Lilienthal. War das etwa ein Anflug von Schwäche? Sollte der alles überragende Hazem Naw mal Nerven zeigen? Am Anfang des zweiten Satzes im Herren-Finale der Lilienthaler Volksbank Open musste der bis hierhin so überzeugende Vorjahressieger tatsächlich um sein Aufschlagspiel bangen. Der in der ATP-Rangliste auf Platz 550 geführte Naw hatte zwei Breakbälle gegen sich – und glich doch zum zwischenzeitlichen 1:1 aus. Es war die Phase, in der sich das Endspiel entschied. Naws Kontrahent, Serign Samba vom Großflottbeker THGC, vermochte die ausgelassenen Chancen nicht zu verwinden und gab sein nächstes und übernächstes Aufschlagspiel ab. So kam das Match doch noch zu einem schnelleren Ende, als sich die rund 300 Zuschauer auf der Anlage des TC Lilienthal gedacht hatten. Dabei konnten sie dem mit 2:6 und 2:6 unterlegenen Serign Samba nicht einmal große Vorwürfe machen. Denn er spielte echt gut.
Aber er traf halt auf einen Gegner, der sich auch aus der größten Bedrängnis heraus zu befreien wusste und dabei zum Teil sehenswerte Passierschläge zeigte. In einem von vielen harten Grundlinienduellen geprägten Finale hatte der aus Syrien stammende Hazem Naw fast immer die bessere Antwort.
An dem Tennis-Spieler des Kölner THC gab es an dem fünf Tage währenden Turnier in Lilienthal kein Vorbeikommen. Das war durchaus wörtlich zu nehmen und galt insbesondere für den finalen Sonntag. An diesem traf der Turnierfavorit zunächst im Halbfinale auf Dominik Bartels, gegen den er sich beim 6:1 und 6:2-Erfolg – wie wenig später Serign Samba im Finale – nur eine eine kurze Schwächephase erlaubte, die sein Kontrahent aber nicht zu nutzen wusste. Lediglich eine Viertelstunde später machte sich Hazem Naw auf den Weg zu Platz acht, wo er das Mixed-Finale bestritt. Und tatsächlich verlor.
Samba mit mehr Mühe
Zu dieser Zeit lief das zweite Halbfinale von Serign Samba noch. Und es schien fast so, als würde sich daran auch so schnell nichts ändern. Denn Samba hatte nach dem glatten 6:1-Erfolg im ersten Satz so seine liebe Mühe mit Claus Piening vom TC Garlstedt. Zwar hatte sich Samba beim Stand von 1:1 mehrere Breakbälle erspielt, weil er diese aber ungenutzt ließ und sein anschließendes Aufschlagspiel abgab, lag er schnell mit 1:3 zurück. Doch Serign Samba kämpfte sich in einem gut anzusehenden Match zurück. Ein Doppelfehler Pienings bedeutete das Rebreak, beim Stand von 3:3 nahm er Piening erneut das Aufschlagspiel ab. Piening erhöhte bei seiner Gegenwehr das Risiko, zeigte zum Teil einige sehenswerte Winnerschläge, produzierte gegen den konstanteren Samba aber insgesamt zu viele Fehler. Trotzdem schrie sich Serign Samba beim erfolgreichen Matchball seine ganze Erleichterung von der Seele. Der Finaleinzug war hart umkämpft und hatte knapp 30 Minuten länger gedauert als der von Hazem Naw.
Eine Frage der Kraft war das Finale aber nur bedingt, schließlich hatte es eine Stunde später begonnen als angekündigt. Zeit zur Regeneration hatte Serign Samba also ausreichend. Vielleicht war die Pause sogar zu lang, denn er fand zunächst nicht wirklich in die Partie. Ärgerlich zudem war, dass er sein erstes Aufschlagspiel mit einem finalen Doppelfehler an Naw abtreten musste.
Der hatte im ersten Satz einzig bei seinem Service zum 2:0 etwas Probleme, dafür gingen die anschließenden zwei Spiele ohne Punktverlust an den Syrer. Erst mit seinem souveränen Aufschlagspiel zum zwischenzeitlichen 1:4 fand Samba in die Partie zurück. Doch wie gesagt: Naw behielt auch in den Situationen die Oberhand, in denen er unter Bedrängnis gestanden hatte. Und das kam bei der druckvollen Vorhand von Serign Samba nicht selten vor.
Den Schwung vom wiedererstarkten Ende des ersten Durchgangs nahm Serign Samba mit in den zweiten Satz, bis sich die eingangs erwähnten Breakchancen ergaben. Es waren seine ersten des Matches – und es sollten die letzten bleiben. Trotzdem: Mit dem Finaleinzug erreichte Serign Samba in Lilienthal sein bestes Abschneiden. Im vergangenen Jahr war er daran im Halbfinale noch gehindert worden. Sein Gegner damals? Hazem Naw.