Für viele Menschen ist es eine schöne Vorstellung, nach dem Tod in einer Urne unter einem Baum beigesetzt zu werden. Besonders ausgewiesene Wälder und Forstflächen sind als Orte der letzten Ruhe beliebt, und auch die Gemeinde Lilienthal steht diesem Trend offen gegenüber. Es gibt Überlegungen, in zwei oder drei Jahren Baumbestattungen auf dem kommunalen Friedhof an der Klosterweide zu ermöglichen. Auf der rückwärtigen Seite des Friedhofs sind vor sechs Jahren Dutzende neue Bäume gepflanzt worden, vier Jahre später kamen nebenan noch weitere dazu. Lilienthals Kämmerer Hartmut Schlobohm kann sich vorstellen, dass, wenn die Bäume groß genug sind, dort auch Urnenbeisetzungen stattfinden. Von einem Wald spricht er bewusst nicht, denn dafür sei die neu bepflanzte Fläche zu klein, sagte er bei der Info-Veranstaltung, zu der die Arbeitsgruppe II des Lilienthaler Seniorenbeirats am Donnerstag in den Heiner-Haase-Saal des Amtmann-Schroeter-Hauses eingeladen hatte.
Gibt es schon konkrete Pläne, wie die Idee der Baumbestattungen umgesetzt werden kann?
Hartmut Schlobohm von der Lilienthaler Gemeindeverwaltung sieht noch allerlei Klärungsbedarf und auch so manche Hürde, die gemeistert werden muss, ehe es losgehen kann. Als Chef der Finanzen hat er natürlich die Kosten im Blick, die entstehen, um den mit Bäumen bepflanzten Bereich für Urnenbeisetzungen herzurichten. Unter anderem geht es um die Erreichbarkeit, die gewährleistet sein muss, wenn Angehörige die Grabstätten besuchen wollen. "Wenn wir die Baumbestattungen zulassen, dann muss alles so hergerichtet sein, dass die Stellen im Zweifel auch bei Schnee und Eis erreichbar sind", sagt er. Geprüft hat die Gemeinde auch schon, ob als Alternative Beisetzungen unter den großen Bäumen ermöglicht werden können, die auf dem alten Teil des Friedhofs stehen. Das Problem: Die meisten Bäume stehen direkt an den Wegen, sodass der Platz fehlt, rings herum Urnen in die Erde zu bringen.
Wie zeigt sich der Trend zur Urnenbeisetzung?
Auf dem Friedhof in der Klosterweide hat es im vergangenen Jahr 94 Beisetzungen gegeben, davon 16 Erd- und 78 Urnenbestattungen. Dass sich die Bestattungskultur gewandelt hat, ist auf dem kommunalen Friedhof schon lange zu beobachten. Ging man bis in die 90er-Jahre noch davon aus, dass wegen der erwarteten Erdbestattungen der Platz auf dem Friedhof knapp wird und als Reaktion darauf auch eine Erweiterungsfläche angelegt wurde, vollzog sich ungefähr ab dem Jahr 2000 ein Wandel und der Trend zur Urnenbeisetzung setzte sich immer stärker durch. Statt Platznot gibt es auf dem Friedhof Klosterweide wie überall im Land zunehmend leere Grabstellen und Lücken zwischen den Gräbern. Die Friedhofsverwaltung muss zusehen, wie die Flächen weiter genutzt werden können. Je mehr freie Flächen es gibt, desto höher wird der Pflegeaufwand für die Kommune. 840 Erdgrabstätten gibt es auf dem Friedhof an der Klosterweide. 190 Grabstätten stehen zurzeit leer.
Wie hat die Gemeinde auf den Wandel reagiert?
Seit 2010 gibt es auf dem kommunalen Friedhof sogenannte Urnengemeinschaftsanlagen. Dies bedeutet: Eine Fläche mit Platz für 25 bis 30 Urnen wird eingefriedet, in der Mitte befindet sich eine Stele, die mit Namenstafeln der Verstorbenen bestückt werden. Die mit Bodendeckern bepflanzte Anlage wird von dem Friedhofsgärtner der Gemeinde gepflegt, die Angehörigen müssen sich nicht darum kümmern. Laut Schlobohm wird dieses Angebot gut angenommen – oft wohnen Verwandte weiter weg, sodass sie sich nicht regelmäßig um die Pflege der Gräber kümmern können. Oft ist es aber auch so, dass sich ältere Menschen für diese Art der Beisetzung entscheiden, weil sie ihre Angehörigen nicht mit der Grabpflege belasten möchten. Neben den Urnengemeinschaftsanlagen gibt es auf dem Friedhof auch sogenannte Partnergräber auf einem Feld von etwa zwei mal zwei Metern und einer Stele in der Mitte. 40 Gräber dieser Art sind bisher angelegt worden, sobald sich abzeichnet, dass die Anlagen belegt sind, werden neue Flächen für diesen Zweck angelegt.
Was ist mit anonymen Bestattungen?
Auch die gibt es auf dem kommunalen Friedhof, und zwar in einer Größenordnung, die man so auf Anhieb vielleicht nicht erwarten würde: Laut Schlobohm hat es seit der Gründung des Friedhofs 1968 etwa 3700 Beisetzungen an der Klosterweide gegeben, 1100 davon sind anonym vorgenommen worden. Ein Grund: Anonyme Bestattungen sind auf dem kirchlichen Friedhof ausgeschlossen, sodass in Lilienthal nur der kommunale Friedhof infrage kommt. Auch wenn es selten vorkommt: Auch anonyme Erdbestattungen sind neben den Urnenbeisetzungen an der Klosterweide möglich. Anonym bedeutet: Urnen und Särge liegen unter einer Rasenfläche. Wer und an welcher Stelle beigesetzt ist, weiß nur die Friedhofsverwaltung. Hinweise auf die Verstorbenen gibt es nicht.
Gibt es Anregungen für die weitere Gestaltung des Friedhofs?
In Norwegen, darauf wies ein Besucher der Info-Veranstaltung hin, werden die Grabstätten so angelegt, dass Angehörige bei der Pflege keinen großen Aufwand haben: Die Grabsteine sind von Rasen umgeben, davor befinde sich eine Art Rinne, die bepflanzt werden könne. Insgesamt würden die Friedhöfe einen parkähnlichen Charakter haben. Gemeindevertreter Hartmut Schlobohm betont, dass die Verwaltung immer offen sei für neue Ideen.
Wer ist Ansprechpartner für das Thema?
Die Gemeinde Lilienthal hält Informationen im Internet auf ihrer Homepage bereit, hat aber auch einen Flyer mit wichtigen Hinweisen herausgegeben, der unter anderem im Rathaus erhältlich ist. Ansprechpartner im Rathaus sind Detlef Tietjen und Monja Schramm. Natürlich kennen sich auch die Bestattungsinstitute mit dem Thema aus. Friedhofsbesucher können sich aber auch an die Friedhofsgärtnerin vor Ort wenden.