Lilienthal. Weil die Standorte der Landesaufnahmebehörde Niedersachsens belegt und auch die Kapazitäten in den Notunterkünften erschöpft sind, will Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens mehr Asylbewerber auf die Kommunen im Land verteilen. Lilienthals Bürgermeister Kim Fürwentsches ist darauf eingestellt, dass in der Gemeinde demnächst weitere Flüchtlinge untergebracht werden müssen. „Wir erwarten mehr Zugänge ab Herbst“, sagt der Verwaltungschef. Seinen Angaben zufolge sind seit April 35 Asylbewerber neu in der Gemeinde aufgenommen worden. Hinzu kämen fünf Ukrainer, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflüchtet seien. Dabei handele es sich durchweg um Angehörige von ukrainischen Familien, die schon in Lilienthal leben.
Die Gemeinde Lilienthal hat ihr Soll bei der Unterbringung von Flüchtlingen zuletzt mehr als erfüllt und elf Menschen mehr aufgenommen, als dies nach der bisher geltenden Verteilungsquote vorgegeben war. Das Rathaus meldete auch von sich aus freie Kapazitäten bei der Landesaufnahmebehörde an. Vorteil aus Sicht der Kommune: Die freien Wohnungen konnten auf diese Weise passgenau belegt werden. Wenn beispielsweise Platz für eine vierköpfige Familie vorhanden war, berücksichtigte dies die Landesaufnahmebehörde bei ihrer Zuweisung. Dieses Vorgehen hat dazu beigetragen, dass die Lilienthaler die Unterbringung von Geflüchteten in den vergangenen Monaten bewerkstelligen konnten, ohne in größte Nöte zu kommen.
Nach wie vor gibt es bei den Unterkünften in der Gemeinde eine eiserne Reserve: Gemeint ist das Containerdorf, das im Frühjahr im Gewerbegebiet Moorhausen an der Edisonstraße errichtet worden ist und Platz für maximal 50 Menschen bietet. Die Wohncontainer sind vor allem für Familien gedacht, jede Wohneinheit verfügt über ein separates Bad und eine Küche. Dazu gibt es aber auch Boxen, in denen einzelne Personen untergebracht werden können. Das Containerdorf steht seit seiner Errichtung leer. Laut Rathaus zahlt die Gemeinde für die Container eine monatliche Miete von etwa 15.000 Euro. Hinzu kommen einmalig rund 100.000 Euro, die für die Herrichtung der Fläche und den Anschluss ans Strom-, Wasser- und Abwasserleitungsnetz ausgegeben wurden.
Ministerin Behrens hatte angekündigt, dass angesichts der stark gestiegenen Zugangszahlen auch die Verteilung der Geflüchteten auf die Kommunen kurzfristig erhöht werden müsse. Zum 1. Oktober sollen demnach die Aufnahmequoten angehoben werden. Wie hoch die Quoten ausfallen werden, dazu gibt es vom Land noch keine Informationen. Auch beim Landkreis Osterholz liegt laut Dezernentin Heike Schumacher noch keine Zahl vor. Den Aussagewert der Quote hält sie ohnehin für begrenzt: Sie sage nichts über die Dauer der Aufnahme und die Zahl der ankommenden Menschen aus. Allenfalls gebe die Quote Auskunft darüber, wie das Bundesland die Menschen verteile. "Wir müssen uns darauf einstellen, verstärkt Geflüchtete bei uns aufzunehmen. Darüber sind sich alle im Klaren", sagt die Dezernentin.