Herr Wrieden, Ihre Mannschaft hält zur Winterpause die Trümpfe im Titelrennen fest in der Hand. Wie beurteilen Sie die Ausgangslage?
Tim Wrieden: Unsere Ausgangslage hat sich gegenüber dem Saisonstart nicht verändert. Wir wollen und müssen uns weiterhin verbessern, um den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen, der mit dieser Mannschaft möglich ist. Wir haben uns Ziele gesetzt, die wir in der Tabelle nicht finden werden. Es ist für uns daher nicht wichtig, ob wir nun Erster oder Zehnter sind, um weiter mit Leidenschaft und Spaß zu probieren, ein besserer Fußballer beziehungsweise eine bessere Mannschaft zu werden. Es ist aber sicher für den Verein und für die Personen um die Mannschaft herum schön, wenn ihr Verein an der Tabellenspitze liegt.
Zu Anfang der Herbstserie war noch Sand im Getriebe. Wie erklären Sie den Aufschwung danach?
Insgesamt würde ich den Anfang nicht so schlecht sehen. Da wir unser Spiel ein bisschen verändert haben, hatten wir zu Beginn noch Probleme, die richtigen Räume zu finden. Was aber auch zu erwarten war. Außerdem hatten wir am Anfang mit Seebergen, Beckedorf, Bornreihe II und Löhnhorst sehr gute Gegner. Dazu haben uns die drei spielfreien Wochen zwischen dem ersten und zweiten Spieltag nicht wirklich in den Rhythmus kommen lassen. In den elf Spielen, die wir danach dann gewonnen haben, waren vielleicht drei bis vier Spiele dabei, die wir souverän gewonnen haben. In den anderen Spielen hatten wir mehr oder weniger das Spielglück auf unserer Seite. Vor allem beim Spiel gegen den VSK Osterholz-Scharmbeck II, in dem unsere Niederlage eigentlich schon zur Halbzeit feststehen muss, haben wir einen sehr glücklichen Sieg eingefahren.
Aljoscha Miesner verrichtet im defensiven Mittelfeld ebenso unauffällig wie zuverlässig seine Arbeit. Wie sehen Sie die Entwicklung des Sechsers?
Leider hat uns Aljoscha aufgrund eines Syndesmosebandrisses diese Saison für zehn Spiele gefehlt, sodass er sportlich im letzten halben Jahr keinen großen Sprung in seiner Entwicklung nehmen konnte. Allerdings sehe ich bei ihm ein großes Entwicklungspotenzial. Aljoscha ist ein sehr aktiver Spieler, der sowohl mit dem Ball als auch gegen den Ball viele Aktionen im Training und Spiel hat. Durch seine positive Einstellung und seinen Ehrgeiz lernt er sehr schnell aus seinen Fehlern. Er probiert aktiv seine Fehler auszumerzen, indem er direkt wieder den Ball fordert oder noch entschlossener in den nächsten Zweikampf geht, und fängt nicht an, sich nach einem Fehler zu verstecken.
Mit 15 Gegentreffern in 15 Spielen stellt der TSV Dannenberg die stabilste Defensivreihe der Staffel. Worauf beruht die Abwehrstärke?
Wir hatten am Anfang der Saison ein paar Probleme, den richtigen Zeitpunkt zu finden, wann wir pressen und wann wir uns fallen lassen müssen. Dies hat sich über die Spiele dann besser eingespielt. Man darf aber auch das Pokal-Aus gegen Hambergen II nicht vergessen, in dem wir wie gegen Löhnhorst vier Gegentore bekommen haben. Zum Ende hat das Selbstbewusstsein durch die Siegesserie natürlich enorm geholfen, die Fehler und Gegentore zu minimieren.
Nico Flachsenberger steht stellvertretend für den Höhenflug der Grün-Weißen. Was schätzen Sie am Tempodribbler besonders?
Nico hat eine klasse Hinrunde gespielt. Ein Spieler, der noch viel Potenzial hat, sich in allen Bereichen zu verbessern. Seine größte Schwäche ist wahrscheinlich sein Aufwärmen. Nico hat in den Spielen einen großen Aufwand gegen den Ball betrieben. Er hat den Gegner schon früh an einem sauberen Spielaufbau gehindert und viele Fehler provoziert. Das hat uns extrem beim Verteidigen geholfen und war für uns wahrscheinlich noch wichtiger als seine Tore und Vorlagen.
Mit erst 31 Jahren sind Sie der jüngste Cheftrainer in der Kreisliga Osterholz. Welche Erfahrungen haben Sie in der Herbstserie 2022 gesammelt?
Was ich definitiv gelernt habe, ist, dass es für einen Trainer eines Kreisligisten schon ein bisschen mehr Arbeit gibt, als nur mal eben elf Leute zusammenzutrommeln und einen Ball zu besorgen. Ich bin daher sehr dankbar, dass mir der Verein sowie meine beiden Co-Trainer Thomas Barth und Jan-Hendrik Helvogt extrem viel Arbeit abnehmen.
Das Gespräch führte Reiner Tienken.