Lilienthal. Den Rücken senkrecht halten, und dann den Seilzug möglichst langsam in Richtung Brust ziehen. Martin Wattrodt hat das Rudergerät in Beschlag genommen und legt los mit der ersten Übung des Tages. Der Grasberger ist einer der Neuen im Sport- und Gesundheitsstudio Lilienthal im Gewerbegebiet Moorhausen. Seit Jahresbeginn trainiert der 33-Jährige dort und will etwas für seine Fitness, Körperhaltung und Muskeln tun – auch als Ausgleich zu Beruf und Familie. „Das Training tut dem Körper, dem Geist und der Seele gut. Man powert sich aus und schöpft zugleich neue Energie“, sagt der 33-Jährige.
So wie dem Grasberger geht es offenbar vielen Menschen derzeit: Zum Start des neuen Jahres herrscht reger Betrieb in Lilienthals Fitness-Studios und den Geschäftsstellen der Sportvereine, wo laufend Anmeldungen für die neuen Kurse entgegengenommen werden. Es scheint, als plage so manchen nach der Weihnachtsvöllerei bei Klaben und Gänsebraten das schlechte Gewissen, bei anderen spielen gute Vorsätze fürs neue Jahr eine Rolle, und wieder andere freuen sich darauf, nach wochenlanger Pause Freunde und Bekannte in ihren angestammten Sportgruppen wiederzutreffen.
Ein ziemlich volles Haus meldet aktuell Heiko Dörfer vom Sport- und Gesundheitsstudio Lilienthal. Der Fitness-Coach kennt das Phänomen: Von Januar bis März kann es schon mal eng werden auf der 1200 Quadratmeter großen Sportfläche. Viele der über 1000 Stammkunden haben im Dezember das Training schleifen lassen und wollen nun endlich wieder loslegen mit ihrem Sportprogramm. Hinzu kommen die Neulinge, die sich vorgenommen haben, im neuen Jahr endlich mehr für ihre Fitness und Gesundheit zu tun. An die 40 Leute sind es wohl, die sich allein durch die jüngste Kunden-werben-Kunden-Aktion neu angemeldet haben und nun das Studio testen. Gut die Hälfte wird nach den Erfahrungen von Heiko Dörfer auf Dauer am Ball bleiben – eine ordentliche Quote, wie der Trainer findet. „Das sind die, die spüren, dass ihnen die Bewegung etwas bringt, zum Beispiel weil der Rücken plötzlich schmerzfrei ist“, sagt Dörfer. Damit die Motivation nicht nachlässt und der Effekt nicht verfliegt, wird das Trainingsprogramm alle drei Monate gecheckt, und wenn nötig, wird das Pensum erhöht und die Übungen werden angepasst. „Das bringt vielen einen Motivationsschub. Sie haben dann neue Ziele, die sie erreichen wollen“, erklärt der Fitness-Profi.
Zusätzliche Anmeldungen zum Probetraining verzeichnet seit Jahresbeginn auch Zdenko Jurcevic vom Sport- und Freizeitzentrum Lilienthal am Falkenberger Kreisel: Zehn bis 15 Sportwillige dürften es wohl sein, die jetzt im Fitnessstudio neu aufgenommen wurden. Nicht nur die ersten drei Monate im neuen Jahr sind die Hochzeit in den Sportstätten, sondern auch im Sommer, wenn sich so mancher auf die Schnelle noch die passende Badehosen-Figur herbeitrainieren möchte. „Es ist ein Kommen und Gehen, das ist ganz normal“, sagt Jurcevic. Damit die Motivation hoch bleibt, regelmäßig zu trainieren, treffen sich vorwiegend die Frauen in Gruppen. „Bauch, Beine, Po ist dann vor allem angesagt. Gemeinsam machen die Übungen mehr Spaß“, sagt der Chef des Hauses. Die Männer dagegen haben es nicht so mit dem Gemeinschaftssinn. Meistens trainieren sie allein oder zu zweit und ziehen dort ihr Pensum durch.
Im Tanzstudio von Doris Feldermann gibt es ohnehin eher feste Gruppen, in die immer wieder mal neue Mitstreiter für Ballett oder Jazz-Dance aufgenommen werden. Den Kindern sei deutlich anzumerken, dass sie jetzt, wo sie sich nicht im Garten austoben können, ihrem Bewegungsdrang beim Training freien Lauf lassen wollen, berichtet die Inhaberin. Auch den Erwachsenen geht es derzeit so. „Die Weihnachtskekse sitzen noch fest, die Gliedmaßen sind schwer. Und jetzt wollen sich viele endlich wieder bewegen. Das ist deutlich zu merken“, berichtet Feldermann. Dass es für einen Anfang nie zu spät ist, sieht Doris Feldermann an einer Frau, die mit 50 Jahren begonnen hat, Balett zu machen. „Tanzen ist eine wunderbare Sportart, bei der man den Kopf frei bekommt und man sich entspannen kann, wenn man sich auspowert“, berichtet die Tanzstudio-Inhaberin.
„Sobald die Ferien vorbei sind, laufen bei uns die Telefondrähte heiß“, sagt Christiane Grotheer vom TV Falkenberg. Der Sportverein bietet zum ersten Halbjahr ein neues Kursprogramm an, von denen viele Angebote im Bereich Fitness und Gesundheit schnell ausgebucht sind. Andrang herrscht auch in der kleinen Halle im Vereinsheim, wo sich Gymnastikgruppen treffen. „Viele sind froh, wieder dabei zu sein. Denn die Geselligkeit spielt für viele eine wichtige Rolle“, berichtet Grotheer. In den Sparten, die bei Wettbewerben und Meisterschaften mitmachen, geht der Trainingsbetrieb jetzt auch nach der Winterpause wieder richtig in die Vollen.
Ähnlich sieht es beim TV Lilienthal aus, wo in diesen Tagen ebenfalls das Halbjahres-Kursprogramm startet. Die guten Vorsätze der Lilienthalerinnen und Lilienthaler fürs neue Jahr sind auch dort deutlich zu spüren, etwa bei dem Präventionskurs aus dem Bereich „Haltung und Bewegung“, der erstmals in Kooperation mit der AOK angeboten wird. Dort klingelte wegen der Anmeldung das Telefon der Geschäftsstelle in einer Tour. Auch Reha-Kurse zählen zu den besonders nachgefragten Angeboten. Der reguläre Sportbetrieb in den Sparten fährt nach dem Ende der Weihnachtsferien ebenfalls wieder hoch.
Ob die guten Vorsätze zur sportlichen Betätigung im neuen Jahr auch noch anhalten, bis an der Volkshochschule Lilienthal-Grasberg-Worpswede am 11. Februar das neue Semester beginnt, muss sich erst noch zeigen. Erneut sind diverse Wasser- und Yoga-Kurse im Angebot, doch die meisten Anmeldungen erwartet die VHS, wenn das neue Programm in gedruckter Form verteilt ist. Das soll am 20. Januar passieren. Vorher steht das Programm schon im Internet.