Lilienthal. Welcher Gegenwind ihr ins Gesicht blasen würde, merkte Vlada Ekshibarova direkt bei ihrem ersten Aufschlagspiel. Gleich drei Breakbälle musste die 34-Jährige abwehren, ehe sie ihren Aufschlag durchbrachte. Dass ihr druckvolles Spiel allein nicht ausreichen würde, wurde ihr schnell klar, weil auf der Gegenseite mit Julia Victoria Rennert jemand stand, der ihr in dieser Hinsicht in nichts nach stand. Mehr noch: Die 22-Jährige war es, die Ekshibarova mit ihren peitschigen Grundlinenschlägen vermehrt unter Druck setzte. Vlada Ekshibarova musste ihr Spiel variantenreiche gestalten. Und das tat sie, indem sie hohe weite Bälle und einige Stopps einstreute. Knapp war es allemal, denn die Favoritin setzte sich nach dem 6:4 im ersten und dem 3:6 im zweiten Satz erst im Matchtiebreak mit 10:8 durch.
Man merkte der erfahrenen Tennisspielerin bei der Siegerehrung an, welch hartes Stück Arbeit hinter ihr gelegen hatte. Mit der unbekümmerten Art von Julia Victoria Rennert musste sie erst einmal umgehen lernen. Was ihr im Verlauf des ersten Satzes immer besser gelang, indem sie das Spiel länger gestaltete. Rennert hingegen hielt an ihren harten Grundschlägen eisern fest. Und sie machte Fehler. Teils zeigte sie Nervenstärke, als sie auch bei Breakbällen gegen sich, sehenswerte Punkte markierte. Ihr (jugendlicher) Mut kostete die Tennisspielerin des Kölner HTC vermeidbare Punktverluste. Stellvertretend dafür stand ihr Doppelfehler zum 2:4 im ersten Durchgang.
Ihren emotionalen Tiefpunkt erlebte die 22-Jährige beim Stand von 2:5. Sie schimpfte, aber vielleicht musste der Frust einfach mal raus. Denn fortan lief es wieder besser. Rennert verkürzte auf 4:5, aber nach vielen spannenden Spielen über Einstand hinaus rettete Ekshibarova ihren Vorsprung ins Ziel – 6:4.
Mit Beginn des zweiten Durchgangs deutete vieles auf ein schnelles Ende hin. Vlada Ekshibarova fürhte bereits mit 3:0, als sich Julia Victoria Rennert im wahrsten Sinne zurückkämpfte und alles sechs (!) folgende Aufschlagspiele für sich entschied. So musste der Matchtiebreak entscheiden, und auch hier war es bis zum letzten Ball ein Spiel auf Augenhöhe. Mit dem besseren Ende für Vlada Ekshibarova.
"Ich hatte vor dem Turnier eineinhalb Wochen gar nicht trainiert, weil ich Klausurenphase habe. Deswegen war es schon überraschend, dass ich ins Finale gekommen bin. Aber ich habe mich von Spiel zu Spiel gesteigert, habe heute leider knapp verloren. Aber es war mal wieder schön, auf dem Platz zu stehen", nahm Julia Victoria Rennert die Niederlage sportlich. Zumal sie noch mit 800 Euro Prämie versüßt wurde.