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Frühstück bei.... „Faszination Orgel im Kirchenraum“

in unserer Porträt-Serie "Frühstück bei..." stellen wir heute Caroline Schneider-Kuhn vor. Die Kirchenmusikerin aus Osterholz-Scharmbeck sagt. Musik biete manchen Menschen einen Zugang zu Glaube und Religion.
02.07.2021, 17:32 Uhr
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Von ULB Ulf Buschmann

Osterholz-Scharmbeck. Caroline Schneider-Kuhn hat sich ins Zeug gelegt. Für den Besuch hat die Kantorin der St.-Willehadi-Kirchengemeinde Osterholz-Scharmbeck extra Kaffee gekocht. „Ich mache mir nachher einen Tee“, sagt sie und fragt: „Ist der Kaffee auch nicht zu stark?“ Nein, der ist genau richtig. Und die blaumetallic-farbene Kanne weckt mit ihrem bauchigen Design sogleich Kindheitserinnerungen – ein Stück langlebiges Alltagsdesign.

Der lang gestreckte Tisch mutet fast schon biblisch an: Jesus sitzt mit seinen Jüngern an einer Tafel und speist gemeinsam. Im Hause Schneider-Kuhn würden die Apostel von einer schönen alten Uhr und einem den Raum beherrschenden Sekretär umrahmt. „Ein Erbstück“, erklärt die Kantorin verschmitzt. Sie geht kurz in die Küche und legt die Brötchen in einen Korb.

Dass sie würde Musik studieren wollen, wusste die Kantorin früh – kein Wunder, kommt sie doch aus einer musikalischen Familie. Aufgewachsen ist Caroline Schneider-Kuhn in der Nähe von Braunschweig. „Singen gehörte bei uns immer dazu“, erklärt die Kirchenmusikerin. Dass allerdings alle Kinder automatisch in der Richtung der Eltern schlagen würden, war keineswegs ausgemacht: „Meine zwei Brüder mussten - ich wollte Blockflöte spielen“, lacht sie. Und: „Fasziniert haben mich immer die Aufführungen im Braunschweiger Dom. Ich wusste früh: Das will ich auch.“

Wenig junge Kirchenmusiker

Also studierte sie nach dem Abitur Kirchenmusik – in sehr überschaubarem Rahmen, denn außer ihr gab es in ihrem Studiengang nur noch einen weiteren angehenden Kantor. „Der Nachwuchs fehlt schon seit Jahren“, konstatiert Schneider-Kuhn, während sie sich einen Teil ihres Brötchens mit Aufschnitt belegt. Mit ihrem Blick auf die kirchliche Realität ist sie nicht alleine. Auch die Hannoversche Landeskirche, zu der Osterholz-Scharmbeck gehört, hat erkannt, dass es Zeit wird, Menschen wieder mehr für Kirchenmusik zu begeistern.

Musik, findet die Kantorin, erlaube „eine eigene Art des Zugangs zum Glauben“. Nachdem sie in ihr Brötchen gebissen hat, erklärt sie ihre Sicht: Vielfach hätten Menschen mit Kirche an sich gar nichts mehr am Hut. Auch in der Scharmbecker Kantorei gebe es Menschen, die aus der Kirche ausgetreten seien. Aber es sei eben die „Faszination der Musik, die einen Zugang zum Glauben schaffen kann“. Auch der beeindruckende Klang der Orgel im Kirchenraum kann Menschen zutiefst bewegen.

Musikalische Andacht

Dass Musik das Tor zur Religion sein kann, beschreibt Caroline Schneider-Kuhn an einem Beispiel: Nach der Verkündung des ersten Corona-Lockdowns initiierte sie die Andacht-Reihe „Mittendrin“. Einmal in der Woche gibt es seitdem einmal wöchentlich das Angebot, für etwa 30 Minuten in der Kirche innezuhalten. „,Mittendrin’ funktioniert nur durch die Mischung von Wort und Musik“, weiß Schneider-Kuhn inzwischen. Zurzeit sei aber erst einmal Pause. Wie es nach dem Sommer mit den Andachten weitergeht, ist noch nicht klar.

Caroline Schneider-Kuhn bereitet sich ihren Tee zu. Zurück am Tisch, geht es um das breite Angebot, das die Kirchenmusik heute machen kann: für alle Altersgruppen etwas. Da seien die „Spatzen“ der Willehadi-Gemeinde für Kinder ab vier Jahren  - und der Vormittagschor für Senioren: „Unsere älteste Sängerin ist fast 90 Jahre“, zeichnet die Kantorin den Bogen nach, die seit 16 Dienstjahren in Osterholz-Scharmbeck tätig ist.

Größere Bandbreite

Im Übrigen sei die Kirchenmusik heute generell viel breiter aufgestellt als noch zu ihrer Studienzeit, sagt Schneider-Kuhn. Damals sei verpönt gewesen, überhaupt nur an Popularmusik zu denken – geschweige denn zu spielen. Heute hingegen könne man auch Kirchenmusik mit Schwerpunkt Popularmusik zu studieren. Die werde seit einiger Zeit auch sehr von der Landeskirche gepusht. Ob dies der richtige Weg ist, bezweifelt Caroline Schneider-Kuhn zwischen einem Schluck Tee und einem Biss ins Brötchen.

Popular- oder traditionelle Kirchenmusik: Dass es immer noch zwei Fraktionen gibt, die sich zum Teil unversöhnlich gegenüber stehen, ist dabei ganz und gar nicht das Ding der Musikerin. „Ich bin viel im Internet unterwegs“, erzählt sie. In der Online-Welt finde sie immer wieder Beispiele, um neue Wege einzuschlagen. Beispiel Finnland: Dort gebe es zahlreiche Heavy-Metal-Bands, die Kirchenmusik spielen. An die Richtung traue sie sich selbst zwar nicht heran, doch zur Inspiration sei es allemal gut.

Wenn Caroline Schneider-Kuhn ein Stück für ihre Tätigkeit gefunden hat, setzt sie es gerne an der Kirchenorgel um. „Das Instrument bietet einfach eine Vielzahl von Möglichkeiten“, sagt sie. Das gehe weit über das traditionelle Liedgut von Kantaten und Chorälen hinaus. Ein Beispiel hat die Kantorin denn auch gleich parat: „Als unser Jugenddiakon mit einigen Kindern in der St.-Marien-Kirche kleine Filmszenen zum Thema ,Tatort Kirche’ drehte, habe ich mich an die Orgel gesetzt und die ,Tatort’-Melodie gespielt.“

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