Hambergen. Julian Gelies brachte das Dilemma in einem Satz auf den Punkt: "35 Minuten reichen nun mal nicht, um Spiele zu gewinnen, egal, wie gut sie sind." Der Trainer von Fußball-Landesligist FC Hambergen hatte soeben eine bittere, am Ende aber durchaus folgerichtige 1:3 (1:2)-Heimniederlage seines Teams gegen den TB Uphusen quittieren müssen. 35 Minuten lang hatten die "Zebras" den Oberliga-Absteiger komplett im Griff, um dann in zwei Minuten alles herzugeben.
"Wir schenken dem Gegner die beiden Tore aus dem Nichts", monierte Gelies, der bis zu diesem Zeitpunkt überaus zufrieden mit seinem Team hatte sein können. Denn die Hausherren waren nicht nur einstellungstechnisch absolut auf der Höhe, auch spielerisch waren es überraschenderweise die Hamberger, die der Partie ihren Stempel aufdrückten – und bereits mit dem ersten kompletten Spielzug nach zwei Minuten in Führung gingen. Über Tim Denker und Nick Stellmann gelangte der Ball auf die linke Seite, wo Keno Liebschner direkt auf Frederik Nagel in die Mitte ablegte. Der Hamberger Kapitän fackelte nicht lange und vollstreckte sehenswert per Flachschuss in die Ecke.
Perfekter Auftakt
Es war der perfekte Auftakt in eine Partie, die nun so richtig nach dem Geschmack der Hamberger lief. Immer wieder eroberten sich die "Zebras" im Mittelfeld den Ball, immer wieder ging es dann schnell in die Spitze. Doch es gehörte auch zur Wahrheit, dass die Rot-Weißen immer wieder zu lange brauchten, um zum Abschluss zu kommen, oder aber schlichtweg zu umständlich agierten und schon zuvor gestoppt werden konnten. So standen nach 30 Minuten zwar einige gute Möglichkeiten durch Keno Liebschner, Tim Denker, Nick Stellmann und sogar ein Abseitstor von Liebschner auf dem Notizblock, auf der Anzeigentafel prangte aber immer noch lediglich ein 1:0. "Ganz klar, wir müssen zu diesem Zeitpunkt längst das 2:0 gemacht haben", ärgerte sich auch Julian Gelies über die schlechte Chancenverwertung.
Zu allem Überfluss holte sein Team den bis dahin komplett harmlosen und uninspirierten Gegner wieder zurück in die Partie. Nach einer Ecke fälschte René Meier den Ball zur Bogenlampe ab, die sich auf Höhe des Fünfers senkte, und weder Torwart Nico Schmidt noch Julian Buhl konnten Frithjof Rathjen daran hindern, einzuköpfen. Und nur wenige Sekunden nach dem Anstoß spielte Steffen Kaluza einen verheerenden Fehlpass, in dessen Folge er selbst den clever kreuzenden Rasho Chicho zu Fall brachte. Ouly Magouhi verwandelte den gerechtfertigten Strafstoß sicher – plötzlich führte der TB Uphusen mit 2:1 und wusste wohl selbst nicht so genau, wie das hatte passieren können.
Schock über Doppelschlag
Der Schock über diesen verhängnisvollen Doppelschlag saß offenbar tief, denn nach Wiederanpfiff wirkten die Hausherren nun ziemlich verunsichert und hatten großes Glück, dass ein satter Abschluss von Chicho krachend an die Latte klatschte (47.). Uphusen übernahm nun klar die Kontrolle, drängten die Hamberger weit in die eigene Hälfte zurück und eroberten mit starkem Pressing viele frühe Bälle. Berkat Karaca oder Ouly Magouhi, der an Hambergens Keeper Nico Schmidt scheiterte, hätten schon auf 3:1 stellen können. Das besorgte dann aber Frithjof Rathjen mit seinem zweiten Treffer, bei dem es allerdings ziemlich stark nach Abseits roch (69.). Doch die lautstarken Proteste, unter anderem sah Trainer Julian Gelies die Gelbe Karte, brachten nichts ein.
Erst nach diesem Treffer schien die Kampfeslust der Hausherren wieder geweckt. Keno Liebschner bekam aber bei einem Kopfball nicht genug Druck hinter den Ball (74.), ein starker Abschluss von Tim Denker klatschte danach an den linken Innenpfosten (80.), und schließlich scheiterte Jorit Bierwald mit einem Distanzschuss am Uphuser Keeper. "Das ist das, was ich nicht verstehe: Wieso fahren wir erst nach dem 1:3 wieder hoch und nicht unmittelbar nach dem 1:2?" fragte Julian Gelies und fügte hinzu: "Wir haben das Heft des Handelns nach dem 1:2 eigentlich zu keiner Zeit wieder richtig in die Hand bekommen." Und das war aus Hamberger Sicht doppelt ärgerlich an diesem Tag, denn 35 Minuten lang hatte nur eine Mannschaft die Richtung vorgegeben – die "Zebras". "Aber das reicht eben nicht, um Spiele zu gewinnen. Zumindest nicht in dieser Liga", so Gelies.