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Hype um "Keine Zeit zu sterben" Bond beschert Kinos Besucher-Boom

"Keine Zeit zu sterben", der neue Bond-Film, bescherte am Wochenende auch dem Central-Theater in Osterholz-Scharmbeck einen Besucher-Boom. Die von der Pandemie gebeutelte Branche kann's gebrauchen.
06.10.2021, 05:00 Uhr
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Von Michael Schön

Osterholz-Scharmbeck. "Keine Zeit zu sterben" ist der längste Bond-Film aller Zeiten, der letzte mit Daniel Craig und – aufgrund seiner der Pandemie geschuldeten Startprobleme – vielleicht auch jener, der am sehnsüchtigsten erwartet wurde. Aber eine Lizenz zum Gelddrucken ist er für die Kinos, die den Agenten-Thriller vorführen dürfen, noch lange nicht. "Er läuft sehr gut, aber die Zahlen der anderen Bond-Filme werden wir nicht erreichen", bilanziert Wolfgang Schrick, Betreiber des Central Theater an der Poststraße, nachdem er am vergangenen Wochenende mit täglich vier Vorführungen des kultigen Kassenschlagers aufgewartet hatte. Dass der Publikumszuspruch im Osterholz-Scharmbecker Lichtspielhaus diesmal nicht ganz  so durchschlagend war wie bei "Spectre" oder "Casino Royale", liegt laut Schrick am Hygienekonzept, das einen Zwei-Plätze-Puffer zwischen Personen oder Familien vorsieht. Am Freitag, Sonnabend und Sonntag registrierte er jeweils um die 200 Besucher, am Premieren-Donnerstag etwa die Hälfte davon.  "Vor Corona hatten wir locker doppelt so viele Zuschauer im Saal, wenn Bond in die Kinos kam." 

Die noch nicht optimale Auslastung ist bundesweit ein Thema. Doch mit knapp 1,2 Millionen Besucherinnen und Besuchern gelang "Keine Zeit zum Sterben" der beste Kinostart seit der letzten „Star-Wars"-Episode (1,4 Millionen am Startwochenende) im Dezember 2019. Craigs Finale haucht der Branche nach der langen Corona-Schockstarre neues Leben ein. 

Schrick macht darauf aufmerksam, dass nicht nur das Platzangebot reduziert ist, sondern obendrein auch  noch mehr Personal für die Themen Sicherheit und Hygiene vorgehalten werden muss. Er selbst war in den vergangenen Tagen so beschäftigt, dass er nur ein einziges Mal Gelegenheit hatte, sich "Keine Zeit zu sterben" anzusehen. Und das in der 2-D-Animation, wo doch gerade für einen Film mit so geballter Action-Dichte die plastische 3-D-Variante als die bessere Wahl erscheint. Wobei ihm der Hinweis wichtig ist, dass der Film keineswegs nur von Schlag auf Schlag kommenden Kampf- und Gewaltszenen lebt. Das versäumte dreidimensionale Vergnügen will er sich aber trotzdem möglichst bald gönnen.

"Technisch interessant"

Und wie hat ihm der neue Bond gefallen? Schrick will natürlich nicht spoilern, aber das "so nicht unbedingt zu erwartende Ende" hat ihn beeindruckt. "Es war auf jeden Fall ein würdiger Abschluss für Daniel Craig." Nicht zuletzt sind ihm etliche Sequenzen im Gedächtnis geblieben, die "technisch sehr interessant waren".  Mit "Dune" - 155 Minuten lang und damit zehn Minuten kürzer als "Keine Zeit zu sterben" - hat das Central Theater im vergangenen Monaten noch einen weiteren spektakulär beworbenen Streifen im Programm, den der Cineast Schrick wärmstens empfiehlt. "Dune" fußt literarisch auf die gleichnamige Romanreihe des amerikanischen Fantasyautors Frank Herbert und setzt auch auf den 1984 erschienen Film "Der Wüstenplanet" auf. Schrick: "Wer Science Fiction mag, ist mit diesem Film sehr gut bedient." Die angesprochene Zielgruppe ist allerdings nicht vergleichbar mit der Fan-Szene, die dem britische Doppelnullagenten sogar in Vereinen wie dem "James-Bond-Club Deutschland" huldigt. 

Ebenfalls wohl nicht massenkompatibel, aber darum nicht minder  sehenswert ist für Schrick der neue Film von Sönke Wortmann, der am 28. Oktober in die Kinos kommt. "Contra" mit Christoph Maria Herbst hat dem Betreiber des Central Theaters "supergut gefallen". Herbst spielt einen Professor, der aus seinem Hörsaal verbannt werden soll, nachdem er dort eine Jura-Studentin fremdenfeindlich beleidigt hat.

Vorerst kein 2 G

Das Osterholz-Scharmbecker Kino wird bis auf Weiteres, so der Inhaber, nicht die 2-G-Option, Zulassung nur von Genesenen und Geimpften, ziehen. "Es sind noch zu viele Kinder und Jugendliche nicht geimpft. Die würde ich ja ausschließen", argumentiert er. "Und das generationsübergreifende Gemeinschaftserlebnis ist mir ganz wichtig."

Apropos Gemeinschaftserlebnis. Vor dem immer wieder beschworenen "Kinosterben" hat er keine Furcht. "Die Ergebnisse haben ja zum Beispiel gezeigt, dass Day-by-Day-Freigaben der Streaming-Konkurrenz nicht helfen." Er spielt damit auf den Science-Fiction-Actionfilm "Black Widow" an, der 2021 erschien. Darin ist Scarlett Johansson als titelgebende Heldin Natasha Romanoff alias Black Widow zu sehen. Der Film kam am 9. Juli 2021 in die US-amerikanischen Kinos und gleichzeitig weltweit gebührenpflichtig ins Programm des Streaminganbieters Disney. Mit der Folge, so Schrick, dass die Kino-Betreiber den Film boykottierten. "Er lief deutschlandweit nur in 220 Kinos."  Es gibt davon über 1700. Eine Zahl, die im ersten Halbjahr dieses Jahres gegenüber 2020 nur um ein Prozent zurückgegangen ist. Damit ergibt sich immer noch ein Zuwachs gegenüber 2019, als 1689 Spielstätten gemeldet waren.

Streamingdienste sind natürlich daran interessiert, Filme schneller in die Wohnungen der Konsumenten zu bekommen, als es bislang die Regel ist. Bislang haben  die Kinobetreiber aber noch stets mit der Drohung kontern können, keine Filme zu buchen, die nicht in den ersten 75 Tagen ausschließlich in Kinos laufen würden. Den so erfolgreichen Streifen wie "Keine Zeit zu sterben" würden die Kinos noch mindestens sechs Monate exklusiv präsentieren können, versichert Schrick.

Es ist auch keineswegs so, dass Unternehmen wie das seine aus der Zeit gefallen sind. Er muss keine 40 Kilo schweren Filmrollen schleppen. Geht heute alles digital. Auch der Kartenverkauf. 70 Prozent der Tickets für "Keine Zeit zum Sterben" seien online gebucht worden.  

Überhaupt würde seine Branche mit  Innovationen auf Konkurrenz und sich ändernde Ansprüche der Konsumenten reagieren. In Stuttgart-Leonberg wirbt der "Traumpalast" mit dem "Kino der nächsten Generation": Die Imax-Technik ermöglicht über besonders hohe Auflösung scharfe Projektionen auf große Leinwandflächen, in Leonberg handelt es sich um eine sichtbare Fläche von 38 x 21 Metern. 

Zur Sache

Craigs letzter Fall

Bei "Keine Zeit zu sterben" (Originaltitel: No Time to Die) handelt es sich um den 25. Film aus der James-Bond-Filmreihe sowie den fünften und letzten Teil mit Daniel Craig in der Titelrolle des MI6-Agenten. Der Film feierte Ende September in der Royal Albert Hall in London seine Weltpremiere. Die Story beginnt damit, dass Bond nach Aufgabe des aktiven Dienstes ein ruhiges Leben in Jamaika führt. Doch als sein alter Freund Felix Leiter (Jeffrey Wright) von der CIA erscheint und um Hilfe bittet, macht er sich auf, einen entführten Wissenschaftler zu befreien. Doch diese Mission führt zu einem mysteriösen Bösewicht (Rami Malek), der mit gefährlicher neuer Technologie ausgestattet ist.

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