Landkreis Osterholz. Was wäre gewesen, wenn...? Diese Frage treibt Tausende Amateurfußballer an diesem Wochenende wohl ganz besonders um. Denn an diesem Sonnabend wäre in den allermeisten Amateurligen Niedersachsens der letzte Spieltag ausgetragen worden. Tränen der Freude und der Trauer wären geflossen, ebenso wie der Meistersekt. Wie immer hätte der Sport ganz besondere Geschichten geschrieben, einige Legenden wären sicherlich ebenfalls entstanden. Wie das eben an einem letzten Spieltag so ist, wenn sich eine komplette Saison entscheidet. Die Sportredaktion hat ein paar dieser Geschichten aufgeschrieben – wie sie hätten passieren können. Oder anders gesagt: Wir skizzieren den letzten Fußball-Spieltag in Ober-, Landes- und Bezirksliga nach – wie wir ihn auch ganz gerne mal aufgeschrieben hätten. Nämlich mit einem Augenzwinkern.
SV Ippensen – VSK Osterholz-Scharmbeck 15:0 (0:0): Das hat der VSK selbst zu Oberliga-Zeiten nicht erlebt. Über 5000 Fans aus Osterholz-Scharmbeck sind zu diesem Auswärtsspiel gekommen, ein einziges Meer in grün und weiß umgibt den Ippenser Sportplatz. Über den Grund kann anfangs nur spekuliert werden, schließlich stehen die VSK-Fußballer bereits seit letzter Woche als Absteiger fest. Das Geheimnis wird zum Anpfiff gelüftet, als die VSK-Ultras ein riesengroßes Banner ausbreiten, auf dem steht: „Ein letztes Mal Bezirksliga. Wir waren dabei.“ Das Spiel nimmt denselben Verlauf wie unzählige Male zuvor: Der VSK spielt richtig gut mit, ist nach der Pause in den entscheidenden Situationen aber zu naiv.
„Die Leute werden wieder sagen: Der Schilling hat einen an der Waffel – und wahrscheinlich haben sie auch recht. Aber trotzdem hätten wir gewinnen müssen“, sagt VSK-Coach Oliver Schilling hinterher. Nach Ippensens Fünferpack in nur zwei Minuten zum zwischenzeitlichen 0:5, 0:6, 0:7, 0:8 und 0:9 beginnt die erste Abwanderungswelle der VSK-Fans. Bis zum Schlusspfiff halten es nur noch die Hartgesottenen aus, die sich mit Betreuer-Legende Wolfgang Stöhr weinend in den Armen liegen. „Wir steigen wieder auf, wir steigen wieder auf“, verspricht „Wolle“, die gute Seele des Vereins, mit tränenerstickter Stimme und schnäuzt noch einmal kräftig in sein Taschentuch.