Worpswede. Ob Schulklassen, Fahrradtouristen oder Wochenendbesucher – vor und während der Herbstferien war die Worpsweder Jugendherberge in den vergangenen Jahren immer gut gefüllt. Aktuell ist die Herberge knapp zur Hälfte ausgelastet – allerdings nicht mit Touristen, sondern mit Geflüchteten aus der Ukraine, Syrien, Irak oder Afghanistan. In Abstimmung mit dem Landkreis Osterholz hat die Gemeinde Worpswede die Jugendherberge am Hammeweg gemietet, um dort Menschen unterzubringen, die aus ihrem Heimatland geflüchtet sind. Doch das könnte sich bald ändern.
„Wir spielen derzeit mit dem Gedanken, die Jugendherberge als Flüchtlingsunterkunft im Laufe des kommenden Jahres aufzugeben", sagt Worpswedes Bürgermeister Stefan Schwenke der Redaktion. Als Grund nennt er die Kosten. "Da wir natürlich weitere Geflüchtete in Worpswede erwarten, müssen wir uns eine Alternative überlegen, wo wir diese Menschen dann unterbringen“, sagt Schwenke, der aktuell auch die Errichtung von Mobilbauten, wie es in Lilienthal der Fall ist, nicht mehr für ausgeschlossen hält. "Das ist eine Option", so der Bürgermeister.
Wie es beim Zuzug von Geflüchteten weitergeht, ist derzeit noch offen. Es deutet sich an, dass die Kommunen ab Oktober mehr Menschen aufnehmen müssen als bislang. Über die Bewältigung der Aufgabe wird zwischen Bund und Ländern noch eifrig diskutiert. Sie sind vorerst weiter uneins bei der Aufteilung der Kosten für die Versorgung der Flüchtlinge in Deutschland, wie nach Beratungen einer Arbeitsgruppe am Montag deutlich wurde. Länder und Kommunen fordern angesichts steigender Migrationszahlen eine stärkere Unterstützung des Bundes. Eine Lösung wird bis zu einer Ministerpräsidentenkonferenz Anfang November angestrebt.
Vor knapp einem Jahr hatte die Gemeinde Worpswede mit der Umfunktionierung der Jugendherberge zur Flüchtlingsunterkunft ihre Antwort auf die Frage nach Wohnplätzen in geeigneter Zahl gefunden. Im vergangenen November sollten dort 77 Personen aus der Ukraine untergebracht werden, zu Beginn dieses Jahres sollten es dann 100 Menschen sein, bei voller Auslastung sei Platz für 130 Geflüchtete. Doch es kam anders. Erst Ende März zog eine kleinere Gruppe, bestehend aus zwei ukrainischen Familien, in der Jugendherberge ein.
„Leider hat sich alles etwas anders entwickelt, als uns das vom Bund und dem Land Niedersachsen mitgeteilt wurde. Erst hieß es, dass zu Beginn des Jahres die ersten Menschen einziehen, dann wurde uns mitgeteilt, dass der Landkreis die Aufnahmequote aber bereits übererfüllt hatte“, erinnert sich Schwenke und ergänzt: „Alles in allem war das nicht nur für die Gemeinde, sondern auch für die Mitarbeiter in der Jugendherberge eine schwierige Situation, da man sich auf die Ankunft der Geflüchteten vorbereitet hatte und am Ende wieder niemand gekommen ist.“
Keine Vollauslastung in Sicht
Laut Schwenke sind derzeit um die 50 Personen in der Herberge untergebracht. Von einer Vollauslastung kann also auch weiterhin nicht die Rede sein. Zwar wurde der Gemeinde vom Land Niedersachsen bereits angekündigt, dass zu Beginn des kommenden Jahres weitere 40 bis 50 Geflüchtete dazukommen könnten. Allerdings nicht aus der Ukraine, sondern aus der Türkei, Georgien, Syrien oder Afghanistan. Doch darauf will sich Schwenke nicht verlassen. „Ich glaube, dass die vergangenen Monate gut gezeigt haben, dass solche Ankündigungen alles andere als zuverlässig sind.“
Die Menschen in der Jugendherberge werden fünf Tage in der Woche von Kräften des Deutschen Roten Kreuzes betreut. Ein Sicherheitsdienst ist rund um die Uhr im Einsatz. Wie viel die Miete der Jugendherberge die Gemeinde monatlich kostet, gibt Stefan Schwenke nicht an. Die Kosten für die Unterbringung übernimmt zunächst der Landkreis Osterholz. Es wird allerdings erwartet, dass das Land Niedersachsen diese anfallenden Kosten erstattet.