Willy und Schulz warten auf Streicheleinheiten. Die beiden Shetland-Ponys auf dem Grasberger Ferienhof der Familie Warnken sind besonders bei den kleinen Gästen beliebt und stehen täglich zum Reiten, Putzen und Striegeln bereit. Gleich nebenan schauen neugierige Kälbchen aus dem „Kälber-Iglu“. Katzen, Kaninchen, Hühner und Ziegen vervollständigen das Bild der Idylle auf dem Huxfeld-Hof, auf dem die Gäste nicht nur dabei sein, sondern aktiv mitmachen können.
Der Hof heißt so, damit es nicht zu Verwechslungen führt. Es gibt eben nicht nur eine Familie Warnken in Huxfeld, jener Findorff-Siedlung mit ihren ehemals 30 Hof-stellen, die mit zwölf Hektar alle gleich groß waren.
Der Hof von Stephan und Martina Warnken ist dabei besonders. Er hatte nur acht Hektar – zu wenig, um davon allein leben zu können. Er lag gegenüber der alten Schule und diente seinerzeit dem Dorflehrer als Zuerwerb. Der aber hatte andere Vorstellungen.
Seit 1856 ist der Hof in Familienbesitz und die Warnkens mussten sich immer etwas einfallen lassen, um über die Runden zu kommen. Nebenher wurde Torf gestochen und gehandelt – bis das Geschäft nicht mehr lief. Dann wurde gehökert. Irgendwann ging auch das nicht mehr gut genug. Neue Ideen mussten her. Und wieder klappte es: Der Großvater, damals Bürgermeister von Huxfeld, fing an, Tannenbäume in Bremen zu verkaufen. „Heute haben wir mehrere Stände und sind wohl der älteste Tannenbaumverkäufer Bremens.“
Bis vor drei Jahren wurde auch ab Hof direkt vermarktet – eigenes Gemüse und Kartoffeln. „Aber so nebenbei geht das nicht gut.“ Da müsste der Laden schon morgens brummen, die Autos kommen und gehen. Das sei einem Ferienhof mit Erholung suchenden Gästen nicht zuträglich. Der Hofladen wurde eingestellt.
„Wenn ich etwas mache, dann muss sich das rechnen“, sagt der 43-jährige Stephan Warnken. Landwirt war nicht immer sein erster Berufswunsch. Deshalb begann er eine Lehre zum Kraftfahrzeug-Mechaniker. Schnell wurde ihm klar: „Das ist auf Dauer auch nichts für mich.“ Nachdem er ausgelernt hatte, ging er weiter zur Schule und studierte Landwirtschaft mit betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt. Eigentlich wollte er mal in die Beratung der landwirtschaftlichen Betriebe einsteigen. Doch es kam anders. Er wollte den elterlichen Hof übernehmen.
Heute zeigte er stolz Hof und Stall: „Mein Steckenpferd: Ich bin Milchbauer.“ Seine 60 Tiere sind begehrt. Einige von ihnen werden auf der ganzen Welt verkauft, nach Nordafrika, Russland und Kuwait. So nebenbei. Offenbar hat sich das Gen der Familie vererbt. Sie bilden dort den Grundstock neuer Herden. „Früher habe ich mir darüber überhaupt keine Gedanken gemacht. Viehställe in der Wüste hätte ich nicht erwartet. Aber auch dort stehen die Menschen vor der Herausforderung, ihre Zukunft zu meistern, so wie bei uns. Die Scheichs versuchen heute die Grundlagen für ein erfolgreiches Morgen zu legen.“ Und dafür kaufen sie auch in Huxfeld. Zehn bis 15 Tiere gehen pro Jahr vom Huxfeld-Hof ins Ausland.
Grundlagen für ein erfolgreiches Morgen zu legen versucht auch Stephan Warnken. Mit seiner Frau Martina betreibt er einen erfolgreichen Ferienhof. Das Besondere dabei: „Zuschauen und Mitmachen ist bei uns möglich. Das wollen die Leute heute.“ Was gewünscht ist, können die beiden auch an ihren eigenen Kindern ablesen: Emily, Jolina und Bennet passen genau zur Ferien-Zielgruppe. Das Interesse der Gäste ist groß, die Zahl der Belegungstage steigt überdurchschnittlich. niedersachsenweit gab es im vergangenen Jahr einen Zuwachs bei den Ankünften von 3,7 Prozent. Auf dem Huxfeld-Hof waren es fünf Prozent. Die durchschnittliche Übernachtungsdauer lag bei 5,4 Tagen.
Der Erfolg des Ferienhofes kommt nicht von ungefähr. Martina und Stephan Warnken sind hervorragend vernetzt mit touristischen Dachorganisationen und Verbänden. In unzähligen gedruckten und digitalen Werbemedien sind die Betreiber des Huxfeld-Hofes prominent vertreten. Das hat positive Folgen: 20 Prozent der Buchungen werden Online getätigt. „Wir haben das Kinder-Ferienland aktiv mitbegleitet und setzen uns sehr für Sicherheit auf dem Hof ein.“ Und das aus gutem Grund. Sie zählen auf diesem Gebiet im Landkreis und darüber hinaus zur Spitze der touristischen Bewegung, die Landwirten neue und dauerhafte Chancen eröffnet, nicht immer größer werden zu müssen und mit immer mehr Tieren die Rentabilität zu garantieren. „Berufskollegen mussten zum Beispiel zwei Millionen Euro in Ihren Hof investieren, um zeitgemäß aufgestellt zu sein. Ich würde eine Millionen benötigen. Da überlegt man schon zweimal, bevor man seiner Familie über Jahrzehnte den Abtrag der Schulden bei unsicheren Rahmenbedingungen aufbürdet.“ Ganz daran vorbei wird aber auch er nicht kommen, weiß Warnken. Und kann sich dabei darauf verlassen, dass die ganze Familie mitzieht. „Ohne das geht es einfach nicht“, bestätigt Martina Warnken.
Investiert haben die beiden auch – in den Ferienhof: Die Hoffläche wurde erweitert, um den heutigen Spielplatz und die Ballfläche anbieten zu können. Ein alter Wagenschauer wurde versetzt und zur Spielscheune umgebaut. Da finden sich Roller, Fahrräder, Dino-Karts, Kicker, Tischtennisplatte und vieles mehr. Draußen locken Spielgeräte und Rutsche. Immer weitere Ferienwohnungen entstanden, zunächst im Haupthaus. Dann bauten die Warnkens 2015 ein zusätzliches Haus auf dem Hof mit drei modernen und großzügigen Ferien-Appartements und einem Büro. Die Baubehörde habe das Projekt sehr positiv begleitet, berichtet der Landwirt. Ein Drittel seiner Flächen liegt in einem Landschaftsschutzgebiet mit entsprechenden Auflagen für die Nutzung und Bebauung.
„Unsere Kunden sind vorwiegend Familien mit Kindern, die einen echten Bauernhof-Betrieb erleben möchten. Kälbchen füttern, Pony reiten, der Trecker und natürlich den Heuboden zum Toben“, erzählt Warnken. Da werde die Ballspielfläche schnell zur Nebensache. Fahrräder für Erkundungstouren in die Umgebung sind da viel wichtiger. „Die Kultur in Worpswede spielt da als Ziel eigentlich kaum eine Rolle. Aber Hammestrand, Hafen, Weyerberg, Torfkahn-Touren und vieles mehr sehr wohl. Das ist schon eher etwas für Familien mit kleineren Kindern.“ Davon werde mehr gebraucht. Und es gebe in der Region noch sehr viel zu tun. Das fängt schon mit dem Saisonstart an: „Es ist schade, dass die Saison der Torfkahnschiffer und des Moorexpress’ erst im Mai beginnt“, sagt Martina Warnken. „Unsere Saison beginnt schon häufig mit den Osterferien im März und endet erst Ende Oktober.“ Da fehlten diese Angebote sehr.
Aber auch zwischen Mai und September gebe es touristisches Entwicklungspotenzial. „Fahren Sie zum Beispiel mal mit dem Rad am Sonntagnachmittag nach Osterholz-Scharmbeck“, schildert Stephan Warnken, was seine Gäste erzählen, wenn sie abends nach einem Ausflug wieder auf den Huxfeld-Hof kommen. „Kaum ein Café, kaum eine Gastwirtschaft hat geöffnet. Da ist in der Kreisstadt fast nichts los. Und wenn, dann ist es für einen Auswärtigen nur schwer zu finden. Das ist schade.“ Er sei froh, dass es jetzt einen neuen Pächter für Melchers Hütte gebe. „Viele meiner Gäste waren geschockt, wie sie bisher dort behandelt wurden und wie schlecht das Angebot war.“ Dabei sei doch gerade Melchers eines der wichtigen touristischen Highlights der Region. Stephan Warnken hofft, dass die touristischen Bemühungen im Landkreis Osterholz Früchte tragen werden. Denn eigentlich „können wir uns hier messen mit Nordsee und Heide. Wir haben viel zu bieten. Wir müssen uns nur besser verkaufen.“
Informationen gibt es bei der Touristeninformation oder im Internet unter www.huxfeld-hof.de