Auf einmal war sie da, die Chance zum Ehrentreffer. Sie war das Resultat einer vor allem zum Ende hin häufiger vorkommenden Ballstafette, die der gute Jarno Schnieders einleitete. Sein öffender Pass erreichte Niklas Schumacher, dessen flache Hereingabe Werder-Torwart Timur Pazhigov nicht richtig zu fassen bekam und das Leder an den eigenen Pfosten lenkte. Von dort prallte der Ball zurück an die Grenze des Fünfmeterraums, von wo aus der heraneilende Hussain Taha draufhielt und die Unterkante der Latte traf. Es war zweifellos die beste Möglichkeit in der besten Phase des Fußball-Bezirksligisten VSK Osterholz-Scharmbeck im Testspiel gegen die um drei Klassen höher angesiedelte U23 des SV Werder Bremen, das am Ende 0:7 (0:4) verloren ging.
Nicht anderes als eine klare Niederlage war erwartet worden. Deswegen spielte das Ergebnis hinterher eine weit untergeordnete Rolle. Der VSK hatte sich so gut geschlagen, wie es ging. Trainer Thorsten Westphal umschrieb es so: "Die Mannschaft hat sich ordentlich verkauft." Wenn die Partie am Ende 3:9 ausgegangen wäre, wäre sie eben 3:9 ausgegangen, so der VSK-Coach.
Der Plan der Kreisstädter war deutlich zu erkennen: Nach Möglichkeit stabil in der eigenen Defensive stehen und mit langen Bälle auf den als einzige Spitze aufgebotenen Jan Brinkmann das eigene Umschaltspiel einleiten. Allein: Die Gäste kamen kaum dazu. Von Beginn an wurden sie in die eigene Hälfte eingeschnürt und mussten schon nach sechs Minuten das 0:1 hinnehmen. Der Treffer resultierte aus einer viel zu naiv verteidigten Ecke. Wie beim Handball formierten sich die Werderaner im weiteren Verlauf um den VSK-Strafraum und suchten die Lücke im dichten Abwehrverbund. "Wobei wir es Werder bei den ersten Gegentoren zu einfach gemacht haben", meinte Thorsten Westphal. Zu oft ließen die VSK-Schützlinge die Werderaner gewähren anstatt energischer zu stören. Vor dem 0:2 etwa konnten sich die Gastgeber den Ball fast bis zur Grundlinie zuspielen.
Die Kreisstädter konnten sich im ersten Abschnitt derweil zweimal aus der Umklammerung befreien. Jarno Schnieders eroberte sich den Ball und spielte ihn punktgenau in den Fuß von Hussain Taha, der sich das Leder noch einmal zurechtlegte und Werder-Keeper Pazhigov prüfte. Nachdem sich Jan Brinkmann einmal aus spitzem Winkel versucht hatte, bot sich Dennis Knecht nach einem Eckball eine weitere Möglichkeit. Sein Drehschuss wurde aber noch abgeblockt. Allerdings wurde der VSK danach schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Kurz vor der Halbzeit schlugen die Werderaner nämlich noch zwei Mal zu. Vor allem dem 0:3 ging ein schneller und kluger, aber in erster Linie passgenauer Angriff voraus.
Diese drei Merkmale machten den größten Unterschied zwischen den beiden Mannschaften an diesem verregneten Sonntagnachmittag aus. Die Gäste kamen in Halbzeit zwei aber besser ins Spiel, als sie auf Dreierkette umstellten. Oder, weil Werders U23 mit einem Schlag munter durchwechselte. Das gab auch Westphal zu bedenken, was seinem positiven Gesamteindruck keinen Abbruch tat. Nicht nur die letzten zwanzig Minuten seien die besten gewesen, sondern "eigentlich die zweite Halbzeit". Trotz dreier weiterer Gegentore. "Und wenn wir uns auch mal belohnen würden, hätten wir auch ein Tor machen können, sogar zwei."
