etwa auch Knoblauch oder Ingwer: „Und das kostet einfach zu viel Zeit, um leckeren und geschmacksintensiven Tofu zuzubereiten.“

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Der 27 Jahre alte Engelke weiß, wovon er spricht: 2020 hat er beschlossen, vegan zu leben. „Und ich merkte schnell, dass es nicht so einfach ist, an leckeren Tofu zu kommen. Tofu schmeckt doch irgendwie immer gleich, man bekommt nicht so richtig Geschmack hinein und das Einlegen fand ich nicht sonderlich benutzerfreundlich.“ Der studierte Wirtschaftswissenschaftler fragte daraufhin ebenfalls vegan lebende Freunde, wie sie denn Tofu gut und richtig zubereiten würden, „doch so recht wusste das eigentlich keiner“.

Für Engelke war das der Ausgangspunkt seiner Überlegungen: „Da muss es doch was geben?“ Eine einfache und leckere Lösung zu schaffen, war fortan sein Bestreben – ab März 2022 in der heimischen WG-Küche und neben seiner Arbeit an der Universität Oldenburg, seit Januar 2023 als Vollzeitgründer. Dazwischen gab es auch eine Prototypen-Party in Oldenburg, bei der das Publikum abstimmen konnte, welches das beliebteste Startup ist - „und ich habe gewonnen. Ein tolles Gefühl, um weiterzumachen.“

Davor lagen neun Monate Produktentwicklung und Verkostungen, die Ergebnisse liegen nun mit "Krydda" vor. Drei Sorten haben sich herausgebildet, versehen mit eingängigen Namen: Während „Wüstenzauber“ eher orientalisch-pikant daherkommt und „Sommerwiese“ den Geschmack frischer Kräuter vermitteln soll, gibt sich „Toskana Brise“ mediterran. Das Marinadepulver wird dabei mit Wasser und Sojasoße vermischt, in die Pfanne gegossen und mit dem Tofu so lange gewendet, bis die Flüssigkeit andickt. Der Clou dabei: „Wir würzen erst am Ende des Bratvorgangs. Das spart nicht nur Zeit, zudem hat der Tofu auch eine ganz andere Geschmacksintensität gewonnen.“

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Für die Andickung sorgen Agartine, ein aus Algen gewonnenes Geliermittel, und Kartoffelstärke. Auch in dieser Hinsicht kommen die Produkte also vegan daher. Und die Zeit ist auch nicht zu verachten: „Inklusive Bratzeit sind wir in circa 15 Minuten fertig.“ Nur natürliche Zutaten gebe es, keine Farbstoffe, keine Geschmacksverstärker, keinen Zucker und auch kein Salz: "Der Salzgehalt wird über die hinzugefügte Sojasoße gesteuert. Und da es verschiedene Sojasoßen gibt, kann der Endkunde selbst entscheiden.“

Dass sich Arne Engelke voll auf die Entwicklung von "Krydda" konzentrieren konnte, ist vor allem durch ein Stipendium der NBank, der Investitions- und Förderbank Niedersachsen, möglich geworden: „Voraussetzung dafür ist, dass die Gründer noch ganz am Anfang stehen und Überbrückungszeit benötigen, bis das Produkt fertig ist.“ Fertig waren die Produkte dann im April 2023, und der "Krydda"-Gründer startete nicht nur eine Crowdfunding-Kampagne, sondern auch die Suche nach Herstellern und Abfüllern. Beide Vorhaben erwiesen sich als erfolgreich: „Die Crowdfunding-Kampagne lag abschließend bei 10.400 Euro oder 104 Prozent – das war ein schöner Moment“, erinnert er sich, „und vielleicht haben ja auch viele Menschen auf dieses Produkt gewartet. Die Nachfrage war immer sehr hoch, von Anfang an.“ Von Anfang an habe er auch mit der Zielgruppe das Projekt entwickelt: „Damit es nicht nur mir schmeckt, sondern auch den Menschen.“ 

Die Zahlen hat Arne Engelke, ausgestattet mit einem Bachelor of Science in Wirtschaftswissenschaften, dabei stets im Blick: Zuvor hat er Bankkaufmann gelernt, ein im Gegensatz zum Startup-Unternehmer recht sicher erscheinender Job, doch: „Ich habe damals nach meiner Bestimmung gesucht, auch im Beruf. Ich habe einfach etwas anderes gesucht“, erzählt er, und obwohl er ein „fast geborener BWLler“ sei und in einer Familie aufwuchs, in der mehrere Familienmitglieder bei einer Bank arbeiten, musste doch etwas Neues her. „Ich habe dann meine Leidenschaft für Veganismus mit meiner beruflichen Leidenschaft kombiniert.“

Derzeit ist "Krydda" online unter https://krydda.de/ vorbestellbar und auch der Einzelhandel ist laut Arne Engelke bereits interessiert. Ab dem 15. März 2024 ist dann der offizielle Start für "Krydda".

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