Lilienthal. Die Zahlen rund um die Bürgerstiftung Lilienthal hat Christa Kolster-Bechmann immer parat. "Als wir uns im November 2002 gegründet haben, waren wir die 13. Bürgerstiftung in Niedersachsen und die 44. in Deutschland", sagt die Vorsitzende. Vor wenigen Wochen hat die Stiftung ihr 20-jähriges Bestehen mit einem Sommerfest gefeiert.
Was ist das Ziel der Stiftung?
Der Stiftungsgedanke von Bürgern habe sie schon immer fasziniert, berichtet Christa Kolster-Bechmann, und nach einem Vortrag von Professor Christian Pfeiffer in Langwedel war die Idee geboren: "Das könnten wir doch auch für Lilienthal anregen." Ganz klein habe die Stiftung Ende 2002 ihre Arbeit aufgenommen, im Laufe der Zeit sei immer etwas Neues dazugekommen. Von Bürgern für Bürger sei das Ziel, die Lilienthaler sind zudem eine Mitmachstiftung, in der Menschen aktiv seien, die etwas auf den Weg bringen oder etwas verändern wollen an dem Ort, an dem sie leben. "Sich mit Zeit, Ideen oder Geld einzubringen, diese drei Dinge sind wichtig."
Was bietet die Bürgerstiftung?
Die Stiftung wendet sich an alle Altersgruppen von Kindern bis zu Senioren. Entsprechend vielfältig ist auch das Angebot, das die rund 100 Aktiven auf die Beine stellen: Neben Vorträgen, Theateraufführungen und Literaturabenden stehen auch die Themen Naturwissenschaften und Technik auf dem Programm. Aushängeschilder der Lilienthaler Stiftung sind der Vorsitzenden zufolge die 2006 ins Leben gerufene Kinderakademie und die außerschulische Lernbetreuung. Die regelmäßigen Kurse in der Kinderakademie finden seit 2015 in Kalis Werkstatt, einem kleinen Gebäude hinter dem Rathaus, statt. Kali steht für Kinderakademie Lilienthal. Die dortigen interaktiven Mitmachstationen sollen Kinder jeden Alters zum Forschen und Entdecken animieren. Es gebe einige Jugendliche und junge Erwachsene, sagen Christa Kolster-Bechmann und Antje Kelm, die erste Dozentin, die Kurse der Kinderakademie besucht hätten und nun ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium aufgenommen hätten. "Wir hören immer wieder, dass Kalis Angebote dabei geholfen hätten, in welche Richtung sie sich entwickeln wollen. Es gibt also offensichtlich eine kleine Saat, die aufgeht", sagt die Stiftungsvorsitzende.
Wer nutzt die Angebote?
Während größtenteils Kinder aus bildungsnahen Familien diese Angebote der Kinderakademie nutzten, hätten Kinder aus anderen Familien eine größere Hemmschwelle, dort mitzuwirken. Dabei würden auch Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund die Angebote der Bürgerstiftung nutzen, in erster Linie die außerschulische Lernbetreuung, die vor allem eine Hausaufgabenhilfe biete. Mehrmals die Woche unterstützt unter anderem Walburga Rogge Grundschüler, aber auch Jugendliche, die die weiterführenden Schulen besuchen bis hin zum Abschluss. "Ein großer Schwerpunkt dabei ist das Lesetraining, das sich immer zum Ende der Einheit für zehn Minuten anschließt", sagt die pensionierte Grundschullehrerin. Wer den Mädchen und Jungen Unterstützung anbieten möchte, müsse nicht zwangsläufig Pädagoge sein, betont Christa Kolster-Bechmann. Ob und wie es weitergehe, wenn Grundschüler in Niedersachsen ab 2026 einen Anspruch auf Ganztagsbetreuung hätten, sei derzeit noch kein Thema. "Das müssen wir abwarten", sagt Kolster-Bechmann.
Was ist als nächstes geplant?
Was sie und ihre Mitstreiter derzeit viel stärker umtreibe, seien die Berufsaussichten für junge Erwachsene. "Uns bewegt, dass junge Menschen oft keinen Ausbildungsplatz finden, Betriebe aber einen Mangel an Mitarbeitern haben", sagt Kolster-Bechmann. Deshalb habe die Bürgerstiftung bereits Kontakt zur IGS in Lilienthal aufgenommen, um gemeinsam zu überlegen, wie man junge Menschen und Unternehmen zusammenbringen könne. "Junge Menschen müssten schon sehr früh eine Verbindung zum Handwerk kriegen", so die Vorstellung der Bürgerstiftung.
Ist der Klimaschutz auch ein Thema?
Ja, sagt Christa Kolster-Bechmann. Noch relativ jung ist die Klima- und Artenschutzgruppe, die sich 2022 innerhalb der Stiftung gegründet hat. "Das Thema ist wichtiger denn je", so die Vorsitzende. Neben einer Kleider-Tauschbörse und dem Projekt "Kippensammeln" hat sie auch die Broschüre “Klimaschutz im Alltag in Lilienthal und umzu" aufgelegt. Ebenfalls recht neu ist die Naturgärtengruppe.
Wie sieht die Zukunft der Bürgerstiftung aus?
"Jeder, der sich bei uns einbringen möchte, ist willkommen", sagt die Stiftungsvorsitzende. "Wir können jede Hand gebrauchen für ganz unterschiedliche Dinge." Wichtig sei vor allem, dass es auch einen Wechsel im Gremium gebe und sich jüngere Menschen dort einbringen. Es sei zwar angedacht, dass sie sich irgendwann aus der Gremienarbeit zurückziehe, sagt Christa Kolster-Bechmann, "aber das kann nur funktionieren, wenn Menschen neu dazu kommen, schließlich soll die Stiftung ja auch ewig bestehen". Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.buergerstiftung-lilienthal.de.