Lilienthal. Die Hofmolkerei Dehlwes stößt an ihre Auslastungsgrenzen und will sich auf eine weiter steigende Nachfrage nach Molkereiprodukten aus Biomilch einstellen. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, hat der Familienbetrieb ein Standortkonzept in Auftrag gegeben, das unter anderem den Neubau einer Biogasanlage und eines Molkereigebäudes in Trupe vorsieht. Die Lilienthaler Politik soll nun entscheiden, ob sie die rechtliche Grundlage dafür schaffen und den Startschuss für ein offizielles Bauleitverfahren geben will. Die erste Beratung dazu findet am Montag, 11. Juli, im Bauausschuss statt. Dort soll das Konzept vorgestellt und erläutert werden.
Knapp zehn Millionen Liter Milch werden laut Konzept in der Hofmolkerei jährlich verarbeitet. Die Milch stammt von den Kühen aus der eigenen Landwirtschaft und von elf weiteren Biobauern aus dem näheren Umkreis. Bei der Trinkmilch der Marke "Heimatglück" hat Dehlwes gerade umgestellt: Die Produktion ist ausgelagert worden. Dehlwes kooperiert jetzt mit der Ammerland-Molkerei in Wiefelstede, wo die Truper Milch filtriert und so länger haltbar gemacht wird, was am eigenen Standort nicht möglich ist.
Molkerei platzt aus allen Nähten
In den eigenen Räumen kann Dehlwes seine Produktion nicht mehr ausweiten, die zulässigen Milchmengen sind ausgereizt. Auch die Lagerflächen sind so knapp, dass für das Verpackungsmaterial schon eine Halle in Bremen angemietet werden musste. Ebenso platzt das Kühlhaus aus allen Nähten. Gerhard Dehlwes und seine Familie sehen dringenden Handlungsbedarf, die Abläufe neu zu strukturieren und perspektivisch auch in ein neues Molkereigebäude zu investieren. Aus dem Konzept geht hervor, dass die Hofmolkerei auf längere Sicht doppelt so viel Rohmilch wie bisher verarbeiten könnte. Größer soll auch der Stall werden, allerdings soll sich an der Zahl der Kühe nichts ändern.
Strom und Wärme, die für den Hof- und den Molkereibetrieb notwendig sind, will die Familie außerdem künftig weitgehend selbst produzieren: Neben Fotovoltaikanlagen soll eine Biogasanlage die Energie liefern. Die Hofbetreiber betonen, dass sie für die Biogasanlage ausschließlich Gülle aus dem hofeigenen Stall sowie Abwässer aus der Molkereiproduktion verwenden wollen. Mais, der extra für die Strom- und Wärmeproduktion herangekarrt wird, soll es nicht geben.
Für den Neubau der Molkerei ist eine derzeit noch freie Fläche angedacht, mit der sich der Betrieb in Richtung Feldhausen ausdehnen würde. Gedacht ist laut Konzept an ein sieben Meter hohes Gebäude mit einer Grundfläche von 60 mal 54 Metern. Zudem soll es die Option geben, an die 60 Meter noch einmal sechs Meter anzubauen, falls es erforderlich wird. Das Gebäude soll laut Beschreibung zur freien Landschaft durch eine Eingrünung abgeschirmt werden. Auch soll es für die Milchlastwagen eine Gebäudeumfahrung geben, die unnötiges Rangieren vermeidet. Das Familienunternehmen rechnet damit, dass es tagsüber zwischen 6 und 22 Uhr 20 statt bisher 15 Lkw-Bewegungen geben wird, nachts zwischen 22 Uhr und 6 Uhr sollen es neun statt sechs werden, so die Prognose.
Neuer Parkplatz für Mitarbeiter
Unabhängig von der Erweiterung des Standorts will Dehlwes kurzfristig auch einen Mitarbeiterparkplatz mit 14 Stellplätzen errichten. Entstehen soll er auf der anderen Straßenseite gegenüber vom Hof, wo gleich nebenan das Melkhus steht. Das beauftragte Planungsbüro hat mehrere Varianten geprüft und favorisiert die Lösung, die vergleichsweise nahe an der Straße liegt und wenig Fläche verbraucht. Rings um den Parkplatz soll eine Buchenhecke gepflanzt werden. Um die alten Eichen in der Nähe nicht zu gefährden, soll der Parkplatz mit einer wassergebundenen Decke und nicht mit Pflastersteinen befestigt werden.
Für den Parkplatz-Bau will die Familie möglichst zügig die Änderung des Flächennutzungsplans erreichen, im zweiten Schritt soll dann ein Bebauungsplan dafür aufgestellt werden. Die Standorterweiterung einschließlich des neuen Molkereigebäudes und der Biogasanlage soll über ein gesondertes Bauleitverfahren abgewickelt werden. Bisher hat Dehlwes seine Tätigkeit als privilegierter landwirtschaftlicher Betrieb entfaltet. Mit den angedachten Maßnahmen wird dieser Rahmen jedoch gesprengt, weil es sich in Teilen um eine gewerbliche Nutzung handelt. Geht es nach den Vorstellungen der Familie und des von ihr beauftragten Planungsbüros, sollen Hof und Molkerei künftig als Sondergebiet im Flächennutzungsplan eingestuft werden.