Die Insolvenz der Bremer Convivo-Holding führt nicht dazu, dass die Pläne für die großen Seniorenwohnanlagen in Lilienthal und Grasberg gestoppt werden. Die Firma M-Projekt aus Bremen-Nord, die auf dem bisherigen Stadtwerkegelände in Butendiek einen Neubau errichten will, verfolgt ihr Vorhaben genau so weiter wie die Vitacura Invest GmbH, die einen Seniorenwohnpark an der Speckmannstraße/Ecke Eickedorfer Straße in Grasberg bauen will. Beide Investoren stellen sich jedoch darauf ein, dass es mit Convivo als Partner wegen der Pleite nicht weiter geht. Der Grasberger Investor Michael Frerks hat nach eigenen Angaben bereits Gespräche mit möglichen Altenheim-Betreibern vereinbart, die vielleicht einspringen könnten.
Die Pläne der Firma M-Projekt stecken noch in der Anfangsphase: Aktuell ist die Gemeinde mit Rat und Verwaltung dabei, das Baurecht für das Vorhaben zu schaffen. An der Straße Am Holze soll eine Wohnanlage mit 30 Service-Wohnungen, einer Tagespflege und einem Café entstehen. Laut Geschäftsführer Philipp Romeiser ist es möglich, die Pläne an die Vorstellungen eines möglichen neuen Betreibers anzupassen, sollte Convivo ausfallen. Änderungsbedarf könnte sich seiner Einschätzung nach bei der Frage ergeben, ob die mit Convivo abgestimmten beiden Pflegewohngemeinschaften tatsächlich entstehen sollen. "Die Dienstleister halten es unterschiedlich, ob so etwas angeboten werden soll", sagt Romeiser. Das alles sind aus Sicht des Investors nur Feinheiten, die die Nutzung der Räumlichkeiten betreffen, nicht aber den Bau an sich. An der Absicht, in Butendiek tätig zu werden, ändere das beantragte Insolvenzverfahren nichts.
Relative Gelassenheit
"Wir bedauern die Entwicklung sehr und würden uns wünschen, wenn es mit Convivo weiter ginge. Auf der anderen Seite sind wir aber auch nicht auf Convivo als Betreiber angewiesen. Das Konzept ist nicht mehr so einmalig, dass es nicht auch andere gäbe. Insofern sind wir noch relativ gelassen", sagt Romeiser. M-Projekt und Convivo haben schon an anderer Stelle gemeinsam Seniorenwohnanlagen gebaut und zum Laufen gebracht: Dazu gehören die Wohnparks in Schwanewede und Aumund sowie das ehemalige Tauwerk in Bremen-Grohn.
In Grasberg ist die Situation eine andere: Seit zwei Jahren liegt die Genehmigung für den Bau einer Wohnanlage für Senioren mit insgesamt 107 Plätzen vor. Auch wenn es eigentlich längst hätte losgehen können, ist der Baustart noch nicht erfolgt. Zuletzt hatte Michael Frerks als einer der Gesellschafter erklärt, dass man wegen der dramatisch gestiegenen Baupreise nicht loslegen könne. Frerks hofft, dass sich mit der nachlassenden Nachfrage im Bausektor auch die Materialpreise wieder beruhigen. Er hat ausgerechnet, dass das Projekt aktuell knapp 2,7 Millionen Euro mehr kosten würde als ursprünglich geplant. Wirtschaftlich nicht tragbar, lautet das Urteil der Investoren.
Frerks und der Gründer von Convivo, Torsten Gehle, kennen sich gut und sind laut Frerks miteinander befreundet. Seinen Angaben zufolge ist Gehle zudem Mitgesellschafter der Grasberger Investorengesellschaft. Die Insolvenz der Convivo Holding habe jedoch darauf keine Auswirkungen. "Wirtschaftlich gibt es keine Berührungspunkte", versichert Frerks.
Kritik an Vorgaben des Staates
Für die Grasberger ist absehbar, dass Convivo als Betreiber der neuen Wohnanlage ausfallen wird. Schon vor einigen Wochen habe es Überlegungen gegeben, ob die Einrichtung nicht von einem bestehenden Altenheim-Betreiber aus der Region betrieben werden könnte, der als Franchise-Nehmer nach dem Convivo-Konzept arbeitet. Laut Frerks stehen dazu jetzt erste Gespräche über einen solchen Einstieg an.
Der Grasberger Unternehmer macht vor allem die Rahmenbedingungen dafür verantwortlich, dass Unternehmen wie Convivo in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind. Wer die Vorgabe an die Mindestquote von 51 Prozent examinierter Pflegekräfte nicht erfülle, müsse die Belegung der Einrichtungen zurückfahren, was weniger Einnahmen bei zugleich ohnehin steigenden Betriebskosten bedeute. Der Personalmangel führt darüber hinaus dazu, dass zunehmend teure Leiharbeitskräfte in den Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden. Auf Dauer lasse sich das nicht auffangen, gerade bei Altenheimbetreibern in der Größenordnung von Convivo. "Alles führt dazu, dass der Schlitten schnell steil nach unten fährt", sagt Frerks. Nach seinen Angaben ist Convivo der fünftgrößte Betreiber von Senioreneinrichtungen in Deutschland.